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2008

In die Wiege war das dem gebürtigen Tempelhofer nicht gelegt worden. Seine Eltern betrieben eine Bäckerei und Horst Milde erlernte nach dem Abitur den Beruf eines Konditors. Von 1959 bis 1966 studierte er an der Freien Universität Berlin

Glückwunsch, Mister Marathon – LAUFZEIT Special gratuliert mit Klaus Weidt, LZ Chefredakteur 1990 und Dr. med. Willi Heepe, als langjähriger medizinischer Leiter des BERLIN-MARATHON

By GRR 0

Runde siebzig wird Horst Milde, Deutschlands Mister Marathon, am 24. Oktober 2008. In dem Titel schwingt eine Menge Anerkennung  mit. Vor allem für seine Verdienste um das Laufen in Deutschland, speziell aber in Berlin. Die SCC-RUNNING Events GmbH – ein Veranstaltungsunternehmen, das er einst mit aus der Taufe hob – organisiert heute über‘s Jahr verteilt 17 Volksläufe mit weit mehr als 150.000 Teilnehmern. Er habe, sagte Horst Milde einmal, „die Berliner zum Laufen gebracht“.

In die Wiege war das dem gebürtigen Tempelhofer nicht gelegt worden. Seine Eltern betrieben eine Bäckerei und Horst Milde erlernte nach dem Abitur den Beruf eines Konditors. Von  1959 bis 1966 studierte er an der Freien Universität Berlin und schloss als Diplomkaufmann ab. Sportlich gehörte er in jenen Tagen zur Spitze. Mit der 3×1.000-m-Staffel des Sport-Clubs Charlottenburg (SCC) wurde er zweimal Deutscher Meister (1964 und 1965).

Seine Mittelstreckenzeiten können sich noch heute sehen lassen: über 400 m 49,1 s, über 800 m 1:49,8 min, über 1000 m 2:25:00 min und über 1500 m 3:51,8 min. Im Langstreckenbereich lief er über 10.000 m 33:33 min. Noch als Aktiver machte er 1964 mit dem Teufelsberg-Crosslauf den Schritt zum Organisator. 1974 startete er dann im Grunewald den ersten Marathon für Jedermann. Keinen Augenblick hätte er sich damals vorstellen können, dass aus diesem Lauf einmal ein internationales Sportereignis mit mehr als 50.000 Aktiven werden würde.

Bis 1998 führte Horst Milde die Familienbäckerei neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der SCC-RUNNING Events GmbH. Eine Belastung, die ohne die  Unterstützung der Familie, speziell seiner Frau Sabine kaum zu meistern gewesen wäre. 2004 übergab er die Leitung der Veranstaltungen an seinen Sohn Mark. Sein nationales und internationales Wirken brachte ihm hohe Auszeichnungen ein, so u. a. das Bundesverdienstkreuz am Bande. Seit 1999 ist er Mitglied im Vorstand des Weltmarathonverbandes AIMS. 

In der Interessengemeinschaft der deutschen Straßenlaufveranstalter German Road Races ist er  einer der Sprecher.  Ja, und laufen tut er immer noch durch den Tempelhofer Park, entlang des Teltowkanals oder im Grunewald. Vielleicht haben Sie ihn dort schon einmal getroffen, den Mister Marathon.  


„Neues Laufjournal in Berlin – tatsächlich?“
Klaus Weidt, LZ-Chefredakteur 1990, erinnert sich an die erste Begegnung mit Horst Milde

Er ist ein Mann, der scheinbar das Gras wachsen hört. Am Neujahrstag 1990 waren wir noch euphorisch mit den 25.000 durch das Brandenburger Tor gerannt, einen Tag später saßen wir in einer Geburtstagsnachfeier zusammen und beschlossen, nun endlich das zu realisieren, was uns jahrelang verwehrt blieb: eine Laufzeitung ins Leben zu rufen.

Zehn Tage später bimmelte bei mir zu Hause das Telefon, und eine leicht heisere Stimme meldete sich so: „Hier ist Milde aus Tempelhof.“ Wahrscheinlich hatte es mir die Sprache verschlagen, jedenfalls ergänzte der Anrufer schnell: „Horst Milde vom Berlin-Marathon.“ Und der fragte an, ob es wahr wäre, was er gehört habe: „Ihr macht ein neues Laufjournal in Berlin, im Osten? Tatsächlich?“

Dann verfiel er in seinen Berliner Dialekt: „Is ja ne interessante Sache, auch für uns.“ Ich holte tief Luft, dachte, etwas Besseres als Marathonmann Milde kann dir gar nicht passieren und machte mit ihm einen Treff aus.

Am 8. Februar 1990 suchte ich die Bäckerei Milde in Tempelhof auf. Wurde dort äußerst freundlich begrüßt und mit Gebäck und Kaffee auf den im Stau stehenden Bäckermeister und Marathonvater vertröstet. Als Horst Milde eintraf, schob er mich zu allererst in seine „Marathonecke“. Dieser etwa sechs Quadratmeter kleine Arbeitsraum war von einem Lagerraum mit einer Art spanischer Wand abgetrennt worden. An den Wänden Fotos, Plakate, Lauftermine, Presseinfos, auf dem Schreibtisch Akten, Zeitungsstapel, Telefon und Faxgerät.

Von dieser kleinen Laufwelt gingen also jene großen Impulse aus, die inzwischen Tausende und Abertausende bewegten. „Ich wollte Ihnen nur mal zeigen, dass wir auch mit kleinen Brötchen großen Kuchen backen können.“ Und erzählte beiläufig, wie er und seine Marathonhelfer in vielen Jahren Klinken putzten, ja selbst an parkende Autos Werbezettel für den nächsten Berlin-Marathon unter die Wischblätter schoben.

Ich musste ihm die Story erzählen, wie wir, vier laufverrückte Journalisten aus Ostberlin, auf die Idee mit dem Laufjournal gekommen waren. Als ich in meine Tasche griff und ihm die detaillierte Konzeption einer neuen „Laufzeit“ auf den Tisch legte, dazu die Registriernummer 1728 des damaligen Presse- und Informationsamtes der DDR, waren alle Zweifel ausgeräumt.

Horst Milde zeigte sich angetan. „Also, wenn das was wird, habt ihr unsere ganze Unterstützung.“ Ehe ich mein letztes Plunderstück verzehrt hatte, fügte er noch hinzu: „Wenn ihr wollt, machen wir so eine Art Abkommen.“
Zwei Tage darauf schon informierte unter „gez. Horst Milde“ der SCC Berlin über das neue „deutsch-deutsche Laufsportmagazin“. Wenig später flatterte ein „Vertrag über Zusammenarbeit zwischen der Redaktion LAUFZEIT und dem SC Charlottenburg“ in die Tempelhofer Bäckerei.

Mit Mildes Unterschrift begann eine Gemeinsamkeit zum gegenseitigen Wohle, die bis heute ungebrochen ist. Bei Gelegenheit muss ich allerdings mal nachfragen, wie einst Horst Milde in nur zehn Tagen von unserer Laufzeit-Idee Wind bekommen hatte.

Kann er wirklich Gras wachsen hören?

Doppelter Nobelpreis für ehrenamtliche Arbeit – Willi Heepe im Rückblick

Tja, manche Partei heutzutage wäre froh, so einen Mann in ihren Reihen zu haben. Unbeirrbar, gerade, ein klares Ziel vor den Augen, versuchend, jeden behördlichen Widerstand zu überwinden – und alles auch noch für die Ehre und nicht für dickes Geld, das ist Horst Milde. Von Beginn an hat er die Bedeutung der begleitenden Sportmedizin und der betreuenden Notfallmedizin für den Laufbreitensport und speziell für den BERLIN-MARATHON erkannt und mitgestaltet.

Über 30 Jahre habe ich auf diesem Gebiet vertrauensvoll mit ihm zusammengearbeitet. Ich bin stolz, mit diesem Mann zusammen etwas auf die Beine gestellt zu haben, das heute Weltgeltung hat. Doch unsere Zusammenarbeit und sein Wirken nur auf den BERLIN-MARATHON zu beschränken, würde zu kurz greifen. Im Umfeld dieses sportlichen Events  sind über viele Jahre hinweg Maßstäbe für die präventiv-medizinische Betreuung gesetzt worden.

Gemeinsam haben wir in der Hauptstadt weit mehr als 100 Forumsveranstaltungen für Laufsportbegeisterte auf die Beine gestellt. Neben Trainingstipps ging es dabei vor allem um die Vermittlung gesundheitsspezifischer Zusammenhänge. Ich meine, diese präventiv-medizinische Seite des Wirkens von Mister Marathon sollte nicht unter den Tisch fallen und bedarf einer besonderen Würdigung.

Gäbe es einen Nobelpreis für ehrenamtliche Arbeit, Horst Milde müsste ihn doppelt erhalten.

Dr. med. Willi Heepe, langjähriger
medizinischer Leiter des
BERLIN-MARATHON

Quelle: LAUFZEIT – Oktober 2008 

www.laufzeit.de

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author: GRR

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