Uhlemann warnt allerdings davor, dass die Besetzung aller Wettbewerbe noch längst keine Medaillen bei hochkarätigen Meisterschaften wie es nun die Cross-Europameisterschaften sind bedeuten.
Endlich: DLV mit kompletten Teams zur Cross-EM nach Brüssel – DLV-Leistungssport bekennt sich zum Crosslaufen – Detlef Uhlemann warnt vor hochgesteckten Erwartungen
Auf das Signal haben die deutschen Mittel- und Langstreckler gewartet. Nach vielen Enttäuschungen der vergangenen Jahre hat sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) wenige Tage vor Ende einer für die Leichtathletik eher enttäuschend verlaufenen Olympiasaison zum Crosslaufen bekannt. Nicht nur, dass der DLV die Wiederbelebung des Deutschen Cross-Cup 2008 mit den Wertungsläufen in Grevenbroich-Neukirchen, Pforzheim und Darmstadt ausdrücklich begrüßt hat.
Sondern die Leistungssport-Verantwortlichen werden zu den Cross-Europameisterschaften, die am 14. Dezember im „Parc de Laeken“ in der belgischen Hauptstadt Brüssel ausgetragen werden, in allen sechs Wettbewerben komplette Mannschaften mit vier bzw. fünf AthletInnen an den Start schicken. „Das ist ein wichtiges Signal“, freut sich der DLV-Cross-Beauftragte Wilfried Raatz, der zudem den derzeit attraktivsten deutschen Crosslauf, den Darmstadt-Cross, organisiert und als Mitglied des Bundesfachausschuss (BFA) Laufen einen entsprechenden Antrag für das DLV-Präsidium vorgelegt hatte.
„Es geht mir dabei weniger um die Tatsache, dass Crosslaufen möglicherweise künftig eine olympische Disziplin werden wird, sondern vielmehr darum, dass Crosslaufen ein wesentliches Element für Mittel- und Langstrecker im Saisonaufbau darstellt und hierzulande einfach nicht richtig wahrgenommen wird. Vielleicht wird sich dieses in den kommenden Jahren ändern!“
Der DLV-Crossbeauftragte geht davon aus, dass eine Entsendung von kompletten Teams zu Europameisterschaften gerade für jüngere Läufer eine Perspektive für internationale Starts darstellen können. Nicht zuletzt stützt Wilfried Raatz seine Auffassung auf das überaus positive Auftreten von jungen U 23-Athleten bei den zur EM-Qualifikation zählenden Cross-Cup-Wettbewerben in Pforzheim und Darmstadt, als vor allem Thorsten Baumeister, Ingalena Heuck und Julia Hiller in überzeugender Manier den „Aktiven“ Paroli bieten konnten.
In dieses Bild passt natürlich auch die Tatsache, dass mit Julia Viellehner eine der deutschen Nachwuchshoffnungen den Frauen-Wettbewerb beim Deutschen Cross-Cup 2008 gewinnen konnte, die übrigens von German Road Races (GRR) schon 2005 als viel versprechendes Langstreckentalent mit dem GRR-Nachwuchs-Förderpreis ausgezeichnet wurde.
Horst Milde, Sprecher von German Road Races, sieht mit der Nominierung von kompletten Teams durchaus einen Silberstreif, erwartet aber vom DLV weitere wichtige Signale: „Wir dürfen uns nicht blenden lassen, die Nominierung für Belgien ist vielleicht ein Anfang. Nicht mehr und nicht weniger! Ob dies einem Umdenken innerhalb des DLV gleich kommt, das werden die nächsten internationalen Meisterschaften zeigen.
Wir haben uns jahrelang blamiert, weil wir bei Weltmeisterschaften der IAAF auf der Straße oder im Crosslaufen entweder komplett gefehlt oder gerade einmal einen Einzelstarter in die Rennen geschickt haben. Das macht sich für den größten Leichtathletik-Verband nicht gut!“
Überraschend kommt die Nominierung von Antje Möldner, der deutschen Hindernis-Rekordlerin, die bei den Olympischen Spielen in Peking trotz einer großartigen Steigerung auf die deutsche Rekordzeit von 9:29,86 Minuten. Die Umsteigerin von den eher erfolglosen Auftritten über 1500 m und 3000 m kommt direkt aus dem US-Höhentrainingscamp in Flagstaff in die belgische Hauptstadt an die Startlinie des über 8000 m langen Frauen-Wettbewerbs.
Mut beweist auch Christoph Lohse, der 1500 m-Spezialist des TV Wattenscheid, der sich durch ein beherztes Rennen in Darmstadt rein faktisch für das EM-Team qualifiziert – und spontan auch DLV-Langstreckentrainer Detlef Uhlemann das „Ja-Wort“ für einen zusätzlichen Start im Querfeldeinlaufen hatte.
Uhlemann warnt allerdings davor, dass die Besetzung aller Wettbewerbe noch längst keine Medaillen bei hochkarätigen Meisterschaften wie es nun die Cross-Europameisterschaften sind bedeuten. „Wir haben in Darmstadt zum Teil starke Einzelleistungen gesehen, dürfen uns aber nicht von dem sicherlich guten Auftreten unserer Leistungsträger täuschen lassen. Wir sind im Prinzip nur gegeneinander gelaufen. Leider ist der Deutsche Cross-Cup noch kein internationales Kriterium, um echte Vergleichsmöglichkeiten zu haben!“
Hier das komplette Aufgebot des DLV für die Cross-Europameisterschaften am 14. Dezember in Brüssel:
Männer (10 km): Jan Förster (TV Rheinau), Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München), Stephan Hohl (TV Huchenfeld), Christoph Lohse (TV Wattenscheid), Steffen Uliczka (SG Kronshagen/ Kiel).
Frauen (8 km): Birte Bultmann (TV Wattenscheid), Susanne Hahn (SV Schlau.com Saar 05), Antje Möldner (SC Potsdam), Simret Restle (LG Eintracht Frankfurt), Julia Viellehner (LG Passau)
Junioren U 23 (8 km): Thorsten Baumeister (PST Trier), Arthur Lenz (SC Magdeburg), Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg), Marcus Schöfisch (LC Erfurt), Fynn Schwiegelshohn (LG Olympia Dortmund)
Juniorinnen U 23 (6 km): Katharina Becker (LG Badenova Nordschwarzwald), Heike Bienstein (LG Olympia Dortmund), Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München), Julia Hiller (LAC Quelle Fürth/ München), Carolin Lang (LC Rothaus Breisgau)
Männliche Jugend U 20 (6 km): Kenneth Gerschler (LG Olympia Dortmund), Timo Göhler (SV Auringen), Alexander Hahn (TSV Bayer Leverkusen), Stefan Hendtke (SC Potsdam), Florian Orth (ESV Jahn Treysa), Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen)
Weibliche Jugend U 20 (4 km): Carolin Aehling (LG Coesfeld), Mira Glocker (LAV asics Tübingen), Anna Hahner (PSV GW Kassel), Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg), Mareike Schrulle (LAC Veltins Hochsauerland), Jana Sussmann (LG Nordheide)