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2010

Fünf Afrikaner in Paderborn unter 28:00 Minuten – Starkes 10 km-Rennen beim Paderborner Osterlauf – Achtungserfolge für Musa Roba-Kinkal und Wolfram Müller mit Hausrekorden von 28:50 bzw. 29:15 Minuten – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

 Das von den Wetterstationen angekündigte Regenwetter blieb beim 64. Paderborner Osterlauf aus, die Läuferasse aus Ostafrika dankten es mit gleich zwei herausragenden Bilanzen. Zuerst stürmten mit dem Äthiopier Berhanu Delale an der Spitze gleich fünf Läufer im 10 km-Rennen unter 28:00 Minuten über die Ziellinie am Sportzentrum am Maspernplatz, dann blieben die Kenianer Charles Maina, Gilbert Masai und Pius Kirop unter dem bestehenden Halbmarathon-Streckenrekord von 1:01:24 Stunden.

Mit Hausrekorden von 28:50 und 29:15 dürfen mit Musa Roba-Kinkal und Wolfram Müller auch zwei deutsche Läufer nach ihrem Abschneiden auf dem schnellen Paderborner Asphalt am Ostersamstag hoffnungsfroh auf die in den Startlöchern sich befindende Saison 2010 blicken.

Im beeindruckenden 10 km-Finale mit gleich fünf Läufern unter 28 Minuten waren letztlich alle Protagonisten mehr als zufrieden. „Das gab es noch nie“, gestand der für die Eliteläufer zuständige Christoph Kopp. Mit dem bei Manager Jos Hermens in Holland stationierten Äthiopier Berhanu Delale landete Kopp einmal mehr einen Glücksgriff, der mit der Startnummer 7 im dritten 10 km-Rennen im Wochentakt zur Bestzeit stürmte und mit seinen erst 19 Jahren schon auf dem Sprung zu einem international begehrten Läufer ist.

Der Cross-Spezialist verpasste mit 27:49 Minuten den seit 1993 von Carsten Eich mit 27:47 Minuten gehaltenen Kursrekord nur um zwei Sekunden. Im Fotofinish wusste sich der junge Äthiopier gegen den zeitgleichen Daniel Chebii, Stephen Tum, Ezekiel Chebii und Peter Kurui durchzusetzten, die innerhalb von nur vier Sekunden einliefen.

 

Musa Roba-Kinkal: „Das Ergebnis macht mich richtig glücklich!“

 

Auf Rang neun dann mit Musa Roba-Kinkal der beste deutsche Läufer. Im (neuen) Dress des TV Wattenscheid gelang dem Schützling von Alexander Mikitenko ein Quantensprung auf nunmehr 28:50 Minuten. Eher im Pulk der afrikanischen Läufern unerkannt, denn Musa Roba-Kinkals Wurzeln liegen in Äthiopien. Vor fünf Jahren war der heute 20jährige nach Deutschland gekommen, später von seinem Gelnhäuser Mäzen Arnold Kinkal adoptiert worden. „Ich habe eher mit einer 29:30 gerechnet“, gestand der 20jährige im Ziel freudestrahlend. „Das macht mich richtig glücklich! Da sieht man einmal, was herauskommt, wenn man vernünftig und verletzungsfrei den Winter durchtrainieren kann. Jetzt bin ich auf die deutschen 10.000 m-Meisterschaften am 1. Mai gespannt!“

Musa Roba-Kinkal hatte im Ziel am Sportzentrum noch einen weiteren Glücksmoment, denn seine äthiopische Freundin Fate Tola gewann in 32:01 Minuten die 10 km-Frauenwertung mit fast einer halbem Minute Vorsprung auf die Kenianerin Helah Kiprop.

Wenige Sekunden später jubelte mit Wolfram Müller ein weiterer deutscher Läufer. „Mit dieser neuen Bestzeit bin ich als 1500 m-Läufer wirklich sehr zufrieden! Wir sind vor fünf Tagen erst aus dem Trainingslager aus Ifran in Marokko zurückgekommen, was natürlich mit gewissen Risiken behaftet war“. Das neue Umfeld beim Erfurter LAC stimmt den Mittelstreckler für die EM-Saison zuversichtlich. „Wir gestalten einige Trainingsinhalte anders, das bekommt mir sehr gut. Die heute erzielten 29:17 Minuten sind natürlich als Grundlage für eine gute Saison sehr wichtig!“

 

Neuanfang für Stefan Koch und Tobias Sauter

 

Im weiteren Feld kamen auch zwei weitere namhafte deutsche Läufer ins Ziel, für die Paderborn eine erste Standortbestimmung in der anstehenden Saison war. Mit 30:11 Minuten lief Stefan Koch als Neunzehnter ins Ziel. Der junge Wattenscheider musste sich im Vorfeld der WM in Berlin nach einem eher missglückten Auftritt bei der City-Night auf dem Kurfürstendamm in Berlin mit einer Aduktorenverletzung aus der Saison verabschieden. Seit Januar trainiert das hoffnungsvolle Straßentalent wieder, eine richtige Standortbestimmung soll bereits in zwei Wochen bei den deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Bad Liebenzell folgen. Diese sind auch das Ziel von Tobias Sauter, der unter den Fittichen von Waldemar Cierpinski zu einem WM-tauglichen Marathonmann reifte, wegen einer Verletzung aber sein Leistungspotential nicht abrufen konnte. Seine 30:35 Minuten stimmten den 27jährigen der SG Spergau ebenso für den weiteren Saisonverlauf zuversichtlich.

Trotz aufkommendem Wind stimmten aber auch die Zeiten über die Halbmarathon-Distanz, denn mit den Kenianern Charles Maina (1:01:12), Gilbert Masai (1:01:14) und Pius Kirop (1:01:15) blieben gleich drei Läufer unter dem von Charles Ngolepus (Kenia) 2008 aufgestellten Kursrekord von 1:01:24 Stunden, den der viertplatzierte Simon Kasimili (Kenia) um zwei Sekunden verpasste. Ein spannendes Finale gab es bei den Frauen, bei dem die Norwegerin Kerstin Otterbu kurzzeitig nach 20 km sogar in Führung gegangen war, aber dem Schlussspurt von Hellen Kimutai-Jepkosgei in 1:14:04 knapp unterlag. Für die Kenianerin wurden 1:13:57 gestoppt.

 

Olympiazweite Kjersti Plätzer engagierter Zaungast in Paderborn

 

Stephan Plätzer, der deutsche Trainer der Norwegerin, die übrigens 2007 Dritte der Berglauf-Europameisterschaften in Cauterets/Frankreich war, zeigte sich von seinem Schützling mehr als zufrieden nach einer verletzungsbedingten Pause von einem Jahr. „Unser Fokus ist der Metro-Group Marathon in Düsseldorf, ich bin nach dem heutigen Ergebnis sehr zuversichtlich!“ Und Kerstin Otterbu setzte noch einen drauf: „Beim nächsten Halbmarathon laufe ich vier Minuten schneller!“

Plätzer hatte übrigens mit Christina Bus-Holth noch eine weitere Läuferin im Rennen, die erst in der Schlussphase von der Seite ihrer Landsfrau wich und als Dritte mit 1:15:01 knapp über ihrer Bestmarke als Dritte einkam. Die beiden Norwegerinnen wurden übrigens von einer prominenten Kollegin angefeuert, denn ihr Trainer Stephan Plätzer war mit seiner Ehefrau, der zweifachen Olympiazweiten Kjersti Plätzer und den beiden Kindern Kiara und Sebastian angereist.

Deutsche Läufer spielten über die Halbmarathondistanz keine besondere Rolle. Berglaufspezialist Timo Zeiler ist nach einem langen Winter in seiner Wahlheimat Villingen-Schwenningen noch nicht in der Verfassung für schnelle Resultate und wurde hinter dem Türken Mehmet Akbas (1:08:07) Elfter in 1:09:04 Elfter, bei den Frauen kam die unverwüstliche Petra Maak in 1:18:47 auf Rang sieben.     

 

1.800 Vorschulkinder liefen einen Kilometer

 

„Drei Punkte machen mich besonders glücklich“ gestand Osterlauf-Chef Peter Horak am Ende eines ereignisreichen Tages an der Pader: „Mit 5 Läufern unter 28:00 Minuten und dem Sahnehäubchen Streckenrekord über Halbmarathon bei nahezu perfektem Laufwetter, einer überaus teilnehmerstarken Gesamtbilanz und ohne medizinischen Problemen können wir eine starke Bilanz ziehen, die insgesamt beste Voraussetzungen für die 65. Auflage im kommenden Jahr bedeuten!“

Insgesamt meldeten sich beim ältesten deutschen Straßenlauf 8.108 Läuferinnen und Läufer an, darunter auf den beiden Hauptstrecken 10 km 2.952 und Halbmarathon 1.827. Aber auch über 1.800 Kinder im Kindergartenalter, die zumeist von ihren Eltern begleitet, eine Ein-Kilometer-Distanz unter dem Beifall der vielen Zuschauer am Maspernplatz zurücklegten.

Unter den 8.000 Osterläufern hatte sich übrigens auch Horak gemischt, er lief zusammen mit Volker Rickert, dem Geschäftsführer des Osterlauf-Präsenters E.ON Westfalen Weser Vertrieb, die 5 km-Strecke.

Auch der frühere Biathlon-Olympiasieger und TV-Kommentator Rico Gross hatte die Laufschuhe beim Laufspektakel an der Pader geschnürt.

Wilfried Raatz      

 64. Paderborner Osterlauf:

Ergebnisse:
10 km-Lauf:
Männer: 1. Berhanu Delale (Eth) 27:49,
2. Daniel Chebii (Ken) 27:49, 3. Stephen Tum (Ken) 27:52, 4. Ezekiel Chebii (Ken) 27:53, 5. Peter Kurui (Ken) 27:53, 6. Leonard Langat (Ken) 28:15, 7. Henry Chirchir (Ken) 28:16, 8. Job Tanui (Ken) 28:30, 9. Musa Roba-Kinkal (TV Wattenscheid) 28:50, 10. Alexander Tidoney (Ken) 28:54, 11. David Ndusu (Ken) 29:04, 12. Robert Nbithi (Ken) 29:05, 13. Wolfram Müller (Erfurter LAC) 29:15, 14. Stanley Salil (Ken) 29:17, 15. Vestus Chemjor (Ken) 29:18, 16. Hosea Tuei (Ken) 29:20, 17. Ernest Kibet (Ken) 29:29, 18. Richard Lagat (Ken) 29:29, 19. Stefan Koch (TV Wattenscheid) 30:11, 20. Gert Jan Wassink (Ned) 30:17, 21. Marcus Schöfisch (Erfurter LAC) 30:33, 22. Tobias Sauter (SG Spergau) 30:35.   

Frauen: 1. Fate Tola (Eth) 32:01, 2. Helah Kiprop (Ken) 32:28, 3. Veronica Cheboi (Ken) 32:47, 4. Tabitha Gichia (Ken) 33:10, 5. Eunice Kales (Ken) 33:17, 6. Joan Aiyabei (Ken) 33:39, 7. Pamela Bundotich (Ken) 33:58, 8. Sarah Jeriwoi (Ken) 33:58, 9. Joyce Mwangi (Ken) 34:02, 10. Anna Reiter (FV Wallau) 36:45.

Halbmarathon:
Männer: 1. Charles Maina (Ken) 1:01:13
, 2. Gilbert Masai (Ken) 1:01:15, 3. Pius Kirop (Ken) 1:01:16, 4. Simon Kasimili (Ken) 1:01:28, 5. Fred Kosgei (Ken) 1:02:40, 6. Philip Rutto (Ken) 1:04:13, 7. Hillary Yego (Ken) 1:04:43, 8. Timothy Kutto (Ken) 1:05:38, 9. Julius Koech (Ken) 1:07:01, 10. Mehmet Akbas (Tur) 1:08:08, 11. Timo Zeiler (LG Eintracht Frankfurt) 1:09:04, 12. Sebastian Lüning (LG Bremen Nord) 1:12:21.

Frauen: 1. Hellen Kimutai-Jepkosge (Ken) 1:13:57, 2. Kerstin Otterbu (Nor) 1:14:05, 3. Christina Bus-Holth (Nor) 1:15:02, 4. Regina Nguria (Ken) 1:15:27, 5. Loise Kangogo (Ken) 1:16:26, 6. Joan Cherop (Ken) 1:18:38, 7. Petra Maak (TSV Bayer Dormagen) 1:1(.47, 8. Silvia Krull (LG Lage Detmold) 1:19:10, 9. Daniela Jakobler (LG Wedel-Pinneberg) 1:22:15, 10. Julia Luck (LG Wedel-Pinneberg) 1:24:19.

 

author: GRR

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