Elfriede Preibisch mit 94 Jahren verstorben – Sie lief als erste Frau der DDR 100m unter 12 Sek.

Elfriede Preibisch, ehemals schnellste Frau der DDR, die die 100m erstmals unter 12 Sek. lief, ist am 2. August 2021 im Alter von 94 Jahren verstorben. Das teilte ihre Familie jetzt mit.

Am 7. August 1949 lief Elfriede Preibisch (damals noch unter ihrem Mädchennamen Stäps) im Trikot der BSG Lokomotive Pirna mit 12,2 Sek. über 100m den ersten für die DDR dokumentierten Rekord über diese Sprintdistanz. Zu diesem Zeitpunkt war die DDR (politisch korrekt) noch eine „Sowjetische Besatzungszone“.

Ihre eigene Rekordzeit verbesserte Elfriede Preibisch (BSG Einheit Pirna) später insgesamt dreimal, zuletzt mit der Bestmarke von 11,9 Sek., die sie bei einem Länderkampf mit der DDR in Bukarest gegen Rumänien erzielte. Damit war sie die erste Frau in der DDR, die die 100m unter 12 Sek. lief. Diese Zeit wurde erst zwei Jahre später von Christa Seliger (SG Dynamo Potsdam) mit 11,7 Sek. weiter unterboten, bevor dann in den 1970er Jahren die große Ära von DDR-Sprintstar Renate Stecher (geb. 1950 als Renate Meißner) vom SC Motor Jena mit handgestoppten Zeiten bis zu 10,8 Sek. begann.

Elfriede Preibisch wurde am 16. November 1926 in Pirna (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) geboren und fand während der Kriegsjahre zur Leichtathletik und gewann 1950 in den drei Sprintdisziplinen (100m, 200m, 4x100m-Staffel) die DDR-Meisterschaft. Ein Jahr später wurde sie in Berlin zweifache Studentenweltmeisterin und stellte über 100m einen Studentenweltrekord ein. Den Traum von der Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki konnte sie sich dagegen nicht erfüllen. Sportlerinnen und Sportler aus der DDR durften hier (noch) nicht starten, weil sich die politische Führung der DDR der Entsendung einer gemeinsamen Mannschaft verweigerte.

Elfriede Preibisch, die mit dem Sprinter Gunther Preibisch (1926-2011) verheiratet war, beendete ihre Laufbahn 1956 und arbeitete bis zu ihrem Ruhestand 1986 als Sportlehrerin an Schulen in Pirna. Sie verbrachte ihren Lebensabend zuletzt in einem bayerischen Seniorenpflegeheim in Amberg (Oberpfalz) in der Nähe des Wohnortes ihrer Tochter Gundy (geb. 1961), selbst früher als Sprinterin für den SC Einheit Dresden DDR-Meisterin mit der 4x100m-Staffel und mit persönlicher Bestzeit von 11,7 Sek. sogar schneller als ihre Mutter.

Anlässlich ihres 90. Geburtstages durfte sich die Jubilarin in das Goldene Buch der Stadt Pirna eintragen.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

Statistische Daten von  Klaus Amrhein „Biografisches Handbuch der Leichtathletik“

PREIBISCH (geb. STÄPS), Elfriede („Stäpi“), * 16.11. 1926 Pirna; Meister des Sports (1953), Reichsbahn Pirna, SG Pirna (1946-48), BSG Lok Pirna (1949-50), BSG Einheit Pirna (1951-52), BSG Lok Pirna (1954), SC Lok Leipzig (1955-57); 3 DVfL-LK (1951-52); Teilnehmerin an den Int. U.I.E.-Sportwochen 1951 über 100m 12,0 (Gold), 4x100m 48,7 (Bronce), 4x200m 1:41,5 (Gold); DM: 1942 100m (Jug) 13,3 (6); OSTZONEN-M: 1948 100m 13,4 (6); DDRM: 1950 100m 13,0, 200m 26,5, 4x100m 53,0, 1951 100m 12,5 (3), 1952 100m 12,3 (2), 200m 25,3 (3), 4x100m 49,7, 4x200m 1:44,8, 1954 100m 12,7 (6); DDRR: 55m (H) 7,1 (Berlin 18.3.1951), 100m 12,4 (Magdeburg 7.8.1949), 12,4 (Bukarest/ROM 12.9.1950), 12,2 (Berlin 3.8.1951), 12,0 (Berlin 8.8. 1951), 11,9 (erste Sprinterin des DVfL unter 12 Sek. in Bukarest/ROM am 23.9.1951), 200m 26,5 (Zittau 1.7. 1950), 25,8 (Bukarest/ROM 10.9.1950), 25,2 (Bukarest/ ROM 25.9.1951=PBL); PBL: 100m 11,9 (Bukarest/ROM 23.9.1951), Hoch 1,30m (Leipzig 13.8.1955), Weit 5,16m (Kitzingen 18.9.1955), Diskus 23,94m (Leipzig 13.8.1955); heiratete am 24.9.1950 den Sprinter GUNTHER PREIBISCH (*24.12.1926, † 28.5.2011 Pirna-Copitz), Einheit Pirna; PBL: 100m 11,2 (Pirna 25.5. 1952), Stab 3,15m (Dresden 27.6.1954), Drei 12,65m (Pirna 25.5.1952); Tochter: GUNDY PREIBISCH (*11.10. 1961); SC Einheit Dresden; DDRM: 1980 4x100m 46,58; PBL: 100m 11,74 (Erfurt 1.8.1981) – (DGLD 17/96; LA 49/51, 47/96)

Quelle:  Klaus Amrhein – „Biografisches Handbuch der Leichtathletik“