Von 15 bis 17 Millionen Läuferinnen und Läufern (ab 14 Jahre) ist in unterschiedlichen Erhebungen die Rede. Ab welcher Schwelle von läuferischen Aktivitäten jemand dazu zählt, bleibt im demoskopischen Nebel. Untersucht man die Statistik in der aktiven Laufszene, so kommt Ernüchterung auf.
Groß und doch keine Großstadt – Treues Stammpublikum und riesiges Potenzial – Zahlen, Fakten und Überlegungen zur Laufbewegung in Deutschland -Wolfgang Weising in LAUFZEIT
Gibt es eigentlich mehr aktive Fußballfreunde in Deutschland als Läuferinnen und Läufer?
Wenn man die Tatsache bedenkt, dass die rund sechs Millionen Teilnehmer am regulären Fußball-Spielbetrieb in etwa 27.000 Vereinen und die vier Millionen nicht organisierten Freizeitkicker auch zwangsläufig laufen beim Fußballspielen, dann ist die Frage beantwortet.
In anderen Sportarten könnte man ähnlich rechnen. Ohne Laufen geht es selten vonstatten. Selbst ein Schachspieler würde wohl durch ein gelegentliches Läufchen ausgleichend konditioniert.
Der sportübergreifende Charakter und die Tatsache, dass eine unbekannte Größe von Gelegenheits- und Freizeitjoggern fern aller regulären Veranstaltungen sich jeglicher Zählung entziehen, führt zu utopisch anmutenden Zahlen bezüglich der Laufbewegung in Deutschland. Diese kursieren seit einigen Jahren durch die Medien.
Von 15 bis 17 Millionen Läuferinnen und Läufern (ab 14 Jahre) ist in unterschiedlichen Erhebungen die Rede. Ab welcher Schwelle von läuferischen Aktivitäten jemand dazu zählt, bleibt im demoskopischen Nebel.
Untersucht man die Statistik in der aktiven Laufszene, so kommt Ernüchterung auf.
Der vielzitierte Laufboom mit einer seit Jahrzehnten ansteigenden Anzahl von Laufveranstaltungen und Teilnehmern hatte seinen Ausgangspunkt bei nahezu Null in der Mitte der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
Die DLV-Statistik der veranstalteten Volksläufe seit 1964 zeigt die Entwicklungskurve (Grafik). Für das Jahr 2005 wurden bei 3.821 registrierten Volksläufen 1,79 Millionen Teilnehmer registriert. Hinzu kommen noch einige nicht registrierte Läufe, die jedoch in der Gesamtstatistik nicht so sehr ins Gewicht fallen. Doch wie sieht es innerhalb der 1,79 Millionen aus? Wie hoch ist die Wiederholungsquote unter den Teilnehmern bei Veranstaltungen?
Wie groß ist der harte Kern der Laufszene? Wohin geht der Trend? Hält der Laufboom an?
Viel oder wenig?
Bezogen auf die deutsche Gesamtbevölkerung bedeuten die Zahlen aus der Volkslaufstatistik rein arithmetisch, dass etwa jeder 30. irgendwo bei einem Lauf dabei gewesen sein müsste. Doch bei näherer Betrachtung muss anders gerechnet werden, um der Wirklichkeit näher zu kommen. Wenn man sich die Alterstruktur in den Ergebnislisten anschaut, so bilden die Aktiven zwischen 20 und 65 Jahre je nach Art und Länge des Laufes die Kerngruppe (95 bis 99 Prozent des Gesamtfeldes).
Legt man diese Altergruppe zugrunde, kommen nur noch etwa knapp 50 der derzeit 82,5 Millionen Bundesbürger in die Betrachtung. Rechnet man noch die Tatsache mit, dass erfahrungsgemäß zwischen 25 und 50 Prozent des Starterfeldes aus dem harten Kern der "Wiederholungstäter" besteht, so sieht das Ganze schon anderes aus.
Der DLV geht nach Schätzungen bei den Volksläufen von sieben Starts pro Teilnehmer und Jahr aus, was darauf schließen lässt, das etwa 260.000 regelmäßig im Jahr an Volksläufen teilnehmen. Bezogen auf die in Frage kommende Bevölkerunsgzahl ergibt sich somit, dass etwa auf je 190 Menschen ein aktiver Volksläufer kommt. Das deckt sich schon eher mit dem sportlichen Alltagserleben eines wachen Routineläufers.
Aus der Anzahl der offiziellen Startgelegenheiten ergibt sich die Tatsache, dass auf einen Lauftermin im Durchschnitt ein Potenzial von etwa 14.000 Bürgerinnen und Bürgern im besten Laufalter entfällt. Das theorische Potenzial ist also noch riesig, wenn es gelänge, die "Bewegungsmuffel" hinterm Ofen hervor und an den Start zu locken. Allerdings sind die Angebote unterschiedlich im Lande verteilt. Während das Saarland eine Quote von unter 10.000 erreicht, kommt in Sachsen-Anhalt auf 21.000 Einwohner eine Laufveranstaltung.
Einige Dutzend große bis mittelgroße Veranstaltungen mit Feldern über der Tausendergrenze erfassen das Gros, tausende andere Läufe und Läufchen verzeichnen meist nur zwei bis dreistellige Teilnehmerzahlen. Dennoch bringen sie in der Masse viele in Bewegung.
Für die nahe Zukunft wird die problematische demografische Entwicklung in unserem Lande auch hier ihre Spuren hinterlassen. Eine rückläufige Bevölkerungszahl und die Überalterung der Gesellschaft lassen auch im Sport die absoluten Zahlen in den nächsten Jahren mit ansteigender Geschwindigkeit zurückgehen.
Wolfgang Weising:
Lesen Sie mehr dazu in
LAUFZEIT 3/2007 mit tabellarischen Ergänzungen, Zahlen und Fakten.
Erhältlich im Zeitschriftenhandel ab 2.3.2007 und unter
www.laufzeit.de
LAUFZEIT
Marathonvolk wächst nicht mehr …
Gewicht in der Laufbewegung…
Einmal ist keinmal…
Zusammenfassung…
Bomm mit Leistungsumkehr…
Frauenanteil wächst stetig…