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2013

Yuki Kawauchi bewältigte die Marathondistanz in Fukuoka in 2:09:05 und zwei Wochen später in Hofu in 2:09:15. Eine in der Tat einmalige Leistung. ©Helmut Winter

Er läuft und läuft und läuft …. Helmut Winter berichtet

By GRR 0

 

Der Japaner Yuki Kawauchi läuft 14 Tage nach dem Fukuoka-Marathon als Zweiter des Hofu-Marathons 2:09:15 und schafft damit in einem Jahr vier Zeiten unter 2:10 sowie acht Zeiten unter 2:13.

Mit normalen Maßstäben ist das japanische Lauf-Unikum Yuki Kawauchi schon lange nicht mehr zu messen. Jegliche Trainingslehre und Prinzipien angemessener Regeneration setzt der voll berufstätige Japaner schlichtweg außer Kraft und erzielt auch in zeitlich dicht aufeinanderfolgenden Marathonläufen Topleistungen.

Zum Jahresende gab er noch einmal eine Kostprobe seines „Könnens". Am 3. November lief er in typischer Yuki-Manier bei widrigen Verhältnissen am absoluten Limit beim New York City Marathon 2:12:29. Aber anstatt sich von diesen Strapazen zu erholen – so wie es alle seine Mitstreiter des Laufs durch New Yorks Straßen sicherlich gemacht haben – , rennt Yuki, schon wieder am Anschlag, zwei Wochen später in Ageo einen Halbmarathon in 1:03:06 und eine Woche danach noch einmal in Kawagoe 1:04:44. Eine Woche später folgt bereits der nächste Lauf über die volle Distanz beim Fukuoka-Marathon.

 Dort muss er für eine überzogene Temposteigerung nach der Halbdistanz etwas büßen, kämpft sich aber in bewundernswerter Weise auf Platz 3 und in 2:09:05 ins Ziel. Die japanische Öffentlichkeit steht Kopf, als der Sport- und Medienstar vor Erschöpfung hinter der Ziellinie zusammenbricht und zum „Sieger"-Interview fast getragen werden muss. Mittlerweile kennt Yuki in Japan so gut wie jeder. Dass nach dem Kraftakt in Fukuoka ein Mensch in der Lage ist, schon 14 Tage später einen weiteren Marathon zu laufen, ist kaum nachzuvollziehen. Dass er diesen Lauf im japanischen Hofu aber noch einmal von gleicher Klasse absolviert, grenzt schon an ein Wunder.

Dabei blieben die Läufe des Japaners nicht auf die soeben geschilderten Einsätze beschränkt. Der Auftritt in Hofu war Yukis 11. (in Worten: elfter) Marathon des Jahres 2013, von seinen weiteren Wettkämpfen im Halbmarathon und über weitere Distanzen ganz zu schweigen. Und auch für dieses Jahr ist immer noch nicht Schluss, zu Silvester will er erstmals über 10 km auf der Straße bei Silvesterlauf in Madrid die 29 Minuten unterbieten.

Dann ist aber auch für Yuki Kawauchi das (Lauf-)Jahr vorbei. Aber für 2014 hat er schon fleißig vorgeplant, u.a. werden wir ihn im Frühjahr wieder auf Deutschlands Straßen bewundern können.

Mit dem Slogan „Er läuft und läuft und läuft" bewarb seit dem Jahr 1963 ein bundesdeutsches Automobilunternehmen sehr erfolgreich ihre Produkte. Die Phrase passt aber auch ideal zu dem Auftreten des Yuki Kawauchi und war auch Titel eines Beitrags im Laufmagazin RUNNING.

Anlässlich des Fukuoka-Marathons hatte die Redaktion des Verlags die passende Idee, Yuki Kawauchi das Modell des legendären Automobils zu überreichen. Nachdem ihm die Hintergründe des Geschenks erläutert wurden, nahm er das Geschenk dankbar entgegen. Und mit einem Lächeln vergaß er nicht auf seinen Start im kommenden Frühjahr in Deutschland hinzuweisen.

Seine Leistungen im Marathon im Jahr 2013 sind in der Tabelle mit den besten Leistungen deutscher Läufer im gleichen Jahr verglichen. Die Liste muss man kaum kommentieren, Yuki läuft ganz allein die deutsche Marathon-Elite in Grund und Boden! Wie lange er allerdings einen derartigen Raubbau mit seinen Kräften übersteht, wird erst die Zukunft zeigen. Aktuell zeigt er so gut wie keine Schwächen.

Der Rennverlauf beim Hofu Yomiuri Marathon ist schnell berichtet. Mit dem Tempomacher Nicholas Kiprono setzten sich der Mongole Ser Bat-Ochir und Yuki schnell vom Rest der Mitstreiter ab und legten mit 15:04 für 5 km und 30:10 ein sehr schnelles Anfangstempo vor. Eine Minute lagen die Verfolger bei 10 km schon zurück, die Spitze lag da noch auf Kurs zu einem neuen Streckenrekord, den 2002 Hailu Neguse mit 2:08:16 aufgestellt hatte.

Selbst bei 20 km in 1:00:32 war der Streckenrekord möglich, dann wurde man aber langsamer. Und als bei 30 km nach 1:31:12 Kiprono ausstieg, wurde es knapp. Bat-Ochir attackierte kurz danach erfolgreich, bei 35 km in 1:46:36 lag Yuki schon 12 Sekunden zurück.

Bei 40 km nach 2:02:06 war der Vorsprung auf 18 Sekunden angewachsen, den der Mongole in guten 2:09:00 auch ins Ziel rettete. Für den Sieger bedeutete die Zeit eine erhebliche Verbesserung seiner Bestleistung, die zuvor bei 2:11:05 (Beppu-Oita 2012) lag. Yuki lief wiederum mit 2:09:15 eine Zeit unter 2:10. Die Nächstplatzierten lagen 4 Minuten und mehr hinter der Spitze.

 

Helmut Winter

 

Die Splits der Spitzenläufer in Hofu

 

5 km

15:04

 

10 km

30:10

15:06

15 km

45:24

15:14

20 km

1:00:32

15:08

25 km

1:16:02

15:30

30 km

1:31:12

15:10

35 km

1:46:36
(1:46:48)

15:24
(15:36)

40 km

2:02:06
(2:02:24)

15:30
(15:36)

 Ziel

2:09:00
(2:09:15)

 6:54
(6:51)

Zeiten in Klammern: Yuki Kawauchi

 

Die 11 Marathonläufe des Yuki Kawauchi im Jahr 2013 im Vergleich zu den besten deutschen Läufern im gleichen Jahr

 

1.

Yuki Kawauchi

JPN

2:08:14

17.03.2013

Seoul

2.

 

JPN

2:08:15

03.02.2013

Beppu-Oita

3.

 

JPN

2:09:05

01.12.2013

Fukuoka

4.

 

JPN

2:09:15

15.12.2013

Hofu

5.

 

JPN

2:10:01

07.07.2013

Gold Coast

6.

 

JPN

2:11:40

13.10.2013

Melbourne

7.

 

JPN

2:12:24

18.01.2013

Luxor

8.

 

JPN

2:12:29

03.11.2013

New York City

9.

André Pollmächer

GER

2:13:05

29.09.2013

Berlin

10.

Yuki Kawauchi

JPN

2:14:27

21.04.2013

Nagano

11.

Marian Blazinski

GER

2:14:45

28.04.2013

Düsseldorf

12.

Falk Cierpinski

GER

2:14:50

29.09.2013

Berlin

13.

Yuki Kawauchi

JPN

2:15:35

17.08.2013

Moskau WM

14.

 

JPN

2:18:29

02.06.2013

Chitose

15.

Frank Schauer

GER

2:18:54

13.10.2013

München

 

 

 

author: GRR

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