Prof. Dr. Hans-Jürgen („Hajo“) Schulke bei einem Triathlon 2003 - Foto: privat
Eine vielseitige und ideenreiche Stimme des Sports: Der Hamburger Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke wird 80 Jahre alt – Der Laufbewegung aktiv und gestalterisch verbunden … Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Der Hamburger Sportwissenschaftler Prof. Dr. Hans-Jürgen („Hajo“) Schulke – über viele Jahrzehnte auch der Laufbewegung aktiv und gestalterisch verbunden – vollendet am Donnerstag, dem 28. August, sein 80. Lebensjahr und bleibt auch mit 80 der jung gebliebene „Alt-68er“:
Der gebürtige Naumburger Schulke studierte nämlich in der bewegten „68er-Zeit“ an der Universität Hamburg die Fächer Erziehungswissenschaft, Sport und Soziologie und ist seitdem nicht nur sportlich, sondern auch berufsbiografisch anregend-ausdauernd im Sport und der Sportpolitik in Bewegung geblieben.
Insofern hat er sich in den letzten Jahren verstärkt seinem großen „Hamburger-Herzensprojekt“ gewidmet: Einrichtung von zehn inklusiven Bewegungsinseln („IBIs“) für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung auf dem Gelände ihrer Wohn- und Arbeitsorte – Teilhabe ohne Mobilitätsfalle. Daraus ist mittlerweile ein vielschichtiges Konzept bis zur Teilnahme an Laufveranstaltungen und Sport in Vereinen geworden.
Ein politisches Dauerthema seit den ersten Publikationen vor 55 Jahren („Die Zukunft der Olympischen Spiele“) ist die Auseinandersetzung mit diesem einzigartigen Menschheitsfest. Noch fast druckfrisch ist seine sportpolitische Bilanz, mit der er sich am Diskurs um die aktuelle deutsche Olympiabewerbung beteiligt.
Der frühere (Auswahl-) Handballspieler von der TSG Bergedorf und passionierte Marathonläufer mit (ewiger) Bestzeit von 2:20 Std. hat nicht nur im Berufsleben, sondern auch mit seinen ehrenamtlichen Engagements im Sport eine vielseitige Lauf(!)bahn zurückgelegt, auf der er bis heute unentwegt unterwegs ist. An der Universität Bremen gehörte Hajo u.a. ab Anfang der 1970er Jahre zusammen mit dem späteren Werder-Manager, Senator und UN-Sonderberater Willi Lemke (1946-2024) zur Gründungs-Generation des Faches Sportwissenschaft; hier war Schulke als Assistenzprofessor Initiator eines projektorientierten Studiums, baute den Hochschulsport mit einer Öffnung für die umliegende Bevölkerung auf und gründete Mitte der 1980er Jahre in Bremen das Institut für Gesundheit, Sport und Ernährung.
Zweimal war er ehrenamtlich Renndirektor des Bremer Marathons, den er zu einem überregionalen Lauffest für alle gestaltete. Im Jahre 1991 wechselte er zum Deutschen Turner-Bund (DTB), um als hauptamtlicher Generalsekretär das Deutsche Turnfest 1994 in Hamburg zu organisieren. Die Eröffnung auf dem Wasser mit 300.000 Besuchern, ein Gesundheitsmarkt und ein innovatives Fortbildungsangebot bleiben bis heute wirkende Impulse.
Nach einer erneuten Station als Hochschullehrer an der Universität Bremen, wo er 1995 zusammen mit Willi Lemke das Institut für Sportmanagement gründete, zog es ihn wieder zurück nach Hamburg, diesmal in die öffentliche Sportverwaltung: Im Jahr 2000 wurde Schulke Direktor des Sportamts und Landessportreferent der Freien und Hansestadt. Seine „Spiele im Herzen der Stadt“, eine integrierte Sportstättenplanung, der Aufbau des Olympiastützpunkts und vor allem die Olympiabewerbung Hamburgs für 2012 bewegten dauerhaft die Stadt. In der Sportministerkonferenz wirkte er früh für das Public Viewing beim Sommermärchen 2006.
Hajo Schulke erhielt im Jahre 2007 einen Ruf als Hochschullehrer für Sport- und Eventmanagement an der (privaten) Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (HKM) in Hamburg. Diese Professur bekleidete er bis 2018, noch heute organisiert er mit Studierenden den HafenCity Run – der größte inklusive Volkslauf bundesweit.
Ein Markenzeichen des beruflichen Wirkens von Hajo Schulke ist die Gestaltung und Ausrichtung von Kongressen mit zukunftsweisenden Themen – zunächst mit dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) und dem DTB, dann seit 2001 der jährlich stattgefundene internationale Sportmanagement-Kongress in Hamburg. Schon 1998 war er Initiator der Turnfestakademie, der heute größten Fortbildungsveranstaltung im Sport.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt neben der Festkultur im Sport ist die Sportentwicklung allgemein mit der Vereins- und Veranstaltungsdynamik im speziellen. Hier gilt Schulke mit seinen Ideen als Vorreiter, wenn er Themen mit anstößt – wie u.a. beim E-Sport: Hier war Schulke „lauter“ Fürsprecher, dass und damit die kommerzielle Branche nicht in das gemeinnützige System des Sports eindringen konnte.
Apropos Ehrenamt: Schon Anfang der 1970er Jahre war Schulke ehrenamtliches Mitglied im Vorstand des adh. Dort hat er sich bereits den Ruf als Vorausdenker, Motor und Moderator der (hochschulischen) Sportentwicklung erworben (z.B. durch die Öffnung des Breitensports für die ganze Bevölkerung, die Verbindung zu Forschung und Lehre) und diesen dann u.a. mitgenommen zum DTB, wo er als Vizepräsident für Bildung, Verbandsentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit tätig war und den Gesundheitssport im Präventionsgesetz implementierte.
Zudem fungierte er zehn Jahre als Schatzmeister der Bundesvereinigung für Prävention und Gesundheit, ferner war er seit 2006 Vizepräsident Sport von Special Olympics Deutschland (SOD) und sechsmal OK-Präsident bei deren Nationalen Spielen. Mit Olaf Scholz, damals als Bundesminister für Arbeit und Soziales, gründete er 2008 die Special Olympics Akademie (SODA).
Für sein facettenreiches Schaffen wurde Schulke vielfach ausgezeichnet, lokal u.a. mit Ehrenvorsitz eines von ihm gegründeten Dorfvereins (Freizeitsportgemeinschaft Seebergen) bis national zur Walter Kolb-Plakette des DTB und dem Bundesverdienstkreuz 2009.
Der Sportwissenschaftler Schulke gilt als produktiver Vielschreiber: Rund 40 Bücher stehen auf seiner Publikationsliste, an denen er mitgewirkt hat und deren Themen vom Gesundheitssport über die Zukunft der Olympischen Spiele bis zu Turnvater Jahn oder der Chronik des ältesten Turnvereins reichen, gefolgt von unzähligen Aufsätzen u.a. zur Laufbewegung in Deutschland, zur (verbandlichen) Bildungsberichterstattung im Sport, zum Inklusionssport und zur Sportentwicklung mit dem Sportverein als „Marktführer“: Kostproben seines wissenschaftsjournalistischen Könnens lieferte Hajo Schulke über viele Jahrzehnte regelmäßig auch – vorzugsweise in Kommentaren – bis zuletzt für die DOSB-PRESSE, dem wöchentlichen Organ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Wollte man die außergewöhnliche Schaffenskraft von Hajo Schulke markant auf den Punkt bringen, dann vielleicht so: Er ist ein ideenreicher Impulsgeber und provozierender Pragmatiker, kreativ-konstruktiv und immer wieder auf der neugierigen Suche nach innovativen Möglichkeitsräumen für den Sport als ein allen zugängliches Kulturgut. Nicht zuletzt kommen seine Schriftsätze stets sprachlich sensibel und sauber geschliffen daher, zuweilen angereichert mit einem Faible für die leisen Zwischentöne, deren Echo zuweilen erst viel später nachhallt. Wir können nur hoffen, dass der sechsfache Vater, fünffache Opa und Uropa und gebürtige Familienmensch Schulke nicht altersmüde wird, den Sport mit seiner Stimme und seinem Gespür weiter zu bewegen!
Ein besonderes Geburtstageschenk für den Jubilar könnte noch einen Tag später eintreffen, wenn der FC St. Pauli, dessen Gesellschafter er beim Stadion-Neubau als Fundament für den Aufstieg einst war, im Hamburger Stadtduell am 29. August gegen den HSV gewinnt.
Die Sportfamilie mit DOSB, dvs, adh, DTB, SOD etc. gratuliert „ganz offiziell“ schon am Ehrentag, dem 28. August 2025!
GRR schließt sich an!
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
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