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03
12
2022

Foto: Norbert Wilhemi

#gemeinsammehrbewegen-Preis: Laufmützen Usedom

By GRR 0

von Norbert Hensen

Seit vielen Jahren wählen German Road Races und die laufen.de-Community bereits die Läuferinnen und Läufer des Jahres. Im Rahmen der Wahl wurde jetzt auch erstmals der #gemeinsammehrbewegen-Preis vergeben. In dieser Kategorie zeichnet laufen.de gemeinsam mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband und dem Partner DATEV Laufinitiativen aus, die in Sachen Nachhaltigkeit, Diversität, Integration, sozialem Engagement oder Umweltschutz überzeugt haben. Erster Gewinner des mit 1000 Euro dotierten Preises sind die Laufmützen Usedom.

Die Initiative Laufmützen um Mitgründerin Christina Kämmerer auf der Insel Usedom hat in den vergangenen acht Jahren mehr als 120.000 Euro erlaufen, um sie für Kinder zu spenden, die eine sehr begrenzte Lebenserwartung haben. Die Läuferinnen und Läufer in ihren grünen Shirts sind von der Insel Usedom nicht mehr wegzudenken. Sie planen eigene Laufevents, starten überall auf der Welt und verfolgen dabei immer zwei Ziele: Spaß haben und andere Menschen ermutigen, für den Förderverein Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. Greifswald zu spenden. Der Verein ist für Familien da, deren ständiger Begleiter die Angst vor dem Tod und dem Verlust des Kindes ist. Für Geschwisterkinder, für die leider keine Zeit bleibt, Geschichten vorzulesen, Legowelten zu bauen, ins Kino zu gehen oder die Klassenfahrt zu begleiten.

Den Laufmützen geht es aber nicht ausschließlich um die finanzielle Hilfe. Sie wollen auch Aufklärungsarbeit leisten, sie bringen den Mut auf, über Tabuthemen zu reden, sie zeigen betroffenen Familien, dass es Hilfe und Unterstützung in fast ausweglosen Situationen gibt.

Mit dem Weihnachtsmützenlauf fing alles an

Gründungsmitglied und treibende Kraft ist seit acht Jahren Christina Kämmerer, die viel Zeit und Engagement investiert, und immer motiviert, neue Aktionen ins Leben zu rufen. „Wir haben zum Glück einige Unternehmen, die uns bei unserer Arbeit unterstützen, aber der allergrößte Teil der Spendensumme setzt sich aus Kleinspenden zusammen, die Menschen uns in den vergangenen Jahren anvertraut haben“, sagt Christina Kämmerer, die im „wirklichen Leben“ im Finanz- und Personalmanagement in einem Hotel in Nähe der Ahlbecker Seebrücke auf Usedom arbeitet.

Rückblende. Es ist Oktober 2014. Fünf Läuferinnen und Läufer verabreden sich zum Laufen, weil es in der Gruppe mehr Spaß macht als allein. „Zwei meiner damaligen Azubis, mein Lebenspartner sowie Andreas Stübs, der als Fitness-Coach für eine große Hotel-Gruppe auf Usedom arbeitete, waren zusammen mit mir unterwegs“, erinnert sich Christina Kämmerer an den Lauf, bei dem die Idee zur ersten Laufmützen-Aktion entstand.

„Die Insel ist zu den Weihnachtsfeiertagen und zum Jahreswechsel ein beliebtes Reiseziel. Zum weihnachtlichen Kulinarik- und Wellnessprogramm der Hotels wollten wir für die Gäste und Insulaner eine Aktiv-Idee anbieten. Weihnachten als Fest der Liebe und der Geschenke wollten wir mit einem guten Zweck verbinden“, erzählt Christina. Der erste Weihnachtsmützenlauf war geboren und fand am 26. Dezember 2014 statt.

69 Läuferinnen und Läufer schlossen sich den fünf Initiatoren an. Die Strecke führte die Mitlaufenden entlang der wunderschönen Ostseepromenade Richtung polnische Grenze. „Es kamen auf Anhieb gut 1000 Euro an Spenden zusammen, das übertraf alle unsere Erwartungen. Der Samen war quasi gelegt, wir waren motivierter als zuvor, ihn zum Keimen zu bringen“, sagt Christina Kämmerer.

2014 erkrankte Christinas Mutter an Krebs. „Sie überstand die schwere Operation erstaunlich gut. Für mich war das ein Wunder, denn die Ärzte hatten keine gute Prognose für sie. Ich war unendlich dankbar. Mir wurde einmal mehr klar, wir wichtig es ist, dankbar zu sein. Alle, die gesund sind, sollten das zu schätzen wissen. Und wer etwas abgeben und damit helfen kann, sollte das tun.“

Seit 2016 ist Christina Kämmerer persönliche Botschafterin des Fördervereins Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. Greifswald. Eine Aufgabe, die sie mit viel Energie, Ideen und Leidenschaft ausführt. „Ich finde allerdings, dass alle, die das grüne Laufmützen-Shirt tragen, Botschafter des Kinderhospizgedankens sind. Unsere Botschaft steht auf unserem Rücken: Laufmützen Usedom – laufend Gutes tun“, sagt Christina.

Von 1 bis 88: Unter den 100 Mitgliedern sind alle Altersklassen vertreten

Schon kurz nach dem ersten Spendenlauf an Weihnachten 2014 stand wenige Wochen später die Internetseite der Laufmützen Usedom. Der Name war schnell geboren, sollte er doch an den Weihnachtsmützenlauf erinnern. Es folgten ein Facebook-Profil, neue Ideen für weitere Aktionen und viele Läuferinnen und Läufer, die sich den Laufmützen anschlossen.

Mittlerweile gibt es annähernd 100 „Laufmützen“, davon sind rund 20 Kinder. „Die Alterspanne bei uns reicht von einem Jahr bis zu meiner 88 Jahre alten Mama.“ Mittlerweile sind 500 grüne Shirts im Umlauf, nicht nur auf der Insel Usedom, sondern in vielen Teilen Deutschlands, in der Schweiz, in Schweden, Finnland und sogar in Chile.

Inzwischen haben die Laufmützen schon mehr als 100 Spenden-Veranstaltungen auf der Insel und dem nahen Festland durchgeführt. „Meistens haben wir 40 bis 80 Teilnehmende, wobei bei unseren Jahreshöhepunkten, dem Moon-Run im August und dem Weihnachtsmützenlauf am zweiten Weihnachtsfeiertag bis 300 Begeisterte starten und die Promenade der Kaiserbäder in einen grün-bunten Laufsteg verzaubern“, erzählt Christina mit glänzenden Augen.

Es geht dabei nie um Zeiten oder um Bestleistungen. Und bei den Spenden gilt: Jeder gibt, was er möchte. Nach jeder Veranstaltung werden 100 Prozent der Gelder an den Förderverein Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. überwiesen.

2021 haben die Laufmützen das Buch „Lauflust Usedom“ (Braus Verlag) auf den Markt gebracht. „Das hat richtig Spaß gemacht. Wir stellen darin 16 tolle Laufstrecken auf der Insel vor. Es ist auch eine Liebeserklärung an die Insel Usedom“, sagt Christina Kämmerer. Nach dem Verkauf der halben Auflage konnten die Laufmützen Ende Dezember 2021 bereits 7000 Euro an den „Leuchtturm“ spenden.

Insgesamt sind in den nun acht Jahren etwas mehr 123.000 Euro an Spenden erlaufen worden. Und dass bei allen Veranstaltungen auch der Umweltaspekt beachtet wird, ist den Laufmützen sehr wichtig. „Wir machen einmal im Jahr eine Plogging-Veranstaltung unter dem Motto: ,Bitte hinterlasst nichts als eure Fußspuren am Strand‘.“

Die Laufmützen haben in den vergangenen acht Jahren gemeinsam viel bewegt. Und sie freuen sich weiterhin über jede noch so kleine Spende für die Kinder, die nicht mehr allzu lange leben werden. Damit sie noch einige schöne Momente erleben können.

Wahlmodus

Die nominierten Initiativen haben sich beworben und wurden von einer Jury aus Vertreter*innen von laufen.de, DLV und DATEV vorausgewählt. Anschließend hat die laufen.de-Community über die Gewinner-Initiative abgestimmt. Beim Ergebnis ist der prozentuale Anteil der abgegebenen Stimmen aufgeführt. Insgesamt wurden auf laufen.de 1482 Stimmen abgegeben.

Gesamtergebnis

  1. Die Laufmützen Usedom und ihr Einsatz für Kinder mit geringer Lebenserwartung 33,2 %
  2. Die Running Moms um Eileen Rogge-Khallouqi und ihr Laufen und den guten Zweck 15,5 %
  3. Torsten Pretzsch und sein Ausdauerblog und seiner Community für herzkranke Kinder 15,2 %
  4. Dirk Schwan, Nestwärme und ihr Einsatz für kranke Kinder 12,2 %
  5. Marcel Laut und Stefan Heinrichsmeier mit den Heartrunners für mehr Herzgesundheit 11,7 %
  6. Heat24: 24-Stunden-Staffellauf für Obdachlose in Berlin und Hamburg 9,7 %
  7. Charityrun bei der Motorrad-WM auf dem Sachsenring für die Kinderarche 2,5 %

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