Mehr noch: Er liebt die (ganz) langen Strecken drinnen am Schreibtisch und draußen laufenderweise. Er hat sich „lebenslänglich“ dem Schreiben und dem Laufen verschrieben.
Günter Herburger laufend in Bewegung … – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann in Spiridon und seine Rezension über SportsGeist. Dichter in Bewegung
Zugegeben, ein Buch mit Titel „SportsGeist. Dichter in Bewegung“ rechtfertigt allein noch keine Präsentation bzw. kritische Würdigung in einem Fachmagazin des Laufens. Wenn dies dennoch hier geschieht, hat das einen be-sonderen Grund. Dieser Grund besteht ganz konkret darin, dass sich hier ein „Dichter in Bewegung“ begibt, die man zweifelsfrei als ausdauerndes Laufen bezeichnen kann.
Mehr noch: Er liebt die (ganz) langen Strecken drinnen am Schreibtisch und draußen laufenderweise. Er hat sich „lebenslänglich“ dem Schreiben und dem Laufen verschrieben.
on wem die Rede ist? Richtig: von Günter Herburger, dem neben Henry Miller, Erika, Thomas und Klaus Mann, Hermann Hesse, Bertolt Brecht und etlichen anderen ganze drei Seiten gewidmet sind, die das wunderbar bebilderte Büchlein erst recht für Läuferinnen und Läufer interessant machen …
Der Band, der auf die gleichnamige Ausstellung in der Münchner Monacensia und im Lübecker Buddenbrookhaus zurückgeht, versammelt einschlägige Texte zusammen mit feuilletonistisch-biografischen Porträts von vier Dichterinnen und 17 Dichtern, die sich zu ihren eigenen Bewegungserfah-ungen äußern bzw. sich mit dem Sport, jenem Faszinosum des 20. Jahrhunderts bewegt und bewegend befassen.
Gegliedert sind die Beiträge in fünf verschiedene Bewegungsräume – nämlich: in der Luft (hier u. a. mit Ludwig Thoma, am und im Wasser (hier u. a. mit Marieluise Fleißer), über Berg und Tal (hier u. a. mit Ödön von Horváth), auf dem Platz (hier u. a. mit Robert Musil) und im Sportpalast (hier u. a. mit Siegried Kracauer).
Und wo läuft Günter Herburger?
Natürlich „über Berg und Tal“: Lesekundige Fans von Günter Herburger erfahren hier allerdings kaum Neues über den Nestor des Laufliteraturgenres, der übrigens am 6. April dieses Jahres seinen „laufenden“ 75. Geburtstag feiert. Wer jedoch bisher Günter Herburger nur so vom Hörensagen kannte, der wird sicher nach der Lektüre der drei Seiten mehr von ihm lesen wollen – Kostprobe gefällig?
Günter Herburger verdanken wir beispielsweise die „wahnsinnige“ Lauf-Literatur-Triologie mit den binominalen Wortschöpfungen „Lauf und Wahn“ (1988), „Traum und Bahn“ (1994) sowie „Schlaf und Strecke“ (2004). Im Sammelband ist ein kurzer einseitiger Auszug aus dem Erstlingswerk abgedruckt. Aber auch das kurze zweiseitige Herberger-Porträt ist mit Zitaten durchtränkt, die typischer von Herburger nicht hätten sein können.
Warum er überhaupt läuft: „Wenn ich laufe, renne ich weg. Wer sich traut, lange unterwegs zu sein, kann gestärkt, auch müde und selbstsicher geworden, wieder zurückkehren an seinen Platz“. Apropos Ermüdung: „Komm schon, Erschöpfung, ich liebe Dich. Ich hab sie gelockt, die Erschöpfung, und dann hat sie mich umarmt und ich umarme sie. Ich war mit der Landschaft und mir versöhnt“.
Und wenn ein Vergleich bzw. Zusammenhang von Laufen und Dichten gestattet ist, dann bringt diesen Günter Herburger so auf den Punkt: „Als Langstreckenläufer und Langstreckenschreiber braucht man den langen Atem, eine gute Kondition und die unbestimmte Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein“.
Wer wollte Günter Herburger folgen … als Schreiberling und/oder als Laufbewegter?
Dr. Detlef Kuhlmann
in Spiridon 3/2007
Elisabeth Tworek/Michael Ott: SportsGeist. Dichter in Bewegung.
Arche Literatur-Verlag: Zürich und Hamburg 2006.
152 S.; 17 €. ISBN 3-7160-2354-X.
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