Auch IAAF-Präsident Lamine Diack wollte die Golden League ursprünglich innerhalb der neuen Diamond League, die in voraussichtlich 14 Städten stattfinden wird, behalten.
Golden League-Abschied in Brüssel: Triumphiert Kenenisa Bekele?
Zum ersten Mal seit zehn Jahren kann ein Langstreckenläufer wieder alle Meetings der prestigeträchtigen AF Golden League gewinnen: Siegt Kenenisa Bekele am Freitagabend auch in Brüssel über 5.000 m, dann hat der Äthiopier den Jackpot geknackt.
Nach den Meetings in Berlin, Oslo, Rom, Paris und Zürich sind noch drei Athleten im Rennen um die Dollar-Million: 400-m-Läuferin Sanya Richards (USA), Stabhochspringerin Yelena Isinbayeva (Russland) und Kenenisa Bekele. Gewinnen alle drei auch in Brüssel, teilen sie sich den Jackpot.
2006 war Kenenisa Bekele zwar neben seiner Landsfrau Tirunesh Dibaba schon einmal am Golden League-Jackpot beteiligt. Damals jedoch gab es eine einmalige Sonderregelung, so dass auch Athleten am Gesamtgewinn partizipierten, die nur bei fünf der sechs Meetings gewonnen hatten. Die letzte Langstrecklerin, die einen Durchmarsch in der Golden League schaffte, war 1999 die Rumänin Gabriela Szabo. Ein Jahr zuvor war dies zudem auch Haile Gebrselassie (Äthiopien) gelungen. Damals bestand die Serie sogar aus sieben Meetings.
„Es geht mir natürlich am Freitag in erster Linie um den Sieg und nicht um eine bestimmte Zeit, obwohl ich hoffe, dass ich schneller laufen werde als in Zürich“, erklärte Kenenisa Bekele, der vor einer Woche bei der fünften Station der Serie in der Schweiz seine Jahresweltbestzeit auf 12:52,32 Minuten verbessert hatte. „Ich fühle mich jetzt frischer als vor dem Rennen in Zürich, denn das war ja nur fünf Tage nach meinem zweiten WM-Finalrennen“, sagte der Äthiopier, der bei der WM in Berlin sowohl die 5.000 als auch die 10.000 m gewonnen hatte.
Obwohl nur eine Woche zwischen den Meetings in Zürich und Brüssel lag, ist Kenenisa Bekele nach Hause geflogen, um sich dort auf das letzte Golden League-Meeting vorzubereiten. „Ich wollte in der Höhe trainieren, auch wenn es nur vier Tage waren. In der Schweiz hätte es diese Möglichkeit natürlich auch gegeben, aber die Strecken sind dort eher steinig – für mich ist es am besten, wenn ich auf Gras laufen kann“, erklärte der 27-Jährige.
In Brüssel endet am Freitagabend die Geschichte der Golden League. Im kommenden Jahr
wird die Serie der Premium-Meetings in der neuen, deutlich größeren Diamond League aufgehen. Eine derartige Strukturänderung des unübersichtlichen Meeting-Kalenders der internationalen Leichtathletik war nötig, doch mit der Golden League verliert die Sportart einen Fixpunkt. So wird der Abschied der Golden League durchaus bedauert, denn das Konzept war in der komplexen Sportart einfach und gerade deswegen besonders gut: Wer bei allein sechs Meetings der Serie seine Disziplin gewinnt, partizipiert am Jackpot von einer Million US-Dollar.
Zwölf Jahre lang gab es die Golden League, doch ihr Ursprung ist eigentlich noch fünf Jahre älter. 1993 hatten sich Berlin, Oslo, Zürich und Brüssel zu den ,Golden Four’ zusammengeschlossen. Athleten die bei allen vier Veranstaltungen ihre Disziplin gewannen, teilten sich 20 Kilogramm Gold. Die Serie funktionierte so gut, dass der internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) sie als Grundlage nahm und daraus 1998 die Golden League formierte. Sechs Meetings gehörten zuletzt zu dieser Liga. Nicht alle Topstars starteten bei der kompletten Serie, dennoch ging das Konzept auf. Und nach jahrelangen Problemen im Bereich des deutschen TV-Marktes ist die Golden League im Abschlussjahr auch wieder im freien Fernsehen bei Eurosport zu sehen.
„Die Golden League hat sich in den letzten Jahren zunehmend durchgesetzt. Ihre Regeln waren sehr einfach, was gut ist für den Zuschauer. Da die neue Serie über den Kontinent hinausgehen sollte, war ein neues Format nötig“, erklärt der ISTAF-Chef Gerhard Janetzky, der unabhängig von der Zukunft seines Meetings bedauert, dass es die Golden League nicht mehr geben wird. Ob in Berlin 2010 überhaupt noch ein ISTAF stattfindet, wird sich aufgrund der unsicheren TV-Situation und damit zusammenhängenden Sponsorengeldern nicht vor Ende September entscheiden.
Auch IAAF-Präsident Lamine Diack wollte die Golden League ursprünglich innerhalb der neuen Diamond League, die in voraussichtlich 14 Städten stattfinden wird, behalten. Doch er konnte sich damit nicht durchsetzen. „Es wäre wichtig für die Leichtathletik, dass in der Zukunft ein genauso erfolgreiches System wie die Golden League gefunden wird.
Denn es ist deutlich besser und klarer als Punktsysteme“, sagt Gerhard Janetzky. Über das Sammeln von Punkten können die Athleten im nächsten Jahr in jeder Disziplin einen Diamanten gewinnen.
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