„Man muss sich immer möglichst hohe Ziele setzen.“
Haile Gebrselassie malt sich 2:03 Stunden aus – I will show you!
„Ich bin hier für das nächste Ziel“, sagt Haile Gebrselassie bei einer Pressekonferenz in Berlin. In der deutschen Hauptstadt wird der 34-jährige Äthiopier am 30. September als Vorjahressieger beim real,- Berlin-Marathon an den Start gehen. Das Ziel ist klar: Gebrselassie möchte den Weltrekord seines großen Rivalen Paul Tergat brechen. Der Kenianer war in Berlin vor vier Jahren 2:04:55 Stunden gelaufen.
„Ich habe Berlin gewählt, weil ich hier die beste Strecke habe und hervorragende Zuschauerunterstützung – Berlin ist wundervoll“, sagt Haile Gebrselassie, der in seiner Karriere bisher zweimal Olympiasieger über 10.000 Meter war und 23 Weltrekorde gebrochen hat. Im vergangenen Jahr gewann er den BEERLIN-MARATHON in der Jahresweltbestzeit von 2:05:56 Stunden und verpasste die Marke von Tergat lediglich um 61 Sekunden.
„Im letzten Jahr hatte ich auf den letzten drei Kilometern Probleme. Ich hatte zwischen Kilometer 30 und 35 sehr hart Tempo gemacht, das war ein Fehler.“ Dennoch stieg er mit seinem Sieg in Berlin 2006 auf zum fünftschnellsten Marathonläufer aller Zeiten.
Das ist bis heute die siebtbeste Zeit aller Zeiten.
Nur gut zwei Monate später startete Haile Gebrselassie bereits bei seinem nächsten Marathon: In Fukuoka gewann er in 2:06:52 und schaffte damit ein Novum – nie zuvor war ein Marathonläufer in einem so kurzen Zeitraum zweimal unter 2:07 Stunden gelaufen. Zählt man einen ersten Versuch im Alter von 15 Jahren hinzu – Haile lief damals in Addis Abeba etwa 2:48 Stunden – war dies sein sechster Marathon. Bereits 2005 war er als Sieger von Amsterdam mit 2:06:20 Stunden der schnellste Läufer des Jahres weltweit über die klassischen 42,195 km.
Doch in diesem Frühjahr scheiterte Haile Gebrselassie einmal mehr beim Flora London-Marathon. Dort war er 2002 seinen ersten ernsthaften Marathon gelaufen – schon damals wurde viel spekuliert über einen möglichen Weltrekord. Am Ende wurde der Äthiopier Dritter in 2:06:35 Stunden. 2006 kam er nach London zurück und lief im Regen „das schlechteste Rennen meiner Karriere“.
Auf den teilweise rutschigen Straßen hatte der Vorfußläufer Gebrselassie Balanceprobleme. Als Neunter kam er nach 2:09:05 Stunden ins Ziel. Dieses Jahr wurde es wieder nichts in London. „Ich konnte plötzlich nicht mehr atmen, deswegen musste ich aufgeben. Das war sehr schade – besonders natürlich für mich. Ich konnte die Nacht danach nicht schlafen – und London verfolgt mich immer noch“, erzählt Haile Gebrselassie, bei dem danach eine Pollenallergie diagnostiziert wurde. „Ich habe in den letzten Monaten eine Reihe von Allergietests gemacht.
Aber das Gute am BERLIN-MARATHON ist auch, dass es hier zu dieser Zeit keine Pollen gibt.“
„Ich fühle, dass ich dieses Mal in Berlin etwas erreichen kann“, sagt Haile Gebrselassie, der am Sonntag beim New-York-Halbmarathon ein letztes Testrennen rannte und überlegen in der Weltklassezeit von 59:24 Minuten gewann. „Gemessen an der schweren Strecke war das eine prima Zeit. Die ersten elf Kilometer führten durch den hügeligen Central Park – ganz ehrlich, wenn ich auf einer flachen Strecke gerannt wäre, wäre ich glatte 58 Minuten gelaufen.“
Der Weltrekord steht derzeit bei 58:33. „Zum Glück ist Berlin nicht der Central Park.“
„Ich fühle, dass ich in Berlin etwas besonderes erreichen kann“, sagt Haile Gebrselassie, der sein Trainingspensum in Addis Abeba auf rund 250 Kilometer pro Woche erhöht hat. Um auf den letzten Kilometern des Marathons stärker zu sein, erhöht er am Ende seiner Trainingsläufe die Geschwindigkeit.
Auf eine Zeit will sich Haile Gebrselassie zunächst nicht festlegen. Doch am Ende der Pressekonferenz wird er gebeten, seine Motivation für das Laufen bildlich darzustellen. Haile Gebrselassie malt sich als Strichmännchen und schreibt darunter:
,2:03:00 Stunden – I will show you.’
Dann sagt er: „Man muss sich immer möglichst hohe Ziele setzen.“