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Header des Geschichtswettbewerbs „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ der Körber Stiftung - Cover: Körber- Stiftung

Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2021: „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ – auch in Berlin. Von Manfred Nippe

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Der seit 1973 von der Körber-Stiftung veranstaltete Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ist der größte historische Forschungswettbewerb für junge Menschen in Deutschland. Mehr als 146.500 Schülerinnen und Schüler haben sich seit 1973 mit über 33.500 Projekten an diesem Wettbewerb beteiligt.

Für 2020/2021 lautete das Thema „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ und warb auf dem Wettbewerbsplakat mit dem Sinto-Boxer Johann „Rukeli“ Trollmann, dem 1933 der Meistertitel im Halbschwergewicht wegen eines ‚undeutschen‘ Boxstils aberkannt wurde und der 1944 im Außenlager des KZ Neuengamme umkam.

In Berlin wird an ihn an mehreren Orten, in Theaterstücken, Filmen, Büchern, Gedenktafeln und „Stolpersteinen“ erinnert.

Dem Schicksal in der NS-Zeit verfolgter Sportlerinnen und Sportler diesmal nachzugehen, dazu motivierte schon das Wettbewerbsposter. Aber auch die Rolle der eigenen Sportvereine am Heimatort, die Geschichte von Sportstätten, die Werte des Sports, Emanzipation und der schöne Schein von Olympischen und Paralympischen Spielen sollten diesmal im Fokus der eigenen Forschung stehen. 3.400 Schülerinnen und Schüler haben sich am Wettbewerb beteiligt, 245 Landessieger wurden im Sommer gekürt und 250 Förderpreise vergeben. Im November steigt die Preisverleihung der Bundessiegerinnen und Bundessieger in Berlin durch den Bundespräsidenten.

In Berlin wurden 12 Beiträge von sechs Schulen als Landessieger geehrt, dazu kamen zehn Förderpreise. Landesbeste Schule wurde das Europäische Gymnasium Bertha-von-Suttner in Berlin-Reinickendorf, das sich mit vier Beiträgen beteiligt hatte. Weitere Beiträge kamen von der Sophie-Scholl-Schule, dem Canisius-Kolleg, dem Max-Delbrück-Gymnasium, der Evangelischen Schule Frohnau und dem Herder-Gymnasium. Bei den Förderpreisen kamen das John-Lennon-Gymnasium, die SchuleEins, das Freiherr-von-Stein-Gymnasium, das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster, das Arndt-Gymnasium, aber auch die Grundschule am Insulaner und die Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule hinzu. Also nicht nur Gymnasien.

Die von den Berlinern bearbeiteten Themen sind sehr bunt und vielfältig. Sie beschäftigen sich mit jüdischen Sportlerinnen und Sportlern während der NS-Zeit und deren Erinnerung danach, der politischen Beeinflussung des Sports in Ost und West, der Emanzipation durch Sport, der Geschichte des Motorsports und Segelns, des Surfens und Wellenreitens und natürlich auch des Fußballs.

Olympia und die eigene Vereinsgeschichte sind ein weiter gewähltes Thema – und das alles während der Corona-Pandemie. Es besticht, mit welcher Begeisterung das Thema „Sport“ im Wettbewerb an- und aufgenommen, in Dokumentationen und Videos recherchiert und in Podcasts diskutiert wurde. Man erinnert sich der vor vier Jahren von Hertha BSC und dem Fan-Projekt erforschten Biografie des jüdischen Vereinsarztes Dr. Hermann Horwitz und der dazu vorgelegten kleinen Broschüre. Spurensuche durch Hobbyhistoriker, was will man mehr?

Es ist vielversprechend, wenn jetzt durch neue Kooperationen, so auch mit der Sportschule im Olympiapark und der SJB-Bildungsstätte, ähnliches zur Kommentierung des schwierigen Erbes des Olympiageländes versucht wird. Darüber sollten wir uns freuen.

Wenn die Senatssportverwaltung das als nicht-professionell abqualifiziert, ist dem lautstark zu begegnen.

Peter Schermer, der rührige Leiter des „Arbeitskreises Geschichte“ des Landessportbundes Hessen, hat im bundesdeutschen Wissenschaftsportal L.I.S.A. die vorbildlichen Beiträge des diesjährigen Wettbewerbs aufgegriffen und würde es sehr bedauern, wenn diese sportgeschichtlichen Forschungen junger Menschen „in der Versenkung verschwinden würden“. Er weist darauf hin, dass es gerade auf dem diffizilen Feld der Sportgeschichte noch viele “weiße Flecken“ gibt, den regional und in den Sportvereinen nachgegangen werden sollte.  

Dieser Aussage schließen wir uns gern an und warten nun auf die Bekanntgabe der Bundessiegerinnen und Bundessieger durch den Herrn Bundespräsidenten.

Manfred Nippe

Infos unter „www.koerber-stiftung.de/geschichtswettbewerb“

https://www.koerber-stiftung.de/geschichtswettbewerb/news-detailseite/sport-macht-gesellschaft-start-des-27-geschichtswettbewerbs-2155

BERLIN, SPORT und Mehr – Beiträge von Manfred Nippe:

https://manfred-nippe.de/category/sportgeschichten/

author: GRR