ihm Sorgen. - Foto: 2015 European Cross Country Championships Hyeres, France December 13, 2015 Photo: Giancarlo Colombo@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
EM-Vorschau München 2022 (Teil 3): Hitze-Marathon mit Amanal Petros und starken deutschen Teams – mit MARATHON-EM-Statistiken von K Ken Nakamura
Am Montag beginnen die siebentägigen Leichtathletik-Europameisterschaften in München. 50 Jahre nach Olympia 1972 und 20 Jahre nach der EM 2002 sieht das Münchner Olympiastadion damit wieder eine hochkarätige internationale Leichtathletik-Meisterschaft.
Hier lesen Sie in mehreren Teilen die Vorschauen auf die Lauf-Wettbewerbe, von den 800 Metern bis zum Marathon.
Mit sehr starken Teams sind die deutschen Läufer bei den Marathon-Wettbewerben vertreten, die am Montag (15. August) um 10.30 Uhr (Frauen) beziehungsweise 11.30 Uhr (Männer) in der Innenstadt stattfinden. Start und Ziel befinden sich am Odeonsplatz, gelaufen wird auf einem 10-km-Rundkurs.
Der deutsche Rekordhalter Amanal Petros (2:06:27) führt das nationale Männer-Team an und ist damit der zweitschnellste Läufer auf der Startliste. Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) rangiert mit ihrer Bestzeit von 2:25:59 auf Platz sechs der Meldeliste.
Die Strecke des Münchner EM-Marathons. – Grafik: European Championships
Beide deutsche Teams haben in der Marathon-Europa-Cup-Wertung, die in das Rennen integriert ist, sehr gute Medaillenchancen – sofern sie in dem zu erwartenden Hitzerennen durchkommen.
Dr. Willi Heepe: „Startzeiten bei derzeitigen Temperaturen nicht zu verantworten“
Überschattet wird dieser EM-Marathon seit Monaten von einer Diskussion um die für ein Sommerrennen ungewöhnlichen Startzeiten. Um 10.30 Uhr beginnt das Rennen der Frauen, eine Stunde später starten die Männer – damit ist im Hochsommer ein Hitzerennen vorprogrammiert. Bis Freitagabend wollte der europäische Leichtathletik-Verband European Athletics (EA) entschieden haben, ob es doch noch kurzfristig eine Verlegung in die frühen Morgenstunden oder auch den Abend geben könnte – doch es gab bisher keine Mitteilung über eine Last-Minute-Einsicht der Funktionäre, so dass sich wohl nichts ändern wird.
Die deutschen Marathonläufer hatten seit Monaten vergeblich gegen die nicht nachvollziehbaren Startzeiten protestiert und zuletzt auch international Unterstützung erhalten. Hintergrund – das sagt niemand offiziell aber fast jeder inoffiziell – sind offenbar die TV-Zeiten, die sicherlich vormittags beziehungsweise mittags höhere Einschaltquoten erwarten lassen als am frühen Morgen. Die Gesundheit der Athleten ist dabei offensichtlich zweitrangig.
„Bei Temperaturen wie wir sie derzeit mit 28 bis 30 Grad haben, sind derartige Startzeiten nicht zu verantworten“, sagt Willi Heepe, der über Jahrzehnte hinweg Medical-Director des BEERLIN-MARATHON war. „Auch für Profis ist es bei derartigen Temperaturen nicht möglich, den Flüssigkeits- und Mineralienverlust auszugleichen. 20 Grad sind noch okay für Profis, aber ab 24 oder 25 Grad wird es kritisch“, sagt der Berliner Sportmediziner. Die aktuellen Wettervorhersagen deuten auf Temperaturen von 24 bis 26 Grad während des Rennens am Montag. In der Sonne wären diese Werte aber entsprechend höher.
Amanal Petros: Gut trainiert, aber Sorgen um die Temperaturen
„Ich habe in Kenia sehr gut trainieren können, aber ich mache mir Sorgen bezüglich des Wetters und der Temperaturen in München“, sagte Amanal Petros am Freitagmorgen kurz vor seiner Abreise aus dem Höhentrainingslager in Kenia. „Hier in Kenia ist es kühl und es hat auch geregnet.“ Am Freitag hoffte Amanal Petros noch auf Regen oder zumindest etwas reduzierte Temperaturen, wie sie zwischenzeitlich vorhergesagt waren. Doch der Niederschlag ist bei den Wettervorhersagen derzeit wieder verschwunden.
Bezüglich Zielen hält sich Amanal Petros zurück – keine Wunder, denn Hitzerennen sind kaum kalkulierbar. Normalerweise hätte der deutsche Rekordhalter Medaillen- oder sogar Titelchancen in München. Nur ein Läufer auf der Startliste hat eine marginal schnellere Bestzeit als Amanal Petros: Der Spanier Ayad Lamdassem erreichte bisher 2:06:25, der Läufer des TV Wattenscheid steigerte sich im vergangenen Dezember in Valencia auf 2:06:27. Insgesamt sind fünf Läufer im Rennen, die bereits unter 2:07 gelaufen sind.
Richard Ringer (LC Rehlingen), der mit einer persönlichen Bestzeit von 2:08:49 ins Rennen geht, war vor einem Jahr bei einem Hitzerennen bei den Olympischen Spielen in Sapporo (Japan) der beste deutsche Läufer. Er belegte damals Rang 26. Empört reagierte er, als er im Winter von den EM-Startzeiten erfuhr: „Hier wird nicht an die Gesundheit der Athleten gedacht“, sagte Richard Ringer. Mit Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid/Bestzeit: 2:10:18) und Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg/2:10:48) sind zwei weitere Athleten im Rennen, die bereits unter 2:11 gelaufen sind. Damit ist das deutsche Team, zu dem auch Johannes Motschmann (SCC Berlin/2:12:18) und Konstantin Wedel (LG Telis Finanz Regensburg/2:13:02) gehören, gut aufgestellt. Die besten drei Athleten werden für die Mannschaft gewertet. Angesichts der hohen Temperaturen müssen aber wohl eher die Spanier als Favoriten angesehen werden.
Insgesamt ist der EM-Marathon gut besetzt, auch wenn einige Stars fehlen. Dabei macht sich auf den Startlisten auch die Laufschuh-Entwicklung der letzten Jahre und die daraus resultierenden deutlich schnelleren Zeiten bemerkbar. 14 Männer gehen mit Bestzeiten von unter 2:09 Stunden ins Rennen. Darunter ist auch der belgische Titelverteidiger Koen Naert, der vor vier Jahren in Berlin bei ebenfalls hohen Temperaturen triumphierte.
Nienke Brinkmann favorisiert, deutsche Frauen mit Team-Titelchancen
Bei den Frauen ist es wie bei den Männern: Obwohl auch hier einige europäische Topläuferinnen fehlen, ist die Breite in der Spitze stark. 19 Läuferinnen weisen persönliche Rekorde von unter 2:28 Stunden auf. Hollands Shooting-Star Nienke Brinkmann führt mit einer Bestzeit von 2:22:51 Stunden die Startliste an. Wenn sie mit hohen Temperaturen klar kommt, ist sie als Favoritin anzusehen. Hinter ihr stehen, gemessen nach Bestzeiten, die routinierten Fionnuala McCormack (Irland/2:23:58) und Sara Moreira (Portugal/2:24:49). Gespannt sein darf man auf Fabienne Schlumpf (2:26:14). Die Schweizerin hielt sich vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen als Zwölfte hervorragend. Allerdings warf sie im Winter eine Herzmuskelentzündung zurück, so dass sie nach einer längeren Pause nur eine kurze Vorbereitungszeit hatte.
Katharina Steinruck ist die schnellste deutsche Läuferin auf der Startliste. Foto: www.photorun.net
Die sechstschnellste Läuferin auf der Meldeliste ist Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt), die sich im vergangenen Jahr auf 2:25:59 steigerte. Sie hat sich sehr langfristig auf den EM-Marathon vorbereitet und ist daher in diesem Jahr auch kein Rennen über die 42,195 km gelaufen. Katharina Steinruck ist allerdings keine Hitzeläuferin, auch wenn sie zuletzt etwas besser mit hohen Temperaturen zurecht kam als noch vor einigen Jahren. Bei den Marathon-Newcomerinnen Miriam Dattke und Domenika Mayer (beide LG Telis Finanz Regensburg), die in diesem Jahr jeweils mit 2:26:50 Stunden überraschten, muss man abwarten, wie sie mit der Hitze klarkommen.
Gute Marathon-Hitzetauglichkeit bewies dagegen Deborah Schöneborn (Bestzeit: 2:26:55), die vor einem Jahr bei Olympia einen hervorragenden 18. Platz erreichte. Ihre Zwillingsschwester Rabea Schöneborn (beide SCC Berlin/2:27:03) bewegt sich in der Regel in einem sehr ähnlichen Leistungsniveau. Beide konnten in diesem Jahr bisher allerdings nicht ganz an die Leistungen aus 2021 anknüpfen. Kristina Hendel (LG Braunschweig/2:27:29) lief ihre Bestzeit in diesem Frühjahr in Hamburg, wo sie in einem guten Feld einen beachtlichen fünften Rang erreichte.
Das deutsche Frauen-Team ist so ausgeglichen besetzt, dass am Montag sogar der Europa-Cup-Sieg möglich ist. Traditionell starke Nationen sind bei dieser EM nicht so gut besetzt wie in der Vergangenheit, was die Chancen für die deutschen Läuferinnen erhöht. So hat zum Beispiel Italien lediglich zwei Athletinnen am Start, so dass die Italienerinnen von vornherein nicht in die Cup-Wertung kommen können.
Die schnellsten Läufer und die deutschen Starter
Männer
Ayad Lamdassem ESP 2:06:25
Amanal Petros TV Wattenscheid 2:06:27
Hamid Ben Daoud ESP 2:06:35
Samuel Tesfamariam SWE 2:06:53
Maru Teferi ISR 2:06:58
Amare German ISR 2:07:28
Koen Naert BEL 2:07:39
Polat Kemboi Arikan TUR 2:08:14
Daniel Mateo ESP 2:08:22
Nicolas Navarro FRA 2:08:30
Iliass Aouani ITA 2:08:34
Richard Ringer LC Rehlingen 2:08:49
Abdelaziz Merzougui ESP 2:08:52
Yago Rojo ESP 2:08:56
Hendrik Pfeiffer TV Wattenscheid 2:10:18
Simon Boch LG Telis Finanz Regensburg 2:10:48
Johannes Motschmann SCC Berlin 2:12:18
Konstantin Wedel LG Telis Finanz Regensburg 2:13:02
Frauen
Nienke Brinkmann NED 2:22:51
Fionnuala McCormack IRL 2:23:58
Sara Moreira POR 2:24:49
Giovanna Epis ITA 2:25:20
Anna Incerti ITA 2:25:32
Katharina Steinruck Eintracht Frankfurt 2:25:59
Aleksandra Lisowska POL 2:26:08
Fabienne Schlumpf SUI 2:26:14
Miriam Dattke LG Telis Finanz Regensburg 2:26:50
Domenika Mayer LG Telis Finanz Regensburg 2:26:50
Deborah Schöneborn SCC Berlin 2:26:55
Rabea Schöneborn SCC Berlin 2:27:03
Viktoriia Kaliuzhna UKR 2:27:05
Katarzyna Jankowska POL 2:27:07
Marta Galimany ESP 2:27:08
Lilia Fisikovici MDA 2:27:26
Kristina Hendel LG Braunschweig 2:27:29
Izabela Paszkiewicz POL 2:27:41
Angelika Mach POL 2:27:48
Die EM Statistiken von K Ken Nakamura der Männer und Frauen:
2022 European Championships Statistics – Men Marathon
2022 European Championships Statistics – Women Marathon
https://germanroadraces.de/?p=202344
https://germanroadraces.de/?p=202253
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