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2009

hre Marathon-Bestzeit lief sie in einem spannenden Duell mit der Holländerin Carla Beurskens beim Hoechst-Marathon 1982 in 2:28:32 Stunden – selbst in unserer schnelllebigen Zeit noch eine Klassezeit.

Gratulation für Charlotte Teske und Helmut Jesberg – Geburtstags-Laudatio wird zum Blick zurück in glanzvolle ASC-Läufer-Zeiten – Wilfried Raatz gratuliert … und blickt zurück

By GRR 0

Am 23. November wurde die „flotte Lotte“ Sechzig. Nur den älteren Langstreckenläufern und den Intimkennern der Laufszene ist der Name Charlotte Teske ein Begriff. Dabei beherrschte Charlotte wie kaum eine andere die deutsche Laufszene in den achtziger Jahren.

Als Marathonfrau sorgte sie für Schlagzeilen, als sie 1982 den legendären Boston-Marathonlauf gewann, im Jahr zuvor blieb sie in Miami mit 2:29:02 Stunden als erste deutsche Läuferin unter der 2:30 Stunden-Marke.  
Zusammen mit Liane Winter (Wolfsburg) und Christa Vahlensieck (Barmen) gilt die Darmstädterin als die große Pionierin des Frauen-Langstreckenlaufes.

Die Försterstochter aus dem nordhessischen Sachsenhausen war bei allen internationalen Meisterschaftspremieren auf der Marathondistanz dabei. So bei den Europameisterschaften in Athen 1982, den Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki und den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles.

Seit 1966 startete die gelernte Kinder-Krankenschwester im Trikot des ASC Darmstadt, zunächst im Fünfkampf, bei Waldläufen und der längsten, offiziell zugelassenen Laufdistanz, den 800 m. Längere Strecken traute man(n) den Lauf begeisterten Frauen zunächst nicht zu, auch wenn diese eher illegal zuvor schon Langstreckenrennen bestritten.

Zwölfte beim EM-Marathon in Athen, Sechzehnte bei der Olympiapremiere der Frauen in Los Angeles. Damit war die ehrgeizige ASC-Läuferin allerdings keineswegs zufrieden, schließlich musste sie beim Hitzerennen aus der Spitzengruppe wegen starker Ischiasbeschwerden ausscheren. Im Duell der Weltbesten duellierten sich an der Spitze Joan Benoit, Grete Waitz, Rosa Mota und Ingrid Kristiansen, sie hingegen kam zehn Minuten zurück im Olympiastadion ins Ziel.

Ihren sicherlich größten Erfolg feierte Charlotte beim Überraschungssieg beim Boston-Marathon, als die erklärte Favoritin Grete Waitz bei großer Hitze ausgestiegen war. Marathon sollte ihre Leidenschaft werden, Erfolge in Frankfurt, Berlin, Hamburg und München machten die Darmstädterin, die nach den Plänen ihres Ehemanns Dieter Teske trainierte, in der deutschen Laufszene überaus populär. Sie war eine Läuferin zum „Anfassen“, ihre freundliche, überaus umgängliche Art imponierte ganzen Laufgenerationen. I

hre Marathon-Bestzeit lief sie in einem spannenden Duell mit der Holländerin Carla Beurskens beim Hoechst-Marathon 1982 in 2:28:32 Stunden – selbst in unserer schnelllebigen Zeit noch eine Klassezeit.

Schon früh spulte Charlotte Teske hohe Laufumfänge ab, in der Marathonvorbereitung mit zweimaligem Training am Tag bis zu 220 Wochen-Kilometer. Dabei legte sie neben der reinen Ausdauerschulung auch viel Wert auf ein regelmäßiges Krafttraining und intensive Gymnastik. Sie war auch hinsichtlich ihrer Ernährung sehr gewissenhaft („Komplexe Kohlenhydrate waren immer die Basis“). Direkt von der Haustür des TU-Reiterhofes am Oberfeld aus konnte Charlotte im idealen Waldgelände Darmstadts trainieren, die Scheftheimer Wiesen wurden zur Blumenwiese für die Langstrecklerin. Bei ihren morgendlichen Laufeinheiten, zumeist noch vor dem Sonnenaufgang, tankte sie die Energie, die sie zur Weltklasseathletin werden ließ.   

Hauptaugenmerk blieb trotz der Orientierung auf die Langstrecken stets die Schnelligkeit, so absolvierte sie viele Tempoeinheiten auf der Bahn mit der 3000 m-Weltmeisterin Birgit Friedmann.

Entsprechend hochkarätig sind ihre Bestzeiten auf den Unterdistanzen, wie die Zeiten von 4:14,38 (1500 m), 8:58,05 (3000 m), 15:19,54 (5000 m) und 32:00,26 (10 000 m) belegen. In der sich allmählich entwickelnden Straßenlaufszene war sie national wie international eine beständige Größe. Siege und Platzierungen beim Silvesterlauf in Zürich, dem Avon-Finale in Paris, beim Paderborner Osterlauf, beim Darmstädter Stadtlauf und dem Kasseler Citylauf sprechen für sich. In ihrer Heimatstadt Darmstadt gewann sie übrigens sechsmal den „Cup da Franco“, den zweitältesten deutschen Stadtlauf.

Zum Abschluss ihrer langen Läuferkarriere gewann Charlotte 1990 den München-Marathon in der Streckenbestzeit von 2:33:12 Stunden. Insgesamt holte sie vierzehn deutsche Meistertitel, gestreut im Crossparcours und dem Stadionoval und auf der Straße. Dies alles in einer Epoche, als mit Christa Vahlensieck, Manuela Angenvoorth, Heidi Hutterer, Ellen Wessinghage und Brigitte Kraus absolute Weltklasseathleten Deutschland repräsentierten.

So konsequent, wie Charlotte Teske zunächst als Freizeitläuferin neben ihrem aufreibenden Job als Kinderkrankenschwester, später als Laufpofressional arbeite, so konsequent betrieb sie ihre Umschulung zur Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Darmstadt.

Lotte, wir gratulieren Dir sehr herzlich zum Sechzigsten!

Helmut Jesberg wird Fünfundsiebzig

Helmut „Hems“ Jesberg wurde am 9. Dezember 75 Jahre alt. Als (spät berufener) Läufer blieb er zwar im oberhessischen Wetter bodenständig, lief er für den ASC Darmstadt und – gehörte natürlich wie viele seiner Clubkollegen zur deutschen Spitzenklasse. Vorrangig im  Crosslauf, weil dieses Metier seinem Naturell am ehesten entsprach.

Als 39jähriger (!) erkämpfte er sich bei der Cross-DM in Marktredwitz 1973 einen sensationellen fünften Platz und sicherte sich zusammen mit Meister Lutz Philipp und dem Siebtplatzierten Reinhold Leibold mit nur 13 Punkten den Titel vor dem LC Bonn.

Nicht nur durch sein markantes Fauchen zermürbte er seine Konkurrenz,  mehr noch  durch seine schier unwiderstehliche Kampf- und Willenskraft. Neben zahlreichen Hessenmeisterschaften holte er fünf DM-Mannschaftstitel, neben Cross auch im Marathonlauf. Dass er nebenbei auch bei Seniorenwertungen auf dem Treppchen stand, das versteht sich am Rande, auch wenn er dies eher als „Nebenprodukt“ sah. Trotz seines beachtlichen Alters startete er zweimal bei Länderkämpfen im Nationaltrikot.

Ein Blick auf die Hausrekorde zeigt Helmut Jesbergs außergewöhnlichen Fähigkeiten. Als 34jähriger lief er am Maifeiertag 1975 in Frankfurt die 10.000 m-Strecke in 29:20,8 Minuten, noch heute deutscher Rekord in der Masterskategorie M 40. Wenn man dabei bedenkt, dass die Zeit des seinerzeit 41jährigen weit unter der Siegerzeit des aktuellen deutschen 10 000 m-Meisters Filmon Ghirmai von 29:40,06 liegt, dann drückt dies zweierlei aus: Jesberg lag 1975 mit dieser Leistung nur auf Rang 22 der Deutschen Bestenliste, Ausdruck einer starken Leistungsbilanz in den Siebzigern. Heute wäre der ASC-Oldie von einst klar auf Platz eins in einer eher desolat erscheinenden Langstrecken-Laufszene!  

Was trennt die einstige Läufergeneration von der heutigen? Einmal sind es sicherlich die Leistungen im absoluten Maßstab, andererseits aber auch die Einstellung und die Motivation der Läufer.

Die Trainingsinhalte dürften sich dabei nicht einmal so stark unterschieden haben. „So verkehrt  können wir damals nicht trainiert haben. Wir waren eine große Gruppe von  ‚Laufverrückten’,  die sich gegenseitig motiviert haben. Wir konnten alle die 5000 Meter unter 15 Minuten und die Marathonstrecke unter 2:30 Stunden laufen.

Wir haben mit Fahrtspiel nach Gefühl im Burgwald oder auf den Lahnbergen trainiert. Und vor allem… “ und lacht, “ es ging ohne Pulsmesser und Laktatmessung! Es wurde hart trainiert, aber auch immer mit einem Blick zur schönen Natur. Wir hatten alle das Ziel, möglichst schnell zu laufen und den Anderen im Wettkampf zu schlagen.“

Trotz vorangeschrittenen Alters sind Jesbergs Bestzeiten auch heute noch vorzeigbar: 3000 m : 8:23,4 Min (1965), 5000 m 14:13,8 (1973) und Marathon 2:22:17 (1976). Nach einer Spritze ins Kniegelenk beim Freiburger Medizin-Guru Professor Klümper bildete sich eine Infektion, die ihn seitdem an Krücken band. Vorbei also die Chance, auch weiterhin als „rüstiger Senior“ die weitaus jüngeren Konkurrenten aufzumischen.

Heute hält sich der frühere Lehrer für Biologie, Chemie und Sport als Pensionär mit täglichem Schwimmen fit. Und dies mit demselben Elan, den er als Langstreckler stets an den Tag gelegt hatte. Seine ganze Kraft aber setzt  er nach wie vor für den Naturschutz ein. Über 20 Jahre lang war  er Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“.

„Ich habe heute noch weniger Zeit als früher, ich arbeite bis spät in die Nacht,“ so Helmut Jesberg. Auf die Frage nach seinen besten und nachhaltigsten Rennen, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: Beim Teufelsbergs-Cross in Berlin, als er hinter Laufgrößen wie Europameister Bodo Tümmler und  Peter Kubicki Dritter wurde. Und dann natürlich das Frankfurter 10 000 m-Rennen 1975.

Unvergesslich für viele seiner Mitstreiter vom ASC Darmstadt sind die legendären Trainingslager im Burgwald. Dabei standen vier Trainingseinheiten am Tag über jeweils über 45 Minuten an. Kein Wunder, wenn sich dabei stets ein Durstgefühl einstellte. Auch dafür schaffte Hems Jesberg Abhilfe.

Insgesamt 20 Getränkedepots gab es dabei im Burgwald, die rechtzeitig angelegt wurden. Für den Fall der Fälle. Einem Ondit zufolge soll es sich dabei nicht unbedingt nur um Apfelsaftschorle oder andere Elektrolytdrinks gehandelt haben.

Hems, wir gratulieren Dir von Herzen zum Fünfundsiebzigsten!   

Wilfried Raatz

author: GRR

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