2015 Berlin Marathon Berlin, Germany September 27, 2015 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
EM-Aktuell: Tadesse Abraham und Sara Moreira Halbmarathon-Europameister, Julian Flügel und Anja Scherl beste deutsche Läufer
Tadesse Abraham und Sara Moreira sind die ersten Halbmarathon-Europameister der Leichtathletik-Geschichte. Bei der Premiere dieser EM-Disziplin in Amsterdam gewann der aus Eritrea stammende Schweizer in 62:03 Minuten.
Silber sicherte sich der Türke Kaan Kigen Özbilen. Der ehemalige Kenianer war nach 62:27 im Ziel. Dritter wurde der amtierende Marathon-Europameister Daniele Meucci (Italien) mit 62:38.
Bester deutscher Läufer war überraschend Julian Flügel (Asics Team Memmert), der Platz 24 in 65:18 belegte.
Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) folgte als 33. mit 66:01, während Deutschlands Marathon-Rekordler Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) schon vor der 10-km-Marke das Rennen aufgab.
Zu einem klaren Sieg lief auch Sara Moreira. Die Portugiesin gewann bei warmem Wetter mit Temperaturen von über 20 Grad Celsius und teilweise Wind in 70:19 Minuten vor Veronica Inglese (Italien/70:35) und ihrer Landsfrau Jessica Augusto (70:55). Eine gute Leistung zeigte einmal mehr Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg), die als beste deutsche Läuferin auf Platz 17 nach 73:03 ins Ziel lief.
Im Rennen der Männer lagen nach 10 km fünf Läufer gemeinsam an der Spitze: Neben den späteren Medaillengewinnern Abraham, Özbilen und Meucci waren dies noch der aus Kenia stammende Evans Kiplagat (Aserbaidschan) und der Spanier Carles
Castillejo.
In der Folge entwickelte sich zunächst ein Zweikampf zwischen Abraham und Özbilen. Zwischen Kilometer 15 und 16 setzte sich dann der Schweizer ab. Sein Vorsprung war so groß, dass auch ein falsches Abbiegen kurz vor dem Ziel seinen Sieg nicht mehr gefährden konnte. Ein Ordner winkte ein offenbar hinter Abraham fahrendes Fahrzeug von der Strecke, und der Läufer folgte dem Signal. Nach wenigen Sekunden kehrte er aber auf die Strecke zurück.
„Ich kenne Özbilen gut. Meine Taktik war zunächst, ihm zu folgen. Ich bemerkte dann, dass er sich öfter umschaute. Daher entschied ich mich, mich abzusetzen“, sagte Tadesse Abraham.
Die Hoffnungen von Arne Gabius auf eine Platzierung im vorderen Feld nahmen in Amsterdam ein jähes Ende.
Auf Platz 17 hatte er die 5-km-Marke nach 14:53 Minuten passiert. Damit lag er gut eine halbe Minute hinter der Spitzengruppe. Doch bald darauf war das Rennen für Gabius beendet. „Mein Becken war auf einen Schlag komplett blockiert, da ging kein Schritt mehr. Ich hatte mir viel vorgenommen und wollte mutig mitgehen. Jetzt muss ich das erstmal verdauen und dann einen Riesenanlauf nach Rio nehmen“, sagte Arne Gabius, der bereits im April beim London-Marathon aufgegeben hatte. Damals stoppten ihn Seitenstiche und Bauchschmerzen.
Während Julian Flügel, der für den Olympia-Marathon als Ersatzläufer nominiert ist, eine überzeugende Leistung zeigte, blieb Philipp Pflieger auch im Hinblick auf Rio im Rahmen der Erwartungen. Ordentlich schlug sich Jens Nerkamp (PSV GW Kassel), der nach 67:22 Minuten auf Platz 51 ins Ziel kam. Neben Arne Gabius beendete auch Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) das Rennen vorzeitig. Er stoppte nach der 10-km-Marke. Wie schon in den Wochen vor und nach dem Düsseldorf-Marathon litt er unter Problemen mit der Schienbein-Muskulatur.
Gut einen Monat vor dem Olympia-Marathon in Rio sieht es für Gabius und Pfeiffer nicht gut aus.
Im Rennen der Frauen lagen zunächst die Türkin Sultan Haydar und die spätere Silbermedaillengewinnerin Veronica Inglese in Führung. Nach fünf Kilometern hatten die beiden einen kleinen Vorsprung von fünf Sekunden auf Sara Moreira. Die Portugiesin schloss diese Lücke jedoch bald danach. Das Trio passierte dann nach 33:06 Minuten die 10-km-Marke. Während die Türkin etwas später zurückfiel, löste sich Moreira kurz nach Kilometer 15 vorentscheidend von Inglese. „Nachdem es über 10.000 Meter nicht so gut lief, bin ich jetzt natürlich sehr froh über diesen Sieg“, sagte Sara Moreira, die am Mittwoch beim 10.000-m-Rennen aufgegeben hatte.
Ein weiteres sehr starkes Rennen lief Anja Scherl, der man nun auch eine gute Leistung beim Olympia-Marathon zutrauen kann.
Auch wenn sie ihr Tempo in Amsterdam nach einer 10-km-Zwischenzeit von 33:54 nicht ganz halten konnte, machte sie in der Schlussphase noch ein paar Plätze gut und überzeugte auf Rang 17. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten lief auch Isabell Teegen (SC Rönnau) als 51. mit 76:32.
Deutlich mehr erhofft hatte sich dagegen Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt), die als 55. in 77:15 das Ziel erreichte. Nach einem Fahrradunfall Ende Juni ist Anna Hahner (Run2Sky) gut einen Monat vor dem Olympia-Marathon noch nicht wieder in entsprechender Form. Sie lief 78:41 und wurde 74.
Auch bei den Frauen gab es zwei deutsche Ausfälle: Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) und Melina Tränkle (LG Region Karlsruhe) gaben jeweils nach der 10-km-Marke auf. Reng hatte Probleme mit dem Sprunggelenk.
race-news-service.com
Deutsche Erfolge in Amsterdam:
Drei weitere DLV-Medaillen krönten aus deutscher Sicht den vierten Tag der Europameisterschaften von Amsterdam.
Überragend: der EM-Titel des erst 19 Jahre jungen Dreispringers Max Heß. Mit 17,20 Metern krönte sich der Chemnitzer im Alter von nur 19 Jahren zum jüngsten Dreisprung-Europameister der Geschichte.
Es waren erfolgreiche Minuten für den DLV, denn wenig später zeigte Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) im Stabhochsprung einen Satz über 4,70 Meter, der Silber wert sein sollte.
Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) langte zu im letzten Versuch im Speerwurf-Finale. Der Speer landete erst bei 65,25 Metern, Saison-Bestleistung und Platz zwei für die Ärztin.