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25
09
2009

Doch im ,Vorbeigehen’ brach er dabei doch einen Weltrekord: Denn den 30-km-Punkt, wo Race-Direktor Mark Milde vorausschauend ein offizielles Kampfgericht platziert hatte, erreichte Haile Gebrselassie nach 1:27:49 Stunden.

Haile zum Vierten – BERLIN-MARATHON 2009 – Jörg Wenig berichtet

By GRR 0

Seinen eigenen Weltrekord hat Haile Gebrselassie, verpasst, doch der Äthiopier wäre nicht Haile Gebrselassie, wenn er beim 36. real,- Berlin-Marathon nicht doch für ein Novum gesorgt hätte. Genau genommen waren es sogar zwei. In starken 2:06:08 Stunden gewann der 36-Jährige bereits zum vierten Mal den hochklassigsten und spektakulärsten deutschen Marathon.

Doch im ,Vorbeigehen’ brach er dabei doch einen Weltrekord: Denn den 30-km-Punkt, wo Race-Direktor Mark Milde vorausschauend ein offizielles Kampfgericht platziert hatte, erreichte Haile Gebrselassie nach 1:27:49 Stunden. Diese Zeit ist allerdings zunächst noch inoffiziell. Der Streckenvermesser der Association of International Marathons and Road Races (AIMS), Hugh Jones, wird den 30-km-Streckenpunkt noch einmal überprüfen.

Novum Nummer zwei betrifft keine Zeit sondern die Anzahl der Siege: Nie zuvor hatte bisher ein Läufer öfter als dreimal in Berlin gewonnen. Das war zunächst dem Berliner Ingo Sensburg gelungen als das Rennen allerdings noch eine eher lokale Bedeutung hatte und später dann sowohl der Polin Renata Kokowska als auch der Berlinerin Uta Pippig. Haile Gebrselassie gewann nun sogar viermal in Reihenfolge.

Der Äthiopier verpasste zwar seinen im vergangenen Jahr in Berlin aufgestellten Weltrekord von 2:03:59 Stunden mit 2:06:08 Stunden deutlich. Doch es handelt sich trotzdem um eine Weltklassezeit. Es ist das neuntbeste Ergebnis in diesem Jahr und in der Liste der schnellsten je gelaufenen Zeiten über die klassischen 42,195 km steht Haile Gebrselassie mit seinem heutigen Ergebnis auf Rang 25.

Während Haile Gebrselassies vermeintlich stärkster Konkurrent, Duncan Kibet (Kenia), das Rennen nach 32 km aufgab, wurde der Kenianer Francis Kiprop in 2:07:04 Stunden Zweiter. Rang drei belegte der Äthiopier Negari Terfa (Äthiopien) in 2:07:41. Für einen äthiopischen Doppelsieg sorgte Haile Gebrselassies Landsfrau Atsede Besuye, die nach 2:24:47 Stunden ins Ziel am Brandenburger Tor lief. Die Russin Silvia Skvortsova wurde Zweite in 2:26:24 Stunden, Rang drei belegte Mamitu Daska (Äthiopien) in 2.26:38.

Die Rekordzahl von 40.923 Läufern aus 122 Nationen hatte gemeldet, 35.035 von ihnen erreichten das Ziel. In diesem Jahr war bisher nur der London noch etwas größer als das Rennen in Berlin. Rund eine Million Zuschauer säumten bei gutem, allerdings am Ende warmem Wetter mit Temperaturen von knapp über 20 Grad Celsius die Strecke.

Eine Gruppe von sieben Tempomachern führte die beiden Favoriten des Rennens, Haile Gebrselassie und Duncan Kibet, mit Zwischenzeiten an den Kilometerpunkten vorbei, die auf einen Weltrekord von rund 2:03:30 Stunden hinausliefen. Schon vor der Halbmarathonmarke (61:44 Minuten) allerdings hatte es eine Überraschung gegeben, denn etwa bei Kilometer 19 konnte Duncan Kibet das Tempo nicht mehr halten. Der Kenianer bekam ein Hüftproblem, so dass er immer weiter an Boden verlor und nach 32 km schließlich aufgab.

Das Aus des Herausforderers und Jahresweltbesten (2:04:27 in Rotterdam) hatte jedoch keinen Einfluss auf das Tempo an der Spitze. Dort leisteten vor allen die Kenianer John Kales und Sammy Kosgei ausgezeichnete Arbeit als ,Hasen’ für Haile Gebrselassie. Nach 1:27:49 Stunden war die 30-km-Marke erreicht. Zwei km später ging mit Sammy Kosgei der letzte Tempomacher aus dem Rennen. Kurz danach bekam auch Gebrselassie Probleme, was allerdings nichts mit dem Ausstieg des ,Hasen’ zu tun hatte.

Mit einem deutlich schwereren Schritt war er auf den letzten sieben Kilometern unterwegs. Über drei Minuten benötigte der Weltrekordler nun für die 1000-m-Abschnitte. Kilometer 40 lief Haile Gebrselassie wahrscheinlich so langsam wie noch nie in einem Marathonrennen: 3:19 Minuten wurden hier für den Serienweltrekordler gestoppt.

Zu diesem Zeitpunkt war der Weltrekord schon lange außer Reichweite. „Nach 33 Kilometern wusste ich, dass ich den Rekord nicht brechen würde. Es wurde einfach zu warm. Plötzlich fühlte ich mich sehr müde, obwohl ich sehr gut vorbereitet war auf dieses Rennen. Offenbar ist es nicht möglich, einen Weltrekord bei Temperaturen von über 17 Grad Celsius zu laufen. Ein bisschen ist es vielleicht auch ein mentales Problem gewesen. Mein Kopf sagte zu meinem Körper, es wird hart.

Ich fühlte mich, als würde ich in ein unbekanntes Land laufen“, erklärte Haile Gebrselassie, der sich neben einer Siegprämie 50.000 Euro zusätzlich eine Zeitprämie von 30.000 Euro verdiente. In Richtung Race-Direktor Mark Milde sagte Haile Gebrselassie: „Wenn es Mark erlaubt, komme ich im nächsten Jahr wieder nach Berlin!“

Ein starkes Rennen zeigte Francis Kiprop, der in der zweiten Hälfte der schnellste Läufer im Feld war. Er rannte diesen Abschnitt in 62:46 Minuten. Als Zweiter stellte der Kenianer mit 2:07:04 Stunden eine hochkarätige persönliche Bestzeit auf. Nach Kilometer 35 sah es phasenweise sogar so aus, als könnte er Haile Gebrselassie noch gefährlich werden. Bei Kilometer 25 hatte sein Rückstand auf den Äthiopier 2:28 Minuten betragen, bei 35 km waren es nur noch 1:35 Minuten. Im Ziel betrug der Abstand schließlich 56 Sekunden. Es war der knappste Sieg von Haile Gebrselassie in Berlin bisher.

„In der ersten Hälfte sind wir in der Verfolgergruppe zu langsam gelaufen, deswegen war Haile Gebrselassie nicht mehr einzuholen“, sagte der 27-jährige Francis Kiprop. „Aber ich bin trotzdem zufrieden, denn ich habe eine persönliche Bestzeit aufgestellt.“ Der Kenianer war mit einer Bestleistung von 2:08:30 Stunden nach Berlin gekommen. Als Haile Gebrselassie bei der Pressekonferenz von dem starken Rennen von Kiprop in der zweiten Hälfte erfuhr, gratulierte er dem Kenianer und sagte ihm: „Du hättest mit mir mitlaufen sollen!“

Ob er es aufgeben würde, zu versuchen seinen eigenen Weltrekord zu brechen, wurde Haile Gebrselassie während der Pressekonferenz gefragt. „Oh, das kann doch keine ernst gemeinte Frage an mich sein. Ich werde doch nicht zu Hause bleiben und schlafen“, erklärte der Äthiopier, der in seiner Karriere vor dem Rennen in Berlin 19 offizielle und sieben inoffizielle Weltrekorde aufgestellt hatte. „Ich will meinen Weltrekord weitere verbessern und bin mir sicher, dass ich das schaffen werde.

Außerdem ist der Marathon-Olympiasieg in London 2012 ein großes Ziel.“

Jörg Wenig in "leichtathletik"

author: GRR

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