Blog
18
12
2015

Lucy Diakovska und Ilka Groenewold schickten 927 Ladies durch die Lübecker Innenstadt! ©Deutsche Post

Frauenfeld am Holstentor – Lucy Diakovska von den No Angels betreut die Ladies Run Serie – Dr. Susanne Mahlstedt

By GRR 0

Die Popsängerin Lucy stand am Sonntag, den 9. August als Publikumsmagnet im Zentrum der Aufmerksamkeit auf dem Lübecker Marktplatz. Das war dort der Tag des 5- und 10-Km-Laufs im Rahmen deutschlandweit stattfindenden Laufserie „Ladies Run".

Lucy sollte vielen Läuferinnen noch schnell ihr gelbes Deutsche-Post-Laufshirt signieren. Und viele möchten nur mal mit der reden. Das macht Lucy gerne. Bereitwillig und strahlend geht das gebürtig bulgarische Energiebündel mit ihrer roten Lockenpracht von einer Läuferin zur anderen. Immer hat die Frau, die mit der voriges Jahr aufgelösten Girlsband „No Angels" Karriere machte, ein nettes Wort auf den Lippen. Sie erzählt gerne, wie sehr ihr das Laufen Spaß macht und wie schnell sie schon geworden ist.

In Köln war sie vor ein paar Wochen bei perfektem Wetter – 20 Grad bedeckt, leichter Nieselregen – einen Schnitt von 4:33 min gelaufen. Ihr Hündchen hatte sie dabei begleitet, ein kleiner Spaniel der Sorte Cavalier. – Der kleine Laufbegleiter zeigt, dass es bei der Post-Serie in erster Linie um die Freude am Laufen geht. Bei welchem ernsthaften Wettkampf dürfte ein Hund als Begleiter dabei sein?

In Dortmund verzeichnete die Laufserie 1400 Teilnehmerinnen, in Köln 2000 und in Essen 1500. So viele konnte man in Lübeck natürlich nicht erwarten, hier wurden es gerade 900, weil es in der Region insgesamt weniger Einwohner und kein dicht besiedeltes Umland gibt. Aber die Laufserie wollte sich auch gerne mal in einer schönen mittelalterlichen Stadt im Norden zeigen. Deshalb ist Lübeck 2015 zum ersten Mal in die Serie aufgenommen worden, die dieses Jahr aufgrund des großen Zuspruchs schon in zweiter Auflage stattfindet.

Die Veranstaltung in der ersten vorgesehenen Hansestadt, in Bremen, musste aufgrund unzumutbarer Wetterbedingungen ausfallen. Dafür durften die Läuferinnen an einem anderen Ladies Run in einer beliebigen Stadt starten oder sie dürfen im nächsten Jahr in Bremen laufen.

Viele Freistarts und günstige Starts bei Groupon

Bei Medienpartnern wie der Regionalzeitung „Lübecker Nachrichten" gab es Freistarts. Es soll nämlich bei dieser Serie eher ums Teambuilding gehen und darum, das gemeinsame Erfolgserlebnis gemeinsam zu feiern. So manche war dabei, die erstmals so eine lange Strecke gelaufen ist. Einige Frauen moserten nach dem Lauf, weil sie die offizielle Startgebühr gezahlt hatten. Denn neben den angeblich nur 100 Freistarts hatte es vergünstigte Starts auch beim Rabattportal Groupon gegeben. Aber das tat der fröhlichen Stimmung keinen Abbruch.

Auf die Frage, warum die Deutsche Post denn mit Alkohol im Ziel einer sportlichen Veranstaltung werbe, antwortet Lucy prompt: Sport und Alkohol würden sich natürlich gar nicht vertragen, den Prosecco gebe es ja auch gar nicht beim Zieleinlauf, sondern erst irgendwann abends lange nach dem Duschen, wenn die meisten sowieso schon weg sind. Den noch Verbliebenen mag es dann aber gefallen haben, doch noch auf den Erfolg anzustoßen.

No Angel – no music beim Laufen

Übrigens: Musikerin Lucy hört beim Laufen nie Musik. Das bringe sie vollkommen aus dem Rhythmus, sagt sie. Nein, Laufen und Musik passen für sie gar nicht zusammen. Laufen ist für die Sängerin mit Musicalerfahrung („Cats") eher ein Ausgleich zur Musik. Und sie nimmt den Sport ernst, ist nicht nur eine Werbeträgerin. Bei den meisten Veranstaltungen war Lucy unter den TOP 10. Sie wirkt wie ein Floh, der leichtfüßig über den Asphalt tanzt und zwischendrin für Animationen der anderen Starterinnen jeder Couleur zu haben ist. Lucy berichtet am Mikro, dass sie die Strecke schon erkundet habe, sie sei nicht leicht, aber wunderschön, man sehe auch das Holstentor.

Abschließend benutzt sie eine „unter Läuferinnen" eher unübliche Anrede: „Meine Damen, wir sehen uns auf der Strecke." Hier spürt die Beobachterin, wie die Post-Serie „Frauen-laufen" instrumentalisiert. Auch ein Stand der Abnehme-Firma Weight Watchers steht unter den zahlreichen Ständen auf dem ehrwürdigen Platz mit dem mittelalterlichen Rathaus. Holmes Place präsentiert sich als Sponsor und zwei Trainer übernehmen mit flotten Sprüchen das Warm-up vorm Start. Vielleicht wird eine Läuferin auch Mitglied des Fitnessstudios? Heutzutage wird die „Muckibude" mit Laufen kombiniert.

Auch für Erinnerungsfotos hat die kommerzielle Orga gesorgt. Darauf warten auch Karin und ihre Tochter, die sie animiert hat mitzumachen. Karin kam mit ihren 57 Jahren in 24:03 min als eine der ersten beim 5-Km-Lauf ins Ziel, stolz im Trikot der Lübecker Rudergesellschaft, nicht im gelben Postshirt der Veranstalter wie die meisten anderen. Nach ihrem Nachnamen gefagt, sagt sie „Kolbe" und schiebt den Vornamen ihres Mannes gleich nach: „Peter Michael." Ihr Gatte ist mehrfacher Ruder-Weltmeister.

So war plötzlich von sportlicher Höchstleistung die Rede, obwohl das gar nicht die Frage gewesen war. Sie selbst trainiere das Laufen überhaupt nicht, sagt sie, früher habe sie aber acht Jahre lang Triathlon gemacht. Sie könne jederzeit mal eben fünf Kilometer laufen. Kerstin Kührmann, s. LZ 9/15, war übrigens auch am Start. Sie will sich bei Läufen zeigen für ihren Laden. Auffallend bei der Lübecker Ausgabe des Serien-Laufs der Post: Das Feld besteht weniger aus dem gewohnten Läuferinnen-Publikum, sondern viele Frauen sind dabei, die erstmals an einer Laufveranstaltung teilnehmen und sich darauf vorbereitet haben.

Am Rande meckert ein Mann aus Rostock über die trotz der gepfefferten Startgebühren unhaltbaren hygienischen Zustände. Drei Dixies bei so vielen Frauen sei definitiv zu wenig. Bei Rostocker Stadtlauf mit weit günstigen Gebühren gebe es dagegen reichlich Toiletten.

Viele Frauen waren nach dem Zieleinlauf der Meinung, dass ein reiner Frauenstart etwas Besonderes ist:

Das sagten auch viele zu den ziemlich einheitlich getragenen gelben T-Shirts der Starterinnen. Fürs nächste Mal wünschen sich sogar viele, dass alle im Post-Shirt laufen. Das wird bei überzeugten Vereinsläuferinnen sicherlich nicht klappen ebenso wenig wie bei Leistungsläuferinnen, die wie die erste Frau bei warmen Temperaturen weniger Textil tragen wollen.

Der Prosecco nach der Dusche wurde von vielen Teilnehmerinnen positiv wahrgenommen. Die Frauen haben ihre ersten Lauferfolge zusammen gefeiert, sind zusammen geblieben und haben sich noch bis in die frühen Abendstunden hinein auf dem Marktplatz aufgehalten.

Den Wettkampfcharakter haben Frauen vermisst, die sich auskennen, weil die ersten 500 Meter durch die Fußgängerzone sehr eng gesteckt waren und frau nur langsam traben bzw. sogar gehen musste, bis sich das Feld etwas entzerrte. Trotzdem freute sich Sandra Kühn vom Möllner SV, dass sie den 10-km-Lauf als Start-Ziel-Sieg klar für sich entscheiden konnte.

Weitere Ergebnisse unter: https://www.deutschepost-ladiesrun.de

Viele Läuferinnen sind hier das erste Mal fünf Kilometer gelaufen, waren sehr angetan und werden dem neu entdeckten Laufsport treu bleiben. Das ist der besondere Erfolg dieser Veranstaltung. Die Zieleinläufe sind zur späteren Dokumentation der sportlichen Heldentat per Video im Netz festgehalten und können von allen Teilnehmerinnen auch in den sozialen Netzwerken geteilt werden.

Insgesamt ist die Laufserie der Post auch dank Lucy ein Stück weit erfolgreiche Werbung für den Laufsport unter Frauen.

Dr. Susanne Mahlstedt in LAUFZEIT&CONDITION – 10/2015

LAUFZEIT&CONDITION

 

Weitere Beiträge von Dr. Susanne Mahlstedt:

Der legendäre italienische 100-km-Lauf “Il Passatore” von Florenz nach Faenza – ein Volksfest bei Nacht – Susanne Mahlstedt berichtet

Zehn Kilometer hinter Mauern – Marlenes erster Lauf im Freien – Dr. Susanne Mahlstedt

Ohne SABINE wäre nichts gelaufen – Sie hat zwei Race-Direktoren des Berlin-Marathon in der Familie – Dr. Susanne Mahlstedt in LAUFZEIT

author: GRR

Comment
0

Leave a reply