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2009

Die Liste der zweiten Garde ist illuster, Landschaftsläufe wie Monschau, Brocken, Weiltalweg, Füssen, Mittelrhein haben ihre Fans ebenso wie Traditionsläufe in Bräunlingen, Kandel, Steinfurt und Kandel. Neuere Läufe wie Kassel, Magdeburg, Fürth, Darmstadt, Lübeck müssen sich noch profilieren.

Glimpflich durch die Krise – Manfred Steffny in SPIRIDON – Hitparade der deutschen Marathonläufe 2009

By GRR 0

Die Marathonveranstalter sind im Krisenjahr 2009 glimpflich davon gekommen. Überwiegend gab es leichte Rückgänge in der Zahl der Finisher, von Berlin angefangen bis zu den letzten der mittelgroßen Läufen mit über 1.000 im Ziel. 19 Läufe haben den Sprung über die begehrte Tausender-Marke geschafft.

Im vorigen Jahr waren es 20. 14 verzeichnen einen Teilnehmerrückgang, aber immerhin acht einen Anstieg beim Marathon gegenüber 2008.

Kontinuierlich ist der Anstieg in Frankfurt und Düsseldorf, bezeichnender Weise bieten diese beiden Rennen (wie auch Berlin) keinen Nebenwettbewerb an, der ja überall Teilnehmer abzieht. Viele Läufe hängen am Tropf des Halbmarathons, der durchweg als Rahmenwettbewerb angeboten wird. Inzwischen ist der Rahmen größer als das Bild, im Schnitt wiesen die Halbmarathonläufe eine zweieinhalb mal höhere Zahl aus. Doch die meisten der ca. 120.000 aufgelisteten Marathonläufern Deutschland haben bloß einen 42-km-Lauf bestritten, aber mehrere über 21 km.

Dass Berlin trotz gleicher Meldezahl – frühzeitig waren 40.000 eingeschrieben – 772 weniger Finisher als im Vorjahr hat, dürfte eindeutig am diesmal wärmerem Wetter liegen, welches auch die Spitzenzeiten beeinflusst hat. Mehr Läufer als 2008 haben die Startnummer liegen gelassen, wobei es selbst den Veranstaltern ein Rätsel ist, warum so viele Läufer ihr Geld verschenken. So viele können gar nicht erkrankt oder außer Form sein.

Die Schwundquote von ca. 15% könnte auch dadurch entstehen, dass viele Läufer einfach ohne Chip antreten und ihnen eine offizielle Zeitnahme schnurzpiepegal ist. Sei es wie es sei, wir können statistisch nur von den realen Resultaten ausgehen, selbst wenn es in der Kasse stärker klingelt.

Den empfindlichsten Rückgang hat Hamburg zu verzeichnen, von 15.782 auf 13.942 in einem Jahr. Da wackelt allmählich sogar der zweite Platz der Hanseaten, die sich als größter Frühjahrsmarathon ja bereits seit Jahren von Köln abgesetzt hatten. Frankfurt möchte erklärterweise langfristig die Nr. 2 in Deutschland sein. Mit den Spitzenzeiten hat man bereits Hamburg übertroffen und mit dem Zehner-Schnitt der besten Zeiten liegt Frankfurt auf Platz 11 in der Welt.

Der Hamburger Rückgang verschärft das Missverhältnis zwischen Frühjahrs- und Herbstläufen. Grob gesehen kamen 2009 bei den größten zwei Dutzend Marathons 100.000 ins Ziel, ein Drittel im Frühjahr und zwei Drittel im Herbst. Zieht man aber Berlin von den Herbstzahlen ab, dann sind beide Blöcke gleich stark.

Auf den ersten sechs Positionen der diesjährigen Hitparade gibt es keine Veränderung. München ist als Fünfter der erste Volkslauf, der auf regionale Größen setzt und den Lauf wirtschaftlich durch einen sportlich interessanten 10-km-Lauf abfedert. Ohne Titelsponsor muss Veranstalter runabout ganz auf den Erfolg seiner Läufermesse setzen, um den hohen Standard mit Einlauf im Olympiastadion zu halten. Immerhin hat man mit Freiburg als Veranstalter ein zweites Bein.

Düsseldorf dagegen setzt mit dem Titelsponsor Metro im Rücken auf Rang 6 auf Qualität mit afrikanischen Assen und Einbindung der deutschen Spitze. Die Mischung ist erfolgreich.

Aufsteiger der Saison sind Hannover mit seinem neuen Ein-Runden-Kurs und der trotz schwierigen Kurses gefragte Rennsteig-Marathon auf den Plätzen 7 und 8.

Weiterhin empfindliche Einbußen verzeichnet der Karstadt-Marathon mit seinen beiden Flügeln Dortmund-Essen und Oberhausen-Essen, wobei sich für den zweiten Lauf der Aufwand überhaupt nicht mehr lohnt. Zwar wurde das Riesenprogramm nach der Übernahme durch MM-Promotions gestrafft, doch gab es durch Startverspätungen aufgrund fehlender Absperrungen Ärger mit den Läufern. Wegen Insolvenz des Sponsors Karstadt fällt der Lauf 2010 aus.

Einen herben Sponsorenverlust musste der Köln Marathon hinnehmen, nachdem Titelsponsor Ford nach 12 Jahren ausgestiegen ist. Der Marathon in der Domstadt hat zwar mit den Jahren seine anfängliche Zugkraft verloren, doch mit einer geordneten Vorschaltung eines Halbmarathons haben die Rheinländer sich sozusagen am Schopf aus dem Sumpf gezogen. Das sind die Finisherzahlen der letzten drei Jahre seit Einführung des Halbmarathons: 2007 M 9.691- HM 7.642, 2008 M 7.663 – HM 8683, 2009 M 7.874 – HM 11.035.

Beim Teilnehmeranstieg spielte auch eine Rolle, dass der Sparkassen-Marathon diesmal in Köln integriert war.
Weiter Einbußen erlebt Mainz auf der Marathondistanz, trotz Deutscher Meisterschaft als Dauertermin und Live-Übertragung durch das SWR-Fernsehen. 2009 hatte man einen Tag zuvor den nahen Mannheimer Marathon vor der Brust, der auch Rückgänge verzeichnen muss.

Ins Gehege mit den gleichen Terminen 2009 und auch wieder 2010 kommen sich Würzburg und Regensburg. Der Teilnehmeranstieg in Würzburg 2008 durch den Ein-Runden-Kurs war nur kurzfristig. Nun dümpeln beide fränkischen Läufe mit ihren architektonischen Schätzen und Brückenlandschaften unter der Tausender-Marke. Dass Würzburg vor Regensburg liegt, ist der höheren Frauenquote zu verdanken.

Dagegen kommen die beiden Dresdner Läufe gut miteinander zurecht, empfinden sich mit einem halben Jahr auseinander liegenden Terminen nicht als Konkurrenz, tauschen sich sogar gegenseitig Equipment aus. In kleinen Schritten bewegen sich die beiden Dresdner Läufe mit dem unterschiedlichen Charakter nach vorne. Diesmal hat der Morgenpost-Lauf im Oktober auf Spitzenläufer verzichtet und ist daher in unserer Wertung einige Plätze zurückgefallen.

Der Anstieg des Frauenanteils im Marathon stagniert, obwohl die 7.056 Finisherinnen von Berlin der fünftgrößte Marathon in Deutschland wären. Berlin und Hamburg führen hier mit 20,2%. Und gerade dies sind Läufe, bei denen der Frauenanteil nicht durch kürzere Nebenwettbewerbe verringert und verwässert wird. Denn das ist ein Faktum: je kürzer die Laufstrecke, desto höher der weibliche Anteil – 1:6 im Marathon und 1:3 im Halbmarathon. Frauen mögen offensichtlich durchgestylte Marathonläufe und dichte Felder. Je kleiner der Marathon, desto geringer der Frauenanteil, der in unserer Bewertung als Qualitätsmerkmal gilt.

Die Liste der zweiten Garde ist illuster, Landschaftsläufe wie Monschau, Brocken, Weiltalweg, Füssen, Mittelrhein haben ihre Fans ebenso wie Traditionsläufe in Bräunlingen, Kandel, Steinfurt und Kandel. Neuere Läufe wie Kassel, Magdeburg, Fürth, Darmstadt, Lübeck müssen sich noch profilieren.

Das rudelweise Auftreten von Spitzenläufern aus Kenia ist für viele irritierend. Es ist ein Schauspiel, in dem die Hauptakteure erst im letzten Akt auftreten, sich nicht profilieren können und vorher die Chargen in Gestalt von Tempomachern die Rennen beherrschen. Mit Blick auf die Endzeit mag dies richtig sein, aber es macht den Marathon so langweilig wie eine Flachetappe bei der Tour de France. Elf Kenianer bei den Männern und acht Kenianerinnen gewannen 2009 einen in unserer Hitparade aufgelisteten Marathon.

Sieben deutsche Männer und elf deutsche Frauen stehen dem gegenüber. Immerhin sind darunter Susanne Hahn mit 2:29:26 h in Düsseldorf, Sabrina Mockenhaupt in Köln mit 2:30:12 h und Dennis Pyka in Essen mit 2:20:54 h, vorzeigbare Siegerzeiten also.

Manfred Steffny in SPIRIDON, Dezember 2009


Hitparade der deutschen Marathonläufe 2009

 

Ort    Ges.-Note    im Ziel Läufer    Frauen-Anteil    Sub 3 h    Teiln.-Note    1. Mann 1. Frau    Zeit-Note

1. Berlin (20.9.) 30,7 34.974 – 20,2% 1.155 21,2 – Haile Gebrselassie, ETH 2:06:08 h-  Atsede Besuye, ETH
2:24:47 h – 9,5

2. Hamburg (26.4.) 28,4 13.942 – 20,2% 400 19,4 –  Solomon Tside, ETH 2:11:47 h – Alessandra Aguilar, ESP
2:29:01 h – 9,0

3. Frankfurt (25.10.) 21,9 9.479 + 17,7% 443 12,4 – Gilbert Kirwa, KEN 2:06:14 h – Agnes Kiprop, KEN
2:26:57 h – 9,5

4. Köln (4.10.) 21,0 7.874 + 18,8% 191 12,0 – Evans Ruto, KEN 2:08:36 h – Sabrina Mockenhaupt, GER
2:30:12 h – 9,0

5. München (11.10) 15,4 5.399 – 17,8% 182 8,4 – Maksym Salii, UKR 2:28:13 h – Luzia Schmid, SUI
2:53:16 h – 7,0

6. Düsseldorf (3.5.) 14,9 2.874 + 17,9% 101 5,9 – David Langat, KEN 2:10:46 h – Susanne Hahn, GER  2:29:26 h – 9,0

7. Hannover (3.5.) 13,6 1.437 + 18,5% 71 5,1 – Evans Ruto, KEN 2:10:47 h – Fridah Too, KEN
2:35:47 h – 8,5

8. Rennsteig (16.5.) 13,0 3.127 + 18,9% 32 7,0 – Christian Seiler, GER 2:37:14 h – Anja Jakob, GER
3:19:01 h – 6,0

9. Münster (13.9.) 12,5 2.733 – 16,2% 83 3,9 – Richard Chepkwony, KEN 2:12:02 h – Ecler Loywapet, KEN
2:37:06 h – 8,5

10. Karstadt (17.5.) 11,3 2.238 – 15,6% 40 2,8 8,5
a) Dortmund-Essen 1.561 – Samson Bungei, KEN 2:09:23 h – Rose Chesire, KEN 2:36:52 h
b) Oberhausen-Essen 677 – Carsten Schütz, GER 2:36:13 h – Silvia Balbach, GER 3:16:06 h

11. Essen (11.10.) 10,8 1.408 – 16,8% 119 3,3 – Dennis Pyka, GER 2:20:54 h – Silvia Krull, GER
2:40:42 h – 7,5

11. Mainz, DM (10.5.) 10,8 1.720 – 15,4% 169 2,3 – Sammy Tum, KEN 2:13:56 h –  Bernadette Pichlmaier, GER 2:38:44 h – 8,5

13. Bonn (26.4.) 10,1 1.359 – 15,7% 48 2,1 Joash Mutai, KEN – 2:15:22 h – Rosina Kiboino, KEN
2:42:28 h 8,0

14. Karlsruhe (20.9.) 10,0 1.510 – 15,0% 35 1,5 – Joel Kiptoo, KEN 2:09:08 h – Rosina Kiboino, KEN
2:43:09 h – 8,5

15. Würzburg (24.5.) 9,3 904 – 16,4% 13 2,3 – Michael Tluway, TAN 2:24:15 h – Peris Poywo, KEN
2:54:44 h – 7,0

16. Freiburg (29.3.) 8,9 1.576 – 15,7% 65 2,4 – Steffen Häntzschel, GER 2:31:23 h – Annette Götz, GER
3:00:15 h – 6,5

17. Regensburg (24.5.) 8,5 902 + 13,3% 55 1,0 – Andrej Toptun, UKR 2:17:30 h – Ida Kovacs, HUN
2:47:42 h – 7,5

18. Mannheim (9.5.) 8,2 1.204 – 15,5% 22 1,7 – Isaak Cheruiyot, KEN 2:30:31 h – Julia Wagner, GER
3:01:00 h – 6,5

19. Duisburg (7.6.) 8,1 950 – 15,6% 26 1,6 – Sascha Velten, GER 2:32:16 h – Marlies Meyer, GER
2:56:56 h – 6,5

19. Oberelbe (26.4.) 8,1 1.131 + 14,6% 18 1,1 – Jaroslaw Janicki, POL 2:29:50 h – Simone Maissenbacher, GER 2:50:42 h – 7,0

21. Dresden (18.10.) 7,8 1.177 + 13,7% 69 1,3 – Paul Schmidt, GER 2:32:45 h – Tramoy, FRA
2:52:45 h – 6,5

22. Bremen (4.10.) 7,0 1.026 + 14,8% 21 1,0 – Oliver Sebrantke, GER 2:38:11 h – Eva Brinkmann, GER
2:59:29 h – 6,0

Wertung: Teilnahme-Note bis 15.000 Finisher 1 Punkt pro 1.000, Frauen über 15% jeweils 1 Punkt, sub 3 h 1 Punkt pro 1.000, Zeitnote: maximal 10,0,

*Karstadt Ruhr-Marathon: 2 Läufe mit gleichem Ziel. © SPIRIDON 2009

 

author: GRR

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