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2017 NikeSub2HourMarathon Monza, Italy May 6, 2017 Photo: Giancarlo Colombo@PhotoRun victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Eliud Kipchoge fehlen in Monza nur 26 Sekunden zur ersten Marathonzeit unter zwei Stunden

By GRR 0

Das Projekt eines Marathonrennens unter der Traumgrenze von zwei Stunden ist erwartungsgemäß gescheitert.

Allerdings kam der kenianische Marathon-Olympiasieger Eliud Kipchoge in Monza mit einer Zeit von 2:00:25 Stunden überraschend dicht an die größte Barriere des Laufsports heran. Um nur 26 Sekunden verpasste der 32-Jährige damit die Traumzeit von 1:59:59.

Als Weltrekord kann das Ergebnis von Eliud Kipchoge jedoch keine Anerkennung finden, denn die entsprechenden Regeln wurden auf dem italienischen Formel-1-Kurs nicht eingehalten.

Marathon-Weltrekordler ist der Kenianer Dennis Kimetto, der 2014 den BMW Berlin-Marathon mit 2:02:57 Stunden gewann.

Wie erwartet, hielten Zersenay Tadese (Eritrea) und Lelisa Desisa (Äthiopien) in Monza am frühen Sonnabendmorgen nicht Schritt mit Eliud Kipchoge. Tadese rannte 2:06:51 Stunden, Desisa folgte in 2:14:10.

Ein großer US-amerikanischer Sportartikel-Hersteller (Nike) wollte erzwingen, dass es einem bei dem Unternehmen unter Vertrag stehenden Läufer in der entsprechenden Ausrüstung gelingen würde, als Erster die 42,195 km unter zwei Stunden zu laufen. Dafür wurden offenbar etliche Millionen Dollar investiert.

Ein reguläres Unterbieten der Zwei-Stunden-Grenze im Marathon wird eines Tages zu den bedeutendsten Ereignissen der Leichtathletik-Geschichte zählen. Vergleichbar wäre dieser Schritt mit dem ersten 100-m-Sprint unter 10 Sekunden von Jim Hines (USA) 1968.

Der Unterschied ist allerdings, dass es damals noch um den reinen Sport ging und nicht um Kommerz – der stand jedoch bei diesem Marathon-Projekt in Monza im Vordergrund.

Begleitet mit einer großen, monatelangen PR-Kampagne wurde bei der akribischen Vorbereitung von vornherein mit einem Rennablauf geplant, der nicht mit den Regeln des internationalen Elite-Laufsports konform geht. Drei Tempomacher pro Athletengruppe sind bei Straßenrennen erlaubt.

In Monza waren es insgesamt 18 „Hasen“, die in drei Gruppen aufgeteilt immer wieder ausgetauscht wurden. Dadurch hatte Eliud Kipchoge bis zum Schluss eine Begleitung und zudem auch einen Windschutz. Sämtliche Getränke während des Marathons wurden gereicht. Kipchoge brauchte also nicht an einen Verpflegungsstand heran zu laufen – auch das ist nicht regelkonform.

In Monza liefen die Athleten zudem mit einem neu entwickelten Laufschuh, der eine Art Feder aus Karbon enthält und das Abrollen begünstigt. Ob dieser Schuh vom internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) als regelkonform eingestuft wird, bleibt abzuwarten. Falls das Modell zugelassen wird, werden andere Ausrüster sicherlich entsprechende Schuhe konzipieren, was möglicherweise einen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Langstrecken-Rekorde haben kann.  

Die Leistung von Eliud Kipchoge ist trotz allem außergewöhnlich. Kaum ein Experte hatte vorher erwartet, dass er derart dicht an die Zwei-Stunden-Barriere herankommen könnte. Seine reguläre Marathon-Bestzeit von 2:03:05 Stunden hatte er vor einem Jahr als Sieger des London-Marathons erzielt.

Erst zwei Tage vorher stand fest, dass das Rennen in Monza am Sonnabend früh stattfinden würde. Auch Freitag oder Sonntag waren von den Organisatoren als mögliche Veranstaltungstage angegeben worden. Auf dem flachen, 2,4 km langen Rundkurs ohne enge Kurven wurde Eliud Kipchoge im letzten Abschnitt des Rennens müde und verlor die entscheidenden Sekunden, die am Ende fehlten.

„Ich war absolut fokussiert auf eine Zielzeit von unter zwei Stunden, aber in der letzten Runde verlor ich zehn Sekunden – die Zeit lief mir weg“, wurde Eliud Kipchoge auf der Internetseite des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF zitiert. „Es war eine harte Zeit mit einer siebenmonatigen konzentrierten Vorbereitung. Diese Reise war eine lange Herausforderung, aber ich bin froh, den Marathon in zwei Stunden gelaufen zu sein. Wir sind jetzt nur noch 25 Sekunden entfernt. Ich glaube, mit einer guten Vorbereitung und einer guten Planung, sind diese Sekunden herauszuholen. Ich hoffe, dass man beim nächsten Mal glaubt, dass es möglich ist.“

In der Tat hat Eliud Kipchoge erreicht, dass das Unterbieten der Zwei-Stunden-Barriere auch unter regulären Rennbedingungen nun realistischer erscheint als zuvor – auch wenn dies noch einige Zeit dauern dürfte.

Für Eliud Kipchoge wird es nun darum gehen, den Weltrekord von 2:02:57 Stunden anzugreifen. Schon vor seinem Rennen in Monza gab es Hinweise, dass er beim BMW Berlin-Marathon am 24. September 2017 die Marke angreifen möchte.

Ähnlich hatte er sich bereits vor zwei Jahren nach seinem Sieg in Berlin geäußert. Damals lief er trotz eines Schuhproblems – die Innensohlen hatten sich gelöst und rutschten halb aus dem Schuh heraus – 2:04:00 Stunden. Ohne diese Probleme hätte Kipchoge wohl schon damals den Weltrekord gebrochen. Inzwischen ist er noch stärker geworden, so dass ein Ergebnis im Bereich von rund 2:02 Stunden möglich erscheint.

Ein Athlet, der angesichts seiner noch besseren Grundschnelligkeit, auch in einem regulären Rennen noch dichter an die Zwei-Stunden-Barriere herankommen könnte, ist Kenenisa Bekele. Er gehörte aber nie zum Monza-Projekt, obwohl er ebenfalls von Nike unterstützt wird.

Darauf angesprochen hatte der äthiopische 5.000- und 10.000-m-Weltrekordler Anfang des Jahres im Rahmen des Dubai-Marathons gesagt: „Für dieses Projekt habe ich keine Zeit.“ Einige Skepsis klang bei dieser Aussage durch. „Mittelfristig traue ich mir eine Zeit von 2:01:30 Stunden zu“, sagte Bekele, der im vergangenen Jahr in Berlin den Weltrekord um lediglich sechs Sekunden verpasst hatte.

„Ich glaube wirklich, dass eines Tages die Zwei-Stunden-Marke fällt. Es wird nicht in den nächsten 20 Jahren passieren, aber wir werden es erleben“, hatte Äthiopiens Superstar Haile Gebrselassie vor einigen Jahren gesagt. Vielleicht dauert es gar nicht mehr ganz so lange.

Zumal sehr schnelle Strecken wie Dubai oder Berlin gute Bedingungen bieten können. Sobald die zwei Stunden eines Tages in einem solchen Rennen unterboten werden, würde niemand mehr von einem Läufer sprechen, der dieses zuvor irregulär schaffte.

race-news-service.com

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