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11
06
2012

OSP-Zentrale in der Fritz-Lesch-Straße auf dem Sportforumgelände in Hohenschönhausen ©Hansjürgen Wille

Flaggschiff der Nation – Vor 25 Jahren wurde der Olympiastützpunkt Berlin ins Leben gerufen – Hansjürgen Wille in SPORT IN BERLIN

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OSP – diese drei Buchstaben, ein Begriff in der deutschen Sportlandschaft. Ohne die Olympiastützpunkte sähe es schlecht um den Leistungssport in der Bundesrepublik aus, denn wo anders sollten unsere Athleten und Athletinnen so optimal und vielfältig betreut und gefördert werden wie gerade hier. Berlin ist nicht nur einer von insgesamt 19 in der Bundesrepublik, sondern der herausragende Stützpunkt.

Man kann auch mit Fug und Recht behaupten, dass es das Flaggschiff der Nation ist. Und der Steuermann heißt Dr. Harry Bähr (51). Er, der vorher zwölf Jahre den Bereich Trainingswissenschaft leitete, hat seit 2009 in dem fünfstöckigen Gebäude am Rande des Sportforums Hohenschönhausen das Sagen, ist verantwortlich für 24 fest angestellte  Trainer, 14 Honorarkräfte und 36 weitere Mitarbeiter wie Sportmediziner, Psychologen, Physiotherapeuten, Laufbahnberater und Sportwissenschaftler.

Doch am 5. Juni stand Feiern auf dem Programm. Anlass: das 25-jährige Bestehen des OSP Berlin, das mit einem Festakt und einer Podiumsdiskussion in der Schwimmhalle Fritz-Lesch-Straße 29 begangen wurde.

Seit 1992 nahmen 387 Berliner Sportlerinnen und Sportler an Olympischen Spielen im Sommer beziehungsweise Winter teil, kehrten mit 41mal Gold, 28mal Silber und 40mal Bronze zurück. Auch die Ausbeute des letzten Jahres spricht Bände. Bei Welt- und Europameisterschaften wurden 71 Medaillen (29 in Gold, 26 in Silber und 16 in Bronze) errungen.

Derzeit werden rund 500 Bundeskader-Sportler (A – C) in 22 verschiedenen Schwerpunkt-Sportarten betreut, angefangen vom zweifachen Diskus-Weltmeister Robert Harting bis hin zu Britta Steffen, Doppel-Olympiasiegerin im Schwimmen.

Standorte sind neben Hohenschönhausen das Wassersportzentrum Grünau, der Hohenzollernkanal, der Olympiapark und das Horst-Korber-Zentrum sowie als Außenstelle das BLZ Kienbaum. Da es die Wasserballer nicht geschafft haben, sich für London zu qualifizieren, wird es diesmal schwer, das Ziel von 50 plus x Athleten, wie seit Jahr und Tag die Formel lautet, zu erreichen.

Die Ursprünge des OSP Berlin gehen bis 1987 zurück. Der damalige Leiter, Armin Baumert, aus Rheinland-Pfalz gekommen, erinnert sich genau daran, wie problematisch die Anfänge waren, weil es sich um totales Neuland handelte. „Ich hatte zu Beginn weder ein Telefon noch einen Mitarbeiter, saß abgelegen in einem kleinen Zimmer beim Landessportbund und begann, erste Strukturen aufzubauen", so der ehemalige Weltklasse-Weitspringer. „Doch noch viel komplizierter war es, nach der Wende eine Gemeinsamkeit zwischen West und Ost herzustellen, da viele hauptamtliche Kräfte des DDR-Sports nicht übernommen werden konnten. Zum Glück hat mir der damalige LSB-Präsident und engagierte Initiator des Olympiastützpunktes, Manfred von Richthofen, wichtige Unterstützung und Hilfe geleistet"

Schließlich erfolgte im März 1991 der Umzug von Charlottenburg nach Hohenschönhausen, wo eine große Anzahl von Athleten zu Hause war. Vier Jahre führte Baumert von hier aus das Zepter, ehe er als Leitender Direktor für den Leistungssport zum DSB nach Frankfurt/Main wechselte und Dr. Jochen Zinner sein Nachfolger in Berlin wurde. Bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 2009 brachte der heutige Vizepräsident der Hochschule für Gesundheit und Sport mehrere entscheidende Dinge auf den Weg, denn er wollte nicht nur Bisheriges erhalten, sondern weiterentwickeln und Neues gestalten.

Dazu gehörten die Anstellung von OSP-Trainern, in einige Fällen die Schaffung moderner Sportmittel wie den Strömungskanal, Förderung der Sport-Eliteschulen, vertragliche Zusammenarbeit mit den Spitzenverbänden, Kooperation mit Hochschulen und Universitäten, Formierung eines Berlin Top 100- und Junior-Teams, Installierung einer eigenen Vermarktungsagentur mit dem LSB (Top Sportmarketing), Ausbau von Athleten-Unterkünften sowie Einbeziehung von Sportlern mit Behinderung im Hinblick auf Teilnahme an den Paralympics.

Inzwischen zum OSP-Vorstandsvorsitzenden und LSB-Vizepräsidenten Leistungsport gewählt, verfolgt Prof. Zinner die Entwicklung in Berlin, denn er weiß genau, dass die Herausforderungen nicht geringer werden, um die Stellung des OSP als Nummer eins in Deutschlands zu bewahren: „Wir wollen auch künftig versuchen, das von Berlin Impulse ausgehen, die anderswo übernommen werden", erklärte der jetzige OSP-Chef Harry Bähr, der im Hinblick auf Olympia in London optimistisch mit acht bis zehn Medaillen rechnet, die von Berlins Sportlern und Sportlerinnen errungen werden. Wobei er besonders viel von den Ruderern und Kanuten erwartet.

Schwerpunkt-Sportarten beim OSP:

Basketball-männlich, Beachvolleyball, Bogenschießen, Boxen, Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllaufen, Fechten, Gewichtheben, Hockey, Judo, Kanurennsport, Leichtathletik, Moderner Fünfkampf, Radsport, Rudern, Schwimmen, Segeln, Turnen, Volleyball, Wasserball-männlich und Wasserspringen.

 

Hansjürgen Wille  in SPORT IN BERLIN – Juni 2012

 

 

author: GRR

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