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13
10
2010

Gerhard Schlegels große Liebe aber galt dem Sport und insbesondere der Leichtathletik.

Gerhard Schlegel – Für Aussöhnung und Völkerverständigung – Friedrich Mevert in SPORT IN BERLIN

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60 Jahre Dachorganisation des deutschen Sports: Gerhard Schlegel, erster Präsident des LSB Berlin, gehört zu den bedeutenden Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte.

Im schlesischen Breslau wurde er am 9. November 1903 geboren, seine ersten Sporterlebnisse hatte er als Schüler im hessischen Kassel. Doch ab Oktober 1915 lebte er mit seinen Eltern in Berlin. Seit 1916 gehörte er dort auch Sportvereinen an, zunächst als Leichtathlet und Handballer der Berliner Turnerschaft, später dem Arbeitersportverein SV Moabit.

Gerhard Schlegel war Zeit seines Lebens ein sportlicher und ein politischer Mensch. Als Sechzehnjähriger schloss er sich der Sozialistischen Arbeiterjugend an, wurde 1921 Mitglied der SPD, im Mai 1933 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ vom NS-Regime angeklagt, aber nach der Untersuchungshaft freigesprochen.

Aus politischen Gründen wurde er 1933 von den Berliner Hafen- und Lagerhausbetrieben fristlos entlassen, wo er nach seiner Schulzeit und Ausbildung seit 1921 als Spediteur und Expedient tätig war.

Unmittelbar nach Kriegsende wurde Gerhard Schlegel bereits im Mai 1945 vom Berliner Magistrat als Hafendirektor des städtischen Eigenbetriebs BEHALA mit dem Wiederaufbau der weitgehend zerstörten Häfen betraut. Neben diesen beruflichen Pflichten übernahm er auch politische Verantwortung als Mitglied und Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Tiergarten von 1947 bis 1962 und war für die SPD zeitweilig auch Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin.

Gerhard Schlegels große Liebe aber galt dem Sport und insbesondere der Leichtathletik. Er wirkte am Wiederaufbau der Berliner Sportorganisation nach dem Kriege mit, die durch die Probleme der geteilten Stadt und die 1948 von den Sowjets verhängte Blockade Westberlins mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.

Gerhard Schlegel gründete 1949 den Allgemeinen Sport-Verein Berlin (ASV) Berlin), übernahm bei der Gründung des Sportverbandes Groß-Berlin am 29. Oktober 1949 das Amt des Vorsitzenden (bis 1951), war anschließend Sportwart und stellvertretender Vorsitzender und schließlich von 1956 bis 1972 Präsident des LSB Berlin.

Von 1951 an wirkte er zunächst als Vorstandsmitglied und dann bis 1972 als Vorsitzender des Berliner Leichtathletik-Verbandes. Bei der Gründungsversammlung des Deutschen Sportbundes 1950 in Hannover, bei der sein Antrag, Berlin als Sitz des DSB zu erklären, abgelehnt wurde, wurde Gerhard Schlegel für die Landessportbünde in das DSB-Präsidium gewählt. Diesem Gremium gehörte er als Beisitzer bis 1970 an.

Von 1954 bis 1973 war er Persönliches Mitglied des NOK für Deutschland. In allen Gremien, in denen er wirkte, engagierte sich Gerhard Schlegel für die Entwicklung internationaler Sportverbindungen, so mit Polen, der Sowjetunion und vor allem mit Israel, wo er 1978 für seine Verdienste bei der Aussöhnung des deutschen und des israelischen Volkes als erster Deutscher mit der Eintragung in das „Goldene Buch des Staates Israel“ ausgezeichnet wurde. Gerhard Schlegel diskutierte beharrlich, vor allem gegen schädliche Entwicklungen im Leistungssport, war aber nie nachtragend und suchte immer wieder das freundschaftliche Gespräch und den Kompromiss.

Der Bundespräsident zeichnete ihn 1969 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz aus.

Am 24. April 1983 starb Gerhard Schlegel beim Besuch einer Sportveranstaltung.

Friedrich Mevert  in SPORT IN BERLIN, Oktober-November 2010

 

author: GRR

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