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07
03
2007

Gold für Ecker, so richtig wollte er es selbst nicht glauben. \"Und in der Springerszene hat mir das auch keiner mehr zugetraut.\"

Gold macht Vater Ecker glücklich – Nach einigen Krisen holt der 29-jährige Stabhochspringer den EM-Titel. Die Familie half ihm dabei – Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost

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Als Danny Ecker über die Zeiten seiner größten Krisen sprach, lächelte er. Kein Wunder, in der Stunde des Erfolges spielte dies alles eigentlich keine Rolle mehr. Aber auf einmal waren sie doch präsent, die Erinnerungen daran, \“dass ich einfach keine Lust mehr hatte, alles hinschmeißen wollte\“. Nur gut, dass der 29-jährige Stabhochspringer sich doch anders entschieden hat.

Sonst hätte er nie Hallen-Europameister werden, keine Ehrenrunde in der National Indoor Arena von Birmingham laufen und nicht die Goldmedaille in Empfang nehmen können.
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Als \“fantastisch glücklich\“ beschrieb der Mann von Bayer Leverkusen seinen Gefühlszustand, nachdem er vor dem Ukrainer Dennis Jurtschenko und dem Uerdinger Björn Otto triumphiert hatte. Alle drei hatten 5,71 m übersprungen, weniger Fehlversuche entschieden über die Reihenfolge. Dass die Medaillen mit einer eher bescheidenen Höhe weggingen, \“darüber muss man hinwegsehen\“, meinte Ecker, \“es ging nicht um Höhen, sondern um Medaillen.\“ Er hatte die Gunst der Stunde genutzt, während der favorisierte Otto (Weltjahresbester mit 5,90 m) mit seinen Stäben nicht zurechtkam.

Gold für Ecker, so richtig wollte er es selbst nicht glauben. \“Und in der Springerszene hat mir das auch keiner mehr zugetraut.\“ Ihm, der bereits 2001 als zweiter Deutscher nach Tim Lobinger (in Birmingham Fünfter) die magische Sechs-Meter-Marke übersprungen hatte. Dann fielen Ecker wieder die Zeiten ein, als er kein Licht am Ende des Tunnels sah: 2002 nach einer Schulteroperation oder 2005 nach zwei Leistenoperationen, als \“Golfspielen und Biertrinken\“ dann mehr im Vordergrund gestanden seien als Training.

Doch nach dem Tief 2005 merkte der Sohn von Heide Rosendahl, der zweifachen Olympiasiegerin von München 1972 (Weitsprung, 4×400 m) und selbst Hallen-Europameisterin im Weitsprung 1971 in Sofia, was ihm der Sport wirklich gibt. \“Ich habe mir vor Augen geführt, dass ich das alles viel zu sehr liebe: Wettkämpfe, Reisen – Momente wie diesen.\“ Nach dem EM-Sieg habe er jetzt erst recht \“Blut geleckt\“.

Und dann kam er auf die \“wichtige Rolle auch für meine Sportkarriere\“ zu sprechen, die zwei Menschen für ihn spielen. Seit September 2006 ist er mit Katrin verheiratet, vor drei Monaten kam Tochter Marie zur Welt. Ein \“anderes Verantwortungsbewusstsein\“ habe er dadurch entwickelt, zudem müsse er nun \“noch besser organisiert und disziplinierter sein\“, sagte Danny Ecker, der an der Fernuniversität Hagen Betriebswirtschaft studiert. \“Es mag kitschig klingen, aber ich denke während eines Wettkampfs oft an meine kleine Tochter.\“ Der Konzentration des stolzen Vaters hat es offensichtlich nicht geschadet, dass Marie in seinen Gedanken mitspringt.

Sebastian Arlt
Berliner Morgenpost
Montag, dem 5. März 2007

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