Die Spar European Cross Country Championships gewinnen von Jahr zu Jahr wieder mehr an Bedeutung, nachdem diese durch die Entwicklung im Straßenlauf zeitweise zurückgegangen waren. Mit 32 Nationen und 480 Athleten haben wir hier in Brüssel neue Rekordzahlen aufzuweisen.
Gespräch mit Hansjörg Wirz, dem Präsidenten von European Athletics (EAA) am Rande der SPAR Cross Country Championships in Brüssel. Von Wilfried Raatz
Herr Präsident, die 15. SPAR European Cross Country Championships in Brüssel sind gerade mit dem Wettbewerb der Männer vorüber gegangen. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Das war eine außerordentliche Veranstaltung. Sie war spektakulär und voller Dramatik und hat den Zuschauern großen Sport geboten. Das ist es, was Crosslaufen so attraktiv macht! Es ist erfreulich, dass sich viele große Nationen, wie dies gerade bei den Deutschen besonders auffällig ist, im Cross wieder engagieren und Medaillen gewonnen haben. Überhaupt können wir feststellen, dass sich viele Nationen im Medaillenspiegel wieder finden und auch in den Positionen dahinter die Vielfalt vorherrscht.
Mit Sergey Lebid, Hilda Kibet oder Stephanie Twell haben wir herausragende Athleten auf dem Siegerpodest erlebt, die auch für die mediale Präsentation des Cross-Country-Laufens besonders wichtig sind. Ist Crosslaufen für die Medien überhaupt interessant?
Die Europäer können sich durchaus auch im Crosslaufen zeigen. Wir haben nicht nur herausragende Athleten, sondern auch genügend Organisatoren, wie die bereits erfolgte Vergabe der nächsten Titelkämpfe beweist. Damit sind wir deutlich besser als die IAAF. Auffällig groß ist in Brüssel auch die Medienpräsenz. Die Rennen wurden von zahlreichen Sendern live oder zeitversetzt übertragen, sogar über Europa hinaus.
Mit der 15. Auflage der SPAR European Cross Country Championships sind die Europameisterschaften mit Brüssel in die Metropolen zurückgekehrt. Für 2009 steht mit Dublin ebenso eine Großstadt als Ausrichter parat. Ist dies eine Wende bei der Vergabe von Cross-Titelkämpfen?
Nein, das ist keine Systematik, sondern eher zufällig. In den beiden Folgejahren werden wir in Albufeira und in Velenje sein. Insgesamt ist dies für European Athletics eine sehr schöne Entwicklung mit bereits vier Kandidaten für die Folgejahre.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Crosslaufes in Europa?
Die Spar European Cross Country Championships gewinnen von Jahr zu Jahr wieder mehr an Bedeutung, nachdem diese durch die Entwicklung im Straßenlauf zeitweise zurückgegangen waren. Mit 32 Nationen und 480 Athleten haben wir hier in Brüssel neue Rekordzahlen aufzuweisen. Die Befürchtungen, dass durch die Einführung von U 23-Wettbewerben die Teilnehmerzahlen bei den Männern und Frauen zurückgehen würden, haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil, die U 23-Wettbewerbe haben sich etabliert und auch die anderen Wettbewerbe haben sich stabil weiter entwickelt.
Bedeutet dies, dass die Einführung von U 23-Meisterschaften mittelfristig die Männer- und Frauenklasse quantitativ und auch qualitativ stabilisiert?
Diese Struktur ist für den Laufbereich sehr wichtig. Wir haben durch die Einführung dieser Meisterschaften nun die Chance, dass sich die Läufer permanent weiter entwickeln können. Diese Schritte sind notwendig. Denn wer möchte gerne nach einer erfolgreichen U 20-Karriere in der nächst höheren Wertungsklasse immer verlieren? Diese Struktur ist auf der Bahn weniger gegeben, hier fehlt einfach die Kontinuität von guten Veranstaltungen.
Wohin geht Ihrer Ansicht nach die Entwicklung beim Cross-Country-Laufen? Bei den Titelkämpfen im vergangenen Jahr im spanischen Toro war die Strecke sehr schnell, in Brüssel hat sie deutlich mehr Profil.
Wir wollen anspruchsvolle Strecken. Es kann nicht dazu führen, dass wir im Dezember vor allem Schnelligkeit fordern, sondern vielmehr sollte um diese Jahreszeit das Kraftelement gestärkt werden. Ich denke, dass wir das ganz gut im Griff haben. Auch wenn die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen im Süden oder im Norden Europas eine entscheidende Rolle spielen und auf die Beschaffenheit der Strecke einen maßgeblichen Einfluss haben.
Apropos klimatische Bedingungen. Wie stehen Sie zu einer Einführung von Cross-Wettbewerben bei Olympischen Winterspielen?
Olympische Winterspiele basieren auf Eis und Schnee. Das kann also für das Cross-Country-Laufen nicht gelten. Der Vorstoß kam von Athleten wie Paul Tergat. Man müsste im Gegenzug einige Wettbewerbe streichen, dazu ist die IAAF aber nicht bereit.
Wilfried Raatz