So kommt der Titelverteidiger wieder zu seinem Lieblings-Marathon zurück und wird am Sonntag alles geben, um seinen Weltrekord nochmals ein Stück zu steigern. „Berlin“, sagt Haile Gebrselassie, „ist meine Glücksstadt!“
HAILE GEBRSELASSIE – „Berlin“, sagt Haile Gebrselassie, „ist meine Glücksstadt!“ – Die Statistik seiner Erfolgsbilanz
Haile Gebrselassie
Äthiopien
Alter: 36 Jahre
Größe: 1,64 m
Gewicht: 53 kg
Die größten Erfolge – The biggest successes
Olympische Spiele: 1. 10.000 m 1996
1. 10.000 m 2000
5. 10.000 m 2004
Weltmeisterschaften: 1. 10.000 m und 2. 5.000 m 1993
1. 10.000 m 1995
1. 10.000 m 1997
1. 10.000 m 1999
3. 10.000 m 2001
2. 10.000 m 2003
Hallen-WM: 1. 3.000 m 1997
1. 3.000 m und 1. 1.500 m 1999
1. 3.000 m 2003
Halbmarathon-Weltmeister 2001
Haile stellte 19 Weltrekorde und 7 inoffizielle Weltbestzeiten auf, zweimal lief er Marathon-Weltrekorde (2007 und 2008).
Hailes Marathonläufe – Haile’s Marathon Races
3. Flora London-Marathon 2002 2:06:35
1. Amsterdam-Marathon 2005 2:06:20
9. Flora London-Marathon 2006 2:09:05
1. real,- BERLIN-MARATHON 2006 2:05:56
1. Fukuoka-Marathon 2006 2:06:52
Flora London-Marathon 2007 aufgegeben
1. real,- BERLIN-MARATHON 2007 2:04:26 (WR)
1. Dubai-Marathon 2008 2:04:53
1. real,- BERLIN-MARATHON 2008 2:03:59 (WR)
1. Dubai-Marathon 2009 2:05:29
Als 15-Jähriger rannte Haile in der Höhenluft von Addis Abeba (Äthiopien) einen Marathon in etwa 2:48 Stunden.
As a 15 year-old Haile ran a marathon in Addis Ababa in high altitude, finishing in about 2:48.
Weltrekorde und Weltbestzeiten – World records and world bests
1 12:56,96 5.000 m Hengelo 1994
2 8:07,46 * 2 Meilen Kerkrade 1995
3 26:43,53 10.000 m Hengelo 1995
4 12:44,39 5.000 m Zürich 1995
5 13:10,98 5.000 m Sindelfingen (i) 1996
6 7:30,72 3.000 m Stuttgart (i) 1996
7 12:59,04 5.000 m Stockholm (i) 1997
8 8:01,08 * 2 Meilen Hengelo 1997
9 26:31,32 10.000 m Oslo 1997
10 12:41,86 5.000 m Zürich 1997
11 7:26,14 3.000 m Karlsruhe (i) 1998
12 4:52,86 * 2.000 m Birmingham (i) 1998
13 26:22,75 10.000 m Hengelo 1998
14 12:39,36 5.000 m Helsinki 1998
15 12:50,38 5.000 m Birmingham (i) 1999
16 27:02 10 km Doha 2002
17 8:04,69 * 2 Meilen Birmingham (i) 2003
18 41:22 * 15 km Tilburg 2005
19 44:23 * 10 Meilen Tilburg 2005
20 55:48 20 km Tempe (US) 2006
21 58:55 Halbmarathon Tempe (US) 2006
22 1:11:37 * 25 km Alphen (NED) 2006
23 56:25,98 20.000 m Ostrava 2007
24 21.285 Meter Stundenlauf Ostrava 2007
25 2:04:26 Marathon Berlin 2007
26 2:03:59 Marathon Berlin 2008
* nicht offiziell von der IAAF anerkannt / not officially ratified by the IAAF
i = Halle / indoor
Haile Gebrselassie: Mr Berlin-Marathon kehrt zurück
Haile Gebrselassie kehrt zurück zu seinem Lieblingsmarathon: Bei keinem anderen Rennen über die klassische Distanz von 42,195 km startet der äthiopische Superstar so gerne wie beim real,- BERLIN-MARATHON. Das ist kein Zufall, schließlich war er als Marathonläufer nirgendwo so erfolgreich wie in der deutschen Hauptstadt. Hier erfüllte er sich vor zwei Jahren seinen großen Traum vom Marathon-Weltrekord. Seine damalige Bestzeit unterbot Haile Gebrselassie im vergangenen Jahr auf dem bekannt schnellen Berliner Pflaster: Als erster Läufer blieb der Äthiopier 2008 mit einer Zeit von 2:03:59 unter 2:04 Stunden. Jetzt nimmt er Anlauf zu Rekord Nummer drei und zu weiteren einmaligen Leistungen.
„Ich kann noch etwas schneller laufen“, hatte Haile Gebrselassie nach seinem Sieg in Berlin 2008 erklärt. „Ich weiß, dass ich 2:03:30 Stunden erreichen kann, vielleicht sind an einem optimalen Tag sogar 2:02:59 möglich.“ Der Äthiopier hatte im vergangenen Jahr vor dem Rennen in der deutschen Hauptstadt an einem leichten Problem in der Wadenmuskulatur gelitten, das ihn zeitweilig im Training behinderte jedoch nicht während des Marathons. Dadurch konnte er wahrscheinlich nicht 100 Prozent seines Leistungsvermögens erreichen. Erschwerend kam damals hinzu, dass er im Monat zuvor auch bei den Olympischen Spielen in Peking über 10.000 m an den Start gegangen war und es dadurch eine Unterbrechung seiner Vorbereitungen auf den real,- BERLIN-MARATHON gegeben hatte.
Zu seinem ursprünglichen Berliner Ziel fehlen Haile Gebrselassie noch 59 Sekunden. Als er vor zwei Jahren im Vorfeld des real,- BERLIN-MARATHON zu einer Pressekonferenz in die Hauptstadt gekommen war, wurde er am Ende gebeten, seine Motivation für das Laufen bildlich darzustellen. Haile Gebrselassie malte sich selbst als Strichmännchen und schrieb darunter: ,2:03:00 Stunden – I will show you.’ Dann sagt er: „Man muss sich immer möglichst hohe Ziele setzen.“
Bricht Haile Gebrselassie tatsächlich zum dritten Mal in Folge den Weltrekord beim real,- BERLIN-MARATHON oder gelingt ihm der vierte Sieg in Folge beim spektakulärsten und hochklassigsten deutschen Straßenlauf, dann würde er endgültig zu ,Mr Berlin-Marathon’ avancieren. Bisher hat er hier bei allen seinen drei Starts auch gewonnen.
Für ein Novum sorgt Haile Gebrselassie schon vor dem Rennen in der deutschen Hauptstadt, denn zum zweiten Mal in Folge ziert sein Konterfei die Medaillen des real,- BERLIN-MARATHON. Traditionell sind diese Plaketten den Marathon-Olympiasiegern gewidmet, allerdings wurden auch jene Läufer auf ihnen abgebildet, die in Berlin Weltrekorde aufgestellt haben. Da Haile Gebrselassie sogar als erster Läufer zweimal dieses Rennen in einer Weltbestzeit gewann, kommt er nun nach 2008 erneut auf die Medaille. Lediglich ein anderer Läufer war vor ihm schon zweimal auf den Plaketten abgebildet: Waldemar Cierpinski, der einzige deutsche Marathon-Olympiasieger, der 1976 und 1980 Gold gewonnen hatte. Er zierte 1980 und 1997 die Berliner Medaillen.
Ohne Zweifel zählt Haile Gebrselassie zu den größten Läufern aller Zeiten. Der Äthiopier brach in seiner Karriere bisher 19 offizielle und 7 inoffizielle Weltrekorde, hinzu kamen zwei Olympiasiege und vier Weltmeistertitel über 10.000 Meter. Damit steht der äthiopische Volksheld zumindest in einer Reihe mit dem legendären Finnen Paavo Nurmi, der bis Anfang der 30er Jahre 22 offizielle und 12 inoffizielle Weltrekorde aufgestellt hatte, oder Emil Zatopek. Der Höhepunkt in der Karriere des Tschechen waren die Olympischen Spiele 1952 in Helsinki, wo er Gold über 5.000 m, 10.000 m sowie im Marathon gewann.
Haile Gebrselassie schaffte es wie nur ganz wenige, über einen langen Zeitraum Weltklasseleistungen im Langstreckenlauf zu erreichen. Sein Durchbruch gelang ihm dabei bei den Weltmeisterschaften 1993 in Stuttgart, als er Weltmeister über 10.000 m wurde und über 5.000 m Silber gewann. Damals war Haile Gebrselassie erst 20 Jahre alt.
Über die Bahn-Langstrecken hat Haile Gebrselassie inzwischen mit seinem Landsmann Kenenisa Bekele einen Nachfolger, der ihm auch die Weltrekorde über 5.000 und 10.000 m abnahm. Mit der Geschwindigkeit des Bekele kann der 36-Jährige nicht mehr ganz mithalten. Auch auf kürzeren Straßendistanzen wird es schwerer für Haile Gebrselassie, Weltrekorde zu brechen. Doch für den Marathon ist er immer noch in einem sehr guten Alter.
„Von allen meinen Weltrekorden ist die Marathon-Bestmarke ohne Zweifel die wichtigste, denn der Marathonlauf ist eindeutig die Königsdisziplin unter den Langstrecken. Jetzt steht mein Name in den Marathon-Rekordlisten, und darauf bin ich stolz. Denn noch in 100 Jahren wird man ihn lesen und sagen, ah, das war Haile Gebrselassie“, erzählt der Serienweltrekordler.
Haile Gebrselassie stammt aus Zentral-Äthiopien (Provinz Arssi) und ist eines von zehn Kindern einer Farmer-Familie. Seine Schule war zehn Kilometer von der Farm der Eltern entfernt. Hin und zurück musste Haile Gebrselassie also 20 Kilometer laufen. Auf dem Schulweg trug er seine Bücher unter dem Arm. Das erkennt man heute noch an seinem Laufstil, denn sein linker Arm ist dabei stärker angewinkelt. Der Weg zur Schule wurde zu einem unbewussten Training und zu einer Grundlage für seine spätere Karriere.
Heute lebt Haile Gebrselassie in der Hauptstadt Addis Abeba. Mit seiner Frau Alem hat er vier Kinder: Die drei Mädchen, Eden (12 Jahre), Melat (10) und Batiy (8), gehen in die Schule, der kleine Sohn Nathan (3) in den Kindergarten. Haile Gebrselassies Tag beginnt in der Regel morgens um 6 Uhr. Dann fährt er mit dem Auto zum Trainingsgebiet außerhalb der Stadt und absolviert dort seine Haupt-Laufeinheit.
„Meine Frau kümmert sich am Morgen um unsere Kinder. Wenn ich vom Training zurückkomme, dusche ich, frühstücke und gehe dann in mein Büro“, erzählt Haile Gebrselassie, der in Addis Abeba ein Bau- und Immobilienunternehmen besitzt. Nach einem mit Büroarbeit gefüllten Vormittag ruht sich Haile Gebrselassie ein bis zwei Stunden aus, bevor er am Nachmittag eine zweite Trainingseinheit absolviert. „Diese Trainingseinheit ist lockerer als die am Morgen. Und meist gehe ich danach noch in den Kraftraum.“ Langsam allerdings läuft Haile Gebrselassie nie. „Ich kann nicht wirklich langsam joggen. Irgendetwas in mir drängt mich dazu, schnell zu laufen. Ein langsamer Lauf ist für mich, wenn ich 4:30 Minuten pro Kilometer laufe, alles andere geht nicht“, erzählt der Weltrekordler, der in der Vorbereitung auf einen Marathon bis zu 250 Kilometer pro Woche trainiert. Am Abend kümmert sich Haile Gebrselassie um seine Kinder. „Das sind die schönsten Stunden des Tages.“
Was Haile Gebrselassie in seiner einzigartigen Karriere noch fehlt, ist der Marathon-Olympiasieg. Obwohl der Äthiopier in den letzten vier Jahren jeweils der schnellste Läufer der Welt war – auch das ist ein Rekord –, verzichtete er 2008 auf das olympische Rennen in Peking. Gebrselassie hatte aufgrund der verschmutzten Luft in Chinas Metropole Angst vor bleibenden Gesundheitsschäden. Dass der Smog schließlich keine Rolle spielte bei Olympia, konnte er vorher nicht wissen. „Ich bin sicher – und er übrigens auch –, dass er auch noch bei den Olympischen Spielen in London 2012 im Marathon Gold gewinnen kann“, erklärte sein holländischer Manager Jos Hermens damals.
Wichtiger war Haile Gebrselassie 2008, seinen Weltrekord beim real,- BERLIN-MARATHON weiter zu verbessern, was ihm eindrucksvoll gelang. Das gleiche Ziel hat er auch in diesem Jahr. Deswegen rückte der Äthiopier von seinem ursprünglichen Plan ab, bei den Weltmeisterschaften in Berlin an den Start zu gehen. Im letzten Abschnitt seiner Karriere hat die maximale Verbesserung seines eigenen Marathon-Weltrekordes gegenüber dem Medaillenkampf bei großen Meisterschaften eindeutig Priorität. Derartige Zeiten sind aber nur in einem City-Marathon mit Tempomachern erreichbar.
Haile Gebrselassie fürchtet, dass die stärksten Kenianer um Olympiasieger Sammy Wanjiru den prestigeträchtigen Marathon-Weltrekord brechen könnten und will ihn deswegen weiter verbessern. Seine Sorge ist begründet: Die Marathon-Jahresweltbestzeit, die Haile Gebrselassie im Januar in Dubai aufstellte, hat der Kenianer Duncan Kibet in Rotterdam im April auf 2:04:27 Stunden verbessert. So dicht war bisher kein anderer an den Weltrekord von Haile Gebrselassie herangekommen.
So kommt der Titelverteidiger wieder zu seinem Lieblings-Marathon zurück und wird am Sonntag alles geben, um seinen Weltrekord nochmals ein Stück zu steigern.
„Berlin“, sagt Haile Gebrselassie, „ist meine Glücksstadt!“
real,- BERLIN-MARATHON