2007 ING NYC Marathon November 4, 2007, NYC, NY Photo by: Kazu Eguchi Victah1111@aol.com 631-741-1865
Erstmals beide Weltrekordler in Berlin am Start – Paula Radcliffe und Haile Gebrselassie
Immer wieder ist der Berlin-Marathon für spitzensportliche Schlagzeilen gut. Siebenmal wurde in der Geschichte des Rennens bereits ein Weltrekord gebrochen, so oft wie bei keinem anderen Marathonlauf der Welt.
Mehrmals wurden dabei Zeitbarrieren durchbrochen. So war Naoko Takahashi (Japan) vor zehn Jahren die erste Frau, die die 2:20-Stunden-Barriere durchbrach und Paul Tergat (Kenia) lief 2003 als Erster unter 2:05. Schon vor dem Start des 38. Berlin-Marathons am Sonntag hat der größte und spektakulärste deutsche Marathon ein Novum produziert: Erstmals werden auf deutschem Boden gleich beide Weltrekordler über die klassischen 42,195 km ins Rennen. Das gab es selbst weltweit in der Geschichte des Marathons erst zweimal. 40.963 Anmeldungen liegen dem Veranstalter vor.
Während Haile Gebrselassie (Äthiopien), dessen drei Jahre alte Berliner Weltrekordzeit von 2:03:59 Stunden nach wie vor die offizielle Bestmarke ist, bereits zum fünften Mal in Berlin startet, wird es für Paula Radcliffe eine Premiere. Die Britin stellte 2003 den aktuellen Weltrekord von 2:15:25 Stunden auf. Auf diese beiden Ausnahmeläufer wartet am Sonntag ein hartes Duell: Bei den Männern wird Kenias Vorjahressieger Patrick Makau am Start sein, bei den Frauen ist Irina Mikitenko (SC Gelnhausen) im Rennen, die vor drei Jahren in Berlin als erste und nach wie vor einzige deutsche Frau eine Zeit unter 2:20 Stunden erreichte (2:19:19).
Die einzigen beiden Marathonveranstalter, denen es bisher gelungen ist beide Weltrekordler an den Start zu bringen, sind New York und London. Interessant ist dabei, dass in beiden Rennen jeweils die Frau gewann während im Lauf der Männer der Rekordhalter nicht der Sieger war. In New York City setzte sich 1989 Ingrid Kristiansen (Norwegen) durch, während Belayneh Dinsamo (Äthiopien) als Neunter ins Ziel kam. In London siegte 2005 Paula Radcliffe während Paul Tergat Achter wurde.
Der Berlin-Marathon, der zusammen mit den Rennen in Boston, London, Chicago und New York zu den World Marathon Majors (WMM) gehört, wird am Sonntag zum zweiten Mal von N-TV live übertragen (ab 8.30 Uhr). Zudem ist das Rennen auch wieder in Eurosport zu sehen (8.45 Uhr).
Für Haile Gebrselassie und Patrick Makau geht es in Berlin bereits um die Olympiaqualifikation für London 2012. Angesichts der enormen Konkurrenz in Äthiopien und Kenia sind Gebrselassie und Makau im Zugzwang. Nur mit einer sehr schnellen Zeit werden sie eine Chance haben, einen der drei Startplätze, die jeder Nation maximal zustehen, zu ergattern. Für den 38-jährigen Gebrselassie wird es darum gehen, zumindest ein Ergebnis um 2:05 Stunden zu erreichen.
Für Makau könnte eine solche Zeit nicht einmal reichen, um nach London zu kommen. Gute Wetterbedingungen vorausgesetzt, dürfte der 26-Jährige ein Tempo einschlagen, das ihn Richtung Weltrekord führt. Patrick Makau war der dominierende Marathonläufer des vergangenen Jahres. Der Kenianer steigerte 2010 zunächst seine Bestzeit bei seinem Sieg in Rotterdam auf 2:04:48 Stunden und lief dann in Berlin 2:05:08. Hätte es vor einem Jahr dabei nicht in Strömen geregnet, wäre der Weltrekord von Haile Gebrselassie vielleicht in Gefahr geraten.
Es kann am Sonntag also sehr spannend werden, denn Haile Gebrselassie wird seine Bestmarke natürlich nicht verlieren wollen. Nirgendwo anders war der vielleicht beste Läufer aller Zeiten im Marathon so erfolgreich wie in Berlin. Auf dem Pflaster der deutschen Hauptstadt erfüllte er sich 2007 seinen großen Traum vom Marathon-Weltrekord. Ein Jahr später unterbot er diese Marke am Brandenburger Tor nochmals und erzielte die erste Zeit unter 2:04 Stunden. Haile Gebrselassie hält auch einen anderen Rekord:
Denn so oft wie kein anderer gewann er in Berlin – viermal in Folge von 2006 bis 2009.
Um einen olympischen Startplatz in London 2012 geht es auch für Falk Cierpinski (SG Spergau). Für die Qualifikation muss der 33-Jährige seine Marathon-Bestleistung von 2:13:30 um genau 90 Sekunden verbessern. Bei 2:12:00 steht die deutsche Olympianorm. Gesundheitliche Probleme und Verletzungen stoppten die Entwicklung von Falk Cierpinski in den vergangenen Jahren. Deswegen ist seine Bestzeit immer noch jenes Resultat, das er vor drei Jahren in Berlin erreicht hatte. In St. Moritz hat er sich auf den bisher wohl wichtigsten Marathon seiner Karriere vorbereitet. Wenn Falk Cierpinski gesund und fit ist, kann er an die Olympianorm heran laufen.
Ein echter Coup ist den Veranstaltern des Berlin-Marathon mit der Verpflichtung von Paula Radcliffe gelungen. „Wir sind sehr froh, dass wir sie verpflichten konnten. Es war schon lange mein Ziel, Paula in Berlin an den Start zu bringen. Denn sie ist die Läuferin, die uns von den ganz Großen bisher fehlte", sagte Mark Milde, der Race-Direktor des Rennens.
Radcliffe wird zum ersten Mal in ihrer Karriere bei einem deutschen Straßenlauf starten. Nach diversen Verletzungsproblemen in den vergangenen Jahren geht es für Paula Radcliffe darum, sich auf der schnellen Berliner Strecke mit einem guten Rennen zurückzumelden. Der Weltrekord wird am Sonntag kein Thema sein, doch eine Zeit im Bereich von 2:20 Stunden – vielleicht sogar der Kursrekord von Mizuki Noguchi (Japan/2:19:12) – könnten ein Ziel sein.
Bereits für die Olympischen Spiele 2012 qualifiziert ist Irina Mikitenko, da sie die Norm im Frühjahr in London deutlich unterboten hat (2:24:24). Doch nach Verletzungsproblemen im vergangenen Jahr möchte die 39-Jährige vor heimischem Publikum eine Topleistung zeigen.
Radcliffe und Mikitenko treffen auf starke Konkurrenz: Neben den drei Russinnen Lidiya Grigoryeva (Bestzeit: 2:25:10), Tatyana Petrova (2:25:53) und der amtierenden Europameisterin Nailya Yulmanova (2:26:05), der Rumänin Lidia Simon (2:22:54) sowie den Italienerinnen Rosaria Console (2:26:45) und Anna Incerti (2:27:33) wird besonders Florence Kiplagat zu beachten sein. 2009 war die Kenianerin Cross-Weltmeisterin, 2010 gewann sie die Halbmarathon-WM. Bei ihrem Marathon-Debüt auf der hügeligen Strecke in Boston gab sie im April auf. Nun nimmt Florence Kiplagat einen zweiten Anlauf in Berlin.
race-news-service.com