Hailes letzter Lauf - Foto: Klaus Weidt
Haile läuft immer noch! Am Great Ethiopian Run beteiligten sich Ende Januar fast 18 000. Das 10-km-Fest ist einmalig in Afrika, aber nicht Äthiopiens einziger Volkslauf. Klaus Weidt berichtet
Natürlich war Haile Gebrselassie auch da. Er ist schließlich immer noch Chef des Organisations-Teams. Aber er rannte nicht mit.
Seinen letzten Start beim Great Ethiopian Run erlebte ich selbst, als er 2015 barfuss lief – wie einst die Legende Abebe Bikila. Es war damals, auch symbolisch, der letzte Wettkampf eines langen erfolgreichen Läuferlebens.
Zweimal Olympiasieger über 10 000 m, Marathon-Weltrekordinhaber und viermaliger Berlin-Marathon-Gewinner. Dass er aber doch noch auf den Hängen von Addis Abeba in Laufschuhen zu sehen ist, erfuhr ich von Dagmawit Amare, eine der rührigen Organisatoren von äthiopischen Laufveranstaltungen, die u.a. wie der Great Run von „TotalEnergies“ unterstützt werden.
Gern antwortete sie auf meine Fragen:
Wie war diesmal der Great Ethiopian Run, erstmals Ende Januar ausgetragen?
Er war ein großer Erfolg. Obwohl der Termin verschoben und die Teilnehmer schon im Juli vergangenen Jahres registriert wurden, hatten wir an diesem Tag auf der 10-km-Strecke in Addis Abeba fast 18 000 Finisher. Dafür erhielten wir auch eine Danksagung unseres Premierministers, Dr. Abiy Ahmed. Der Elite-Wettkampf dabei war einer der Schnellsten in unserer Renngeschichte. Die Weltmeisterschafts-Dritte im Halbmarathon Yalemzerf Yehulaw lief 31:17 Minuten, 38 Sekunden unter ihrem eigenen Rekord. Das Rennen bedeutet für uns auch ein Symbol des Friedens in Äthiopien, der Einheit, aber vor allem ein Zeichen für das, was Äthiopien in den letzten Monaten durchgemacht hat. Wir Organisatoren sind glücklich, dass wir dieses große Rennen erneut ausrichten konnten.
Great Ethiopian Run – Addis Ababa – Photo: Jiro Mochizuki@Photo Run – Victah1111@aol.com- www.photorun.NET
Wann wird der 22. Great Ethiopian Run ausgetragen?
Das Datum ist bereits festgelegt, es ist der 20. November in diesem Jahr. Wir würden uns freuen, wenn auch wieder wie in vergangenen Jahren deutsche Läufer dabei sein könnten.
Auf welche Veranstaltungen bereitet sich das Organisations-Team 2022 noch vor?
Auf unsere alljährlichen zwei: den 10. „Sofi Malt Hawassa Half Marathon“ am 13. Februar und den 19. „Safaricom Women First“ über 5 km, der unseren Frauen und Mädchen gewidmet ist. Wir haben aber auch einen monatlichen „Predator Run“ in unserem Entoto-Park, der mit der 10. Auflage im März fortgesetzt wird.
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf eure Aktivitäten aus?
Corona hatte uns in den zehn Monaten nach dem ersten Fall im März 2020 getroffen. Aber langsam, nachdem wir virtuelle Rennen organisierten, um auf dem Laufenden zu bleiben, hatten wir gelernt, Rennen gemäß der Covid 19-Einschränkungen zu veranstalten. Die begrenzen immer noch die Anzahl der alljährlichen Rennen sowie die Teilnehmer. Wir konnten zwei Jahre in Folge keine Kinderrennen veranstalten. Aber wir kommen allmählich zurück, machen gute Erfahrungen und sehen in Bezug auf Covid 19 auch positive Veränderungen.
Uns interessiert natürlich auch Haile. Trainiert er immer noch, obwohl ja der Great Ethiopian Run 2015 sein letzter Wettkampf war?
Ja, er trainiert jeden Tag. Für seine Gesundheit und seine Liebe zum Laufen. Das ist ein Teil seines Lebens.
Wie geht es seiner Firma?
Seinem Unternehmen geht es meines Wissens nach großartig. Er lässt immer noch weitere Hotel-Resorts in Äthiopien bauen und trägt gut zum Tourismus bei. Auch seine Kaffee- und Honig-Farm steht neben anderen Geschäften an der Spitze der Exportindustrie.
Man kann ihn auch so loben: Er ist einer der ausgezeichnetsten Steuerzahlern unseres Landes.
Klaus Weidt