Gute deutsche Bilanz nach Leichtathletik-EM in Barcelona – Aus sportlicher Sicht waren die Europameisterschaften der Leichtathleten erfolgreich. Im Stadtbild von Barcelona sah man allerdings wenig von der EM.
Mit vier EM-Titeln, sechs Silbermedaillen und sechs dritten Plätzen schnitten die deutschen Athletinnen und Athleten erfolgreicher ab als bei den Europameisterschaften in Göteborg 2006.
Die Stiftung Deutsche Sporthilfe wird voraussichtlich 65.700 Euro an Erfolgsprämien an die erfolgreichen Leichtathleten ausschütten. Neben den Europameistern Verena Sailer (Sprint), Linda Stahl (Speer), Betty Heidler (Hammer) und Christian Reif (Weitsprung), die jeweils mit 4.500 Euro belohnt werden, können sich noch ca. 26 weitere Athleten über Prämienzahlungen bis Platz sechs freuen.
Die Prämien werden in monatlichen Raten als Grundlage für die Regelförderung der Athleten ausbezahlt. Für eine EM-Goldmedaille zahlt die Stiftung Deutsche Sporthilfe 4.500 Euro, für Silber 3.000 Euro und für Bronze 2.400 Euro. Das Prämiensystem der Sporthilfe bei Europameisterschaften reicht bis zu Platz sechs, der mit 1.200 Euro honoriert wird.
Keine EM auf Las Ramblas
Barcelona bucht die Leichtathletik-Fiesta als Erfolg, auch wenn in der Stadt keine große EM-Stimmung aufkommen wollte. Bei der WM in Berlin im letzten Jahr war es ähnlich. Sind Metropolen wie Berlin und Barcelona eine Nummer zu groß für die olympische Kernsportart, fragt Klaus-Eckhard Jost in seinem folgenden Bericht.
Plötzlich schwappte die La-ola-Welle durch das weite Rund des Olympiastadions. Auf der blauen Bahn drehte Marta Dominguez im 3000-Meter-Hindernis-Finale ihre Runden, parallel dazu feuerten die 32 000 Zuschauer auf den Rängen die blonde Nationalheldin. Dass es nur zu Platz zwei hinter Julia Zarudnewa gereicht hat, tat der Stimmung keinen Abbruch. Der Funke der Begeisterung war zum ersten Mal bei der Europameisterschaft in Barcelona übergesprungen.
"Spanier sind nur schwer ins Stadion zu locken"
„Leichtathletik hat in Spanien keine so große Tradition wie etwa in Deutschland“, sagt Monica Barra. Die Chefin des Organisationskommitees von B10 hat dies in den vergangenen zweieinhalb Jahren feststellen müssen. Immer wieder hat die junge Frau, die in Tübingen Sportmanagement studierte, sich in dieser Zeit Gedanken gemacht, wie sie die Spanier in Stadion locken kann. Mit verschiedenen Testveranstaltungen, bei denen kein Eintritt verlangt wurde, wollte sie Appetit machen. Doch das ist nur teilweise gelungen. Ebenso der Versuch mit Kindern Stimmung zu machen. „Ferien“, klagt Barra.
Auch beim Stadtbummel an den touristischen Sehenswürdigkeiten wie Las Ramblas oder der Sagrada Familia in der katalanischen Hauptstadt suchte man Hinweise auf die Titelkämpfe vergeblich. Keine Plakate, keine spezielle Dekoration in den Schaufenstern. Kein Spezifikum Barcelonas. Ähnlich war die Situation vor einem Jahr bei der WM in Berlin. Auch damals deutete in der Innenstadt nichts auf die Titelkämpfe hin. Aber wahrscheinlich sind Metropolen wie Berlin und Barcelona, in der immerhin 1,6 Millionen Menschen leben, zu groß, als dass sie sich für so ein Ereignis extra herausputzen. Und die beiden Olympiastadion lagen auch zu abseits, um sie in das urbane Leben zu integrieren.
Ziel von täglich 30.000 Zuschauern verpasst
Auf täglich 30 000 Zuschauer hatten die Organisatoren gehofft. Dieses Ziel haben sie verfehlt, auch weil in den ersten drei Tagen das Programm zu dünn war. Dennoch: Der spanische Leichtathletik-Verband verbuchte die Meisterschaften ebenso als Erfolg wie Barcelonas Oberbürgermeister Jordi Hereu dies tat. Erst als zehn und mehr Entscheidungen an einem Abend über die Bahn gingen, schnellte das Interesse nach oben. Die Basis jedoch bildeten die Fans aus dem nahen Frankreich, aus Großbritannien und Deutschland. Sobald dann auch noch ein Spanier in den Kampf um den Titel mit eingreifen konnte, kam sogar richtig Begeisterung auf.
La Ola erst im Endspurt
Richtig zum Überkochen jedoch kam die Stimmung nach Dominguez‘ Silberlauf im 1500-Meter-Finale. Mehr als vier Minuten brodelte es im Stadion, als die Spanier Arturo Casada, Manuel Olmedo und Reyes Estévez sich um den Titel balgten. Das war eine ähnliche Begeisterung, wie wenn im nahe gelegenen Stadion Camp Nou die Fußball-Zauberer des FC Barcelona um Lionel Messi und Andres Iniesta ihre Kunst zelebrieren. Lediglich Carsten Schlangen betätigte sich in diesem Rennen als Spielverderber. Der Deutsche holte überraschend Silber und verhinderte damit einen spanischen Dreifacherfolg.
Medal table lt. European Athletics (EAA)
Russia | 10 | 6 | 8 | |
France | 8 | 6 | 4 | |
Great Britain & NI | 6 | 7 | 6 | |
Germany | 4 | 6 | 6 | |
Turkey | 3 | 1 | 0 | |
Spain | 2 | 3 | 3 | |
Ukraine | 2 | 3 | 1 | |
Poland | 2 | 2 | 5 | |
Belarus | 2 | 1 | 1 | |
Croatia | 2 | 0 | 0 | |
Belgium | 1 | 0 | 2 | |
Latvia | 1 | 0 | 0 | |
Lithuania | 1 | 0 | 0 | |
Norway | 1 | 0 | 0 | |
Slovakia | 1 | 0 | 0 | |
Switzerland | 1 | 0 | 0 | |
Italy | 0 | 4 | 2 | |
Netherlands | 0 | 2 | 0 | |
Romania | 0 | 2 | 0 | |
Portugal | 0 | 1 | 3 | |
Bulgaria | 0 | 1 | 0 | |
Ireland | 0 | 1 | 0 | |
Sweden | 0 | 1 | 0 | |
Hungary | 0 | 0 | 3 | |
Azerbaijan | 0 | 0 | 1 | |
Czech Republic | 0 | 0 | 1 | |
Finland | 0 | 0 | 1 |
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