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30
06
2012

Da wollte David Storl natürlich nicht nachstehen. Rund drei Stunden nach Kleinert machte er den dritten Tag in Helsinki zum goldenen Tag der deutschen Kugelstoßer. Von Beginn an zeigte er den Konkurrenten, wer der Chef im Ring ist. Sein erster Stoß auf 21,19 Meter hätte zum Sieg mit einem Vorsprung von über 60 Zentimetern gereicht, am Ende waren es mit 21,58 Metern 103 Zentimeter Vorsprung ©EAA - European Athletics

EM Helsinki – Der goldene Tag der Kugelstoßer – Der dritte Tag der Europameisterschaften in Helsinki – Wolfram Marx berichtet

By GRR 0

Drei Silbermedaillen hat Nadine Kleinert bei Welttitelkämpfen gewonnen, eine bei den Olympischen Spielen in Athen 2004, Gold war ihr bei internationalen Meisterschaften außer bei der U23 Europameisterschaft 1997 noch nie vergönnt. Nun hat sie in ihrem vermutlich letzten Jahr als Aktive ihren ersten internationalen Titel gewonnen.

Der vierte wurde ihr goldener Versuch. Mit 19,18 Meter baute sie ihre Spitzenposition, die sie seit dem ersten Versuch innehatte, um drei Zentimeter aus und sicherte sich Platz eins. Josephine Terlecki (18,33 Meter) und Christina Schwanitz (18,25) Meter) rundeten das gute Ergebnis für die deutschen Kugelstoßerinnen mit den Plätzen vier und fünf ab. „Ich ärgere mich ein bisschen über die Weite, aber es war die einzige Medaille, die mir in meiner Sammlung noch gefehlt hat, und jetzt ist sie da“, freute sich und bedankte sich bei allen, die ihr in 22 Jahren Sportlerkarriere geholfen hatten.

Sie genoss und feierte den Titel mit Freudensprüngen und einer kleinen Ehrenrunde. Die Russin Irina Tarasova holte mit 18,91 Metern Silber, unbändige Freude zeigte die Italienerin Chiara Rosa (18,47 Meter) und Platz drei.

Da wollte David Storl natürlich nicht nachstehen. Rund drei Stunden nach Kleinert machte er den dritten Tag in Helsinki zum goldenen Tag der deutschen Kugelstoßer. Von Beginn an zeigte er den Konkurrenten, wer der Chef im Ring ist. Sein erster Stoß auf 21,19 Meter hätte zum Sieg mit einem Vorsprung von über 60 Zentimetern gereicht, am Ende waren es mit 21,58 Metern 103 Zentimeter Vorsprung. Der drittbeste Stoß, den er bislang geschafft hat. „Ich hatte mir 21,50 Meter vorgenommen. Ich bin sehr zufrieden.“

Beim vierten Versuch hatte er das bereits Probleme bereitende linke Knie wieder gespürt, den letzten Versuch ließ er dann aus. Für die Olympischen Spiele hat sich der 21-Jährige nun eine Weite von 22 Metern vorgenommen. Zweiter wurde schließlich der Niederländer Rutger Smith, Dritter wurde Asmir Kolasinac aus Serbien, der die Kugel auf 20,36 Meter wuchtete. Marco Schmidt belegte mit 19,65 Metern Platz acht.

Es klingt schon wie eine Seuche bei Christina Obergföll. Gold scheint für die Speerwerferin wie hermetisch verriegelt, denn bei allen großen internationalen Meisterschaften, bei denen sie am Start war, gehörte sie zu den Favoritinnen, am Ende stand aber eine Konkurrentin auf der höchsten Stufe des Siegerpodests. So auch dieses Jahr in Helsinki. Diesmal war es die Ukrainerin Vira Rebryk, die ihren Traum platzen ließ. Im ersten Versuch warf Obergföll 65,12 Meter, eine Weite, an der keine der Konkurrentinnen in den nächsten vier Versuchen herankam.

Erst im fünften Durchgang warf die Ukrainerin mit 66,86 Metern einen neuen Landesrekord, setzte sich an die Spitze und Obergföll unter Zugzwang. „Ich wusste die ganze Zeit, es kann etwas passieren. Als es dann passiert ist, habe ich an mich geglaubt und es versucht, aber irgendwie wollte ich zu viel. Es hätte ja auch mal klappen können“, meinte sie nach außen zwischen Zufriedenheit über eine gute Serie und Ärger über die verlorene Goldmedaille schwankend. Innerlich wog aber der Ärger über, ganz verbergen konnte sie es nicht.

Über Bronze freute sich Titelverteidigerin Linda Stahl. Für sie standen am Ende 63,69 Meter zu Buche. „Ich freue mich. 66 oder 67 Meter hätte ich sowieso nicht geworfen. Nach dem Seuchenjahr 2011 mit Verletzungen ist dieser Erfolg für mich eine Genugtuung. Jetzt werde ich mich die nächsten vier Wochen in Ruhe auf die Olympischen Spiele vorbereiten.“

Einen echten Tiefschlag gab es für die deutsche Mannschaft während der Vormittagsveranstaltung, denn Weltrekordler Betty Heidler verpasste die Qualifikation fürs Finale im Hammerwurf. Nach zwei ungültigen Versuchen lag der Druck auf dem letzten Wurf und es ging gründlich schief. Der Wurf touchierte den Ring und landete bereits bei 65,09 Metern. Damit wurde sie in ihrer Qualifikationsgruppe nur Neunte, und es war bereits klar, dass es mit dem Finale und der ersehnten und von vielen erwarteten Medaille nichts wird. „Es ist schwierig, das zu erklären. Ich habe überhaupt nicht reingefunden. Technisch war es natürlich nicht schön“, meinte sie sichtlich enttäuscht. Bleibt abzuwarten, wie sie mit der Situation im Hinblick auf die Olympischen Spiele umgeht.

 

Das verflixte letzte Hindernis

 

Seine Ziele waren klar. Steffen Uliczka wollte einen Platz unter den ersten sechs bei der Europameisterschaft, seine gute Platzierung von Barcelona 2010 bestätigen und zeigen, dass er zu den Top-Hindernisläufern in Europa gehört. Gelungen ist es ihm nicht. In einem langsamen und unrhythmischen Rennen musste er den Tempowechseln Tribut zollen und erreichte am Ende nur den für ihn enttäuschenden zehnten Platz. Das Rennen lief anders als erwartet, das Tempo war langsam, der erste Kilometer wurde in 2:59,48 Minuten zurückgelegt, keiner wollte Tempo machen.

So lief Steffen Uliczka am Anfang an der Spitze des Feldes, aber nicht weil er das Tempo bestimmen wollte, sondern weil es „vorne bequemer“ ist. Dann rutschte er unmerklich nach hinten. „Wenn man innen läuft, wird man schnell durchgereicht und ist schnell ganz hinten. Es war ein kleiner Fehler, dass ich die Position aufgegeben habe. Vielleicht war ich da zu ruhig. Aber ich habe sie mir wieder erkämpft“, meinte der Kieler. Er war rund fünf Meter hinter den Führenden, eine Lücke, die er nicht mehr schließen konnte. Vorne forcierten nach der Zwei-Kilometer-Marke die beiden Franzosen Mahiedine Mekhissi-Benabbad und Nordine Gezzar. Mekhissi-Benabbad und der Spanier Victor Garcia liefen nebeneinander auf die Zielgerade und auf das letzte Hindernis zu.

Nebeneinander machten beide zusammen den Hürdenschritt, dann passierte es wieder einmal: Garcia stürzte. Mekhissi-Benabbad kam zu einem ungefährdeten Sieg in 8:33,23 Minuten und Garcia (8:35,87 Minuten) verlor Platz Zwei noch an den Türken mit kenianischen Wurzeln, Tarik Langat Akdag (8:35,24 Minuten). Garcias Sturz ist bereits der dritte am letzten Hindernis bei den diesjährigen Europameisterschaften. Uliczka beendete das Rennen dann als Zehnter in 8:41,53 Minuten und war nicht zufrieden: „Die sechs Plätze nach vorne waren drin. Ich habe mir aber nichts vorzuwerfen. Es waren insgesamt gute Leistungen, nur die Platzierung ist ärgerlich.“

Nun will er am 5. Juli in Lüttich einen letzten Versuch unternehmen, die Olympianorm von 8:23,00 zu brechen. Seine Form stimmt, vom Sturz im Vorlauf hat er keine Blessuren davon getragen und mit einem guten Feld ist es durchaus möglich, seine Saisonbestzeit von 8:24,43 Minuten entsprechend zu verbessern.

 

Der alte Hase ist der schnellste

 

Wieder einmal setzte sich der Russe Yuriy Borzakovskiy in einem 800-Meter-Meisterschaftsrennen im Spurt durch. Dabei machten es ihm die Konkurrenten auch nicht schwer, denn die ersten 400 Meter wurden nach 55,17 Sekunden durchlaufen. Mit einem solchen Tempo spielten sie Borzakovskiy in die Hände, denn es war klar, dass das Rennen in einem Spurt entschieden wird. Bei 600 Metern, Zwischenzeit 1:22,79 Minute, war das Feld noch immer geschlossen, Borzakovskiy lag mittlerweile auf Rang vier.

Auf der Zielgeraden überlief der 31-Jährige dann wie erwartet das Feld und sicherte sich in 1:48,61 Minute den Titel. Zweiter wurde überraschend der Däne Andreas Bube in 1:48,69. Er nutzte eine kleine Lücke auf der Innenbahn, die sich aufgetan hatte und schob sich fast auf der Markierung der Bahn laufend nach vorne. Bronze ging an den Franzosen Pierre Ambroise Bosse, der das ganze Rennen an der Spitze gelaufen war. Wie knapp die Entscheidung schließlich war, zeigt sich auch daran, die zwischen dem Ersten und dem Achten nur eine Differenz von 93 Hundertstelsekunden liegt.

 

Im Spurt von sieben auf zwei

 

Ein selten spannendes Ende erlebten die Zuschauer beim Finalrennen über 800 Meter der Frauen. 600 Meter vor dem Ziel waren die Medaillen nach einer Eingangsrunde von 57,29 Sekunden augenscheinlich schon vergeben, denn die Russin Irina Maracheva, die Weißrussin Maryna Arzamasava und die Russin Yelena Arzhakova hatten einen Vorsprung von rund zehn Meter auf den Rest des Feldes. So gingen die drei auch nebeneinander auf die Zielgerade, dann drehte Arzhakova richtig auf und ließ die anderen quasi stehen. 50 Meter vor dem Ziel war klar, dass sie den Titel gewinnen wird. Maracheva und Arzamasava kämpften um Silber und waren gleichauf.

Rund 15 Meter vor dem Ziel bekam Arzamasava muskuläre Probleme und ins Straucheln. Maracheva lief einem ungefährdeten zweiten Platz entgegen, doch von hinten kam die Britin Lynsey Sharp angeflogen. Sie hatte eingangs der Zielgerade noch auf Platz sieben gelegen und nahm Maracheva auf der Ziellinie mit einer neuen persönlichen Bestzeit von 2:00,52 Minuten die Silbermedaille ab. Arzhakova gelang in 1:58,51 Minuten die einzige Zeit in Helsinki unter zwei Minuten, Maracheva hatte mit 2:00,66 Minuten einen Rückstand 14 Hundertstel auf die Britin.

Enttäuschungen mussten Hochspringer Eike Onnen und Hürdenläufer Georg Fleischhauer verkraften. Onnen überquerte wegen Schmerzen am Sprungfuß nur 2,20 Meter und wurde Zehnter. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele ist damit praktisch nicht mehr möglich, denn die Wahrscheinlichkeit, dass er es am 1. Juli in Eberstadt versuchen wird, ist gering. Für Georg Fleischhauer steht nun ein sechster Platz in seinem ersten EM-Finale in den Statistikbüchern. Die beiden letzten Hürden machten ihm Probleme, die Kraft ließ merklich nach und 50,11 Sekunden enttäuschten ihn besonders.

Damit war der Versuch, die Olympianorm von 49,30 Sekunden zu unterbieten, für den 23-Jährigen, der im Frühjahr mit Achillessehnenproblemen zu kämpfen hatte, gescheitert.

Wolfram Marx

 

Europameisterschaft in Helsinki (Finnland)

 

Männer
  100 Meter (Finale)
  100 Meter (Halbfinale)
  100 Meter (Vorläufe)
  200 Meter (Halbfinale)
  200 Meter (Vorläufe)
  400 Meter (Finale)
  400 Meter (Halbfinale)
  400 Meter (Vorläufe)
  800 Meter (Finale)
  800 Meter (Halbfinale)
  800 Meter (Vorläufe)
  5.000 Meter
  400 Meter Hürden (Finale)
  400 Meter Hürden (Halbfinale)
  400 Meter Hürden (Vorläufe)
  3.000 Meter Hindernis (Finale)
  3.000 Meter Hindernis (Vorläufe)
  Hochsprung (Finale)
  Hochsprung (Qualifikation)
  Dreisprung (Qualifikation)
  Kugelstoßen (Finale)
  Kugelstoßen (Qualifikation)
  Hammerwurf (Qualifikation)
  Diskuswurf (Qualifikation)
  Speerwurf (Finale)
  Speerwurf (Qualifikation)
  Zehnkampf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Day 3 – Stats by Ken Nakamura

WSP
19.18 is the shortest winning distance at WSP in the European Championships since 1966; 
previous low was 19.43 in 2006
18.47 is the shortest SP to win a medal at European Championships since 1966
LJ qualifying
8.34m by Sebastian Bayer is the longest LJ in qualifying round of European Championships; 
Previous best was 8.33 by Howe in 2006
3000mSC
2:59.48 5:57.21 8:33.24 (58.94,  2:36.03) 
8:33.24 is the slowest winning auto time at 3000mSC in European Champ; 
in fact it is slowest since 1958 when the winning time was 8:38.2
Mekhissi-Bennabad became the second two-time champion at 3000SC in European Championships; 
first to defend the title was Maliknowski who won in 1974 & 1978
FRA now has fourth gold medal at 3000mSC in European Championships, one more gold than POL
TUR won first medal of any kind at 3000mSC in European Championships
800
It was first gold medal for RUS (excluding USSR) at 800m in European Championships
Borzakovsky became the second to win both Euro Junior and Euro; He won Euro Junior in 1999
Nils Schumann was the first to win both; Euro Junior in 1997 & Euro in 1998
1:48.61 is the slowest winning time at 800m in European Championships since 1962
W400mH
Rosolova won first medal for CZE at W400mH in European Championshps
53.77 is the 3rd fastest time by European in Helsinki at W400mH
WJT
Rybryk won first gold (or medal of any kind for that matter) for UKR at WJT in European Championships
Rebryk became the second women Javelin Thrower to win both Euro Junior and Euro Champ; 
Rebryk won Euro Junior in 2007 
Whitbread was the first to win both
Whitbread won Euro Junior in 1979, Euro Champ in 1986
HJ 
2.31m ties lowest winning height at HJ in European Championships since 1982. 
Rybakov won with 2.31 in 2002; Mogenburg won with 2.30 in 1982
Stanys won first medal of any kind for LTU at HJ in European Championships
WTJ
14.99 is the fourth longest WTJ in European Championships
47cm is the largest winning margin in WTJ at European Championships; 
previous max was 25cm also by Saladuha in 2010 
Saladuha became the first to defend title at WTJ in European Championships
14.99 by Saladuha is the longest TJ in Helsinki by European 
Mamona won first medal of any kind for POR  at WTJ in European Championships 
400m 
Maslak won first gold for CZE at 400m in European Championships
It was also the first medal of any kind for CZE (not counting TCH) at 400m in European Championships
Deak-Nagy won first silver for HUN at 400m in European Championships 
(HUN previously won bronze but nothing else at 400m in Euro)
He ALMOST became the third to win Euro Junior and Euro Champ
45.24 is the slowest winning time at 400m in European Championships since 1978
SP 
The winning margin of 1.03m is the second largest at SP in European Championships; 
max is 1.58 from 1950
It was first medal of any kind for NED and SRB at SP in European Championships 
Storl became the fourth SP to win both Euro Junior (2009) and Euro Champ; 
other three are Bartel, Klimenko and Beyer
Of course, Storl also won World Youth, World Junior and World Champ; 
he needs to win Olympics, World Ind and Euro Ind to complete the set
GER won both men and women's SP; UKR won both twice while GDR did so thrice  
W800 
2.01 is the largest auto time winning margin at W800m in European Championships 
In 1962 the winning margin was hand timed 2.2 sec
Previously the largest autotimed winning margin was 1.66 sec in 1971
2:00.66 is the slowest time to win a medal at W800m in European Championships since 1971
400mH
Rhys Williams won third medal at 400mH in European Championships tying the medal count 
by Schmid, Nylander and Lituyev
Williams is the first to complete the medal set (meaning won gold,silver and bronze) at 400mH in European Championships 
Rhys Williams became the first to win gold in both Euro Junior (2003) and Euro Champ at 400mH
49.33 is the slowest winning time at 400mH at Euro Championships since 1969
0.01 matches the smallest difference between 3rd and 4th at 400mH in European Championships; 
in 2006 Williams won bronze by 0.01 
Beklic won first medal of any kind for SRB at 400mH in European Championships

W400m 
Hjelmer won first gold (in fact medal of any kind) for SWE at W400m in European Championships
Usovich won first medal for BLR at W400m in European Championships 
51.33 is the slowest winning time since 1971 at W400 in European Championships

author: GRR

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