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22
08
2011

Michael Cramer, grüner Europaabgeordneter, ist es zu verdanken, daß der "Berliner Mauer-Rad-und Laufweg"erhalten werden konnte und für Radler, Läufer, Wanderer und Spaziergänger weiterhin erlebbar ist. ©Horst Milde

Eine Rad-(Lauf)tour in die Geschichte der Teilung – Auf rund 160 Kilometern in und um Berlin herum verbindet der Mauer Rad-(Lauf)weg in vierzehn Etappen touristische Reize mit politischer Bildung – Von Michael Cramer

By GRR 0

Der 100MeilenBerlin Lauf "160.9 Kilometer auf den Spuren deutscher Geschichte" am 20. August 2011 sollte an den 50-jährigen Jahrestag des  unseligen Mauerbaus von 1961 und seine Folgen für die Menschen in Ost und West erinnern. Der überwiegende Teil verläuft auf dem Berliner Mauerweg, der den ehemaligen Grenzverlauf markiert. "Es wird gelaufen zur Erinnerung und zur Mahnung, dass dies nie wieder passieren kann. Das ist ein Anliegen, das ich massiv unterstütze", sagt Rainer Eppelmann, Pfarrer, ehem. DDR-Bürgerrechtler und Schirmherr der 100MeilenBerlin.

Michael Cramer, grüner Europaabgeordneter,  ist es zu verdanken, daß der "Berliner Mauer-Rad-und Laufweg"erhalten werden konnte und für Radler, Läufer, Wanderer und Spaziergänger weiterhin erlebbar ist. Die erfolgreiche Premiere des 100MeilenBerlin Lauf setzt ein Zeichen für die läuferische Nutzung des Berliner Mauer-Radwegs auch zum "Berliner Mauer-Laufweg"! Allen, den Läufern, Radlern und Spaziergängern sollte es ein Anliegen sein den Mauerweg für zukünftige Generationen zu  erhalten, zu pflegen und weiter auszubauen.

Horst Milde

 

"Wo stand eigentlich die Mauer?" fragen viele Berlin-Touristen. Der Mauerverlauf ist nur an wenigen Stellen dokumentiert. In der Zeit der Wende wurden fast alle Zeugnisse des Grenzverlaufs beseitigt. Nur der Verlauf von acht der gut 40 Kilometer langen innerstädtischen Grenze ist durch eine Doppelreihe Pflastersteine mit der Inschrift "Berliner Mauer 1961 – 1989" markiert.

Insgesamt war die Mauer um West-Berlin sogar etwa 160 Kilometer lang. Sowohl ihre Lage änderte sich durch mehrfachen Gebietsaustausch wie auch ihr Aussehen. Der Stacheldraht wurde Ende der siebziger Anfang der achtziger Jahre durch vorgefertigte Mauersegmente ersetzt. Neben der "äußeren Grenzmauer" Richtung Westen gab es schon bald eine "innere Grenzmauer" Richtung Osten.

Zwischen beiden lag der sogenannte Todesstreifen. mit dem "Kolonnenweg", auf dem die DDR-Grenztruppen patrouillierten. Auf der West-Berliner Seite gab es entlang der Mauer den nur an wenigen Stellen unterbrochenen sogenannten „Zollweg", der für die Berliner Polizei und die alliierten Kontrollfahrzeuge angelegt worden war. Er wurde und wird auch heute noch von Erholung suchenden Berlinerinnen und Berlinern als Rad- und Wanderweg genutzt.

Unmittelbar nach dem Fall der Mauer hatten sich Umwelt- und Verkehrsinitiativen der Forderung des örtlichen Fahrradclubs ADFC angeschlossen, den ehemaligen Mauerstreifen als Radrundweg auszubauen. Leider haben DDR-Grenzpolizisten, die bis zum 3. Oktober 1990 noch zuständig waren, an vielen Stellen hinweisende Piktogramme entfernt oder den Teerbelag zerstört.

Danach versäumten die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg, das Wegerecht zu sichern. Mit einem erfolgreichen Antrag hatten Bündnis 90/Die Grünen anlässlich des 40. Jahrestags des Mauerbaus im Jahr 2001 eine Initiative für den "Berliner Mauerweg" gestartet. Mit seiner Verabschiedung im Abgeordnetenhaus von Berlin wurden die Mauerreste unter Denkmalschutz gestellt und für Chris Gueffroy eine Erinnerungsstele errichtet.

Zudem wurden mit Finanzmitteln der Bundesregierung, der Europäischen Union und des Berliner Senats die Eisenbahntrassen in Lichterfelde Süd untertunnelt, die 160 km lange Route ausgeschildert, die sandigen Schiebestrecken beseitigt und zahlreiche Lücken fahrradfreundlich ausgebaut.

Der "Berliner Mauer-Radweg" ist eine abwechslungsreiche und geschichtsträchtige Route. Er führt an wichtigen und bekannten Plätzen der Stadt vorbei, Namen stehen erinnernd für Ereignisse: Checkpoint Charlie, Potsdamer Platz, Invalidenfriedhof oder Bernauer Straße. Und auch an die am 9. November 1989 berühmt gewordene Bösebrücke in der Bornholmer Straße, auf der die ersten Grenzgänger mit Jubel und Sekt begrüßt wurden, liegt auf der Route.

Sehenswert sind die legendäre Oberbaumbrücke, die East-Side-Gallery oder die verbliebenen Mauersegmente am Potsdamer Platz. Interessant ist etwa auch das "Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt" von Ben Wargin. Das kurz nach dem Fall der Mauer geschaffene Kunstwerk wird in die Bundestagsbauten am östlichen Spreebogen-Ufer integriert.

Wer von der Berliner Mauer spricht, meint in der Regel den innerstädtischen Grenzstreifen. Es gibt aber auch noch die etwa 120 km lange Grenze zwischen West-Berlin und Brandenburg, die man abradeln kann. Weit ab von der pulsierenden Innenstadt befindet man sich in einer landschaftlich reizvollen und ländlich ruhigen Idylle. Man passiert zum Beispiel den Eiskeller in Spandau, ein Gebiet, das fast vollständig von der Mauer umgeben war.

Oder den ehemaligen Grenzübergang in Staaken. Geschichtsträchtig ist auch die Glienicker Brücke, auf der die Großmächte ihre Spione ausgetauscht haben. Und natürlich die größte Grenzanlage in Dreilinden, die unter Denkmalschutz gestellt wurde. Auf dem insgesamt etwa 160 km langen Grenzstreifen um West-Berlin herum sind Fahrräder – aber auch Inline-Skates – geeignete Verkehrsmittel.

Der "Berliner Mauer-Radweg" ist eine reizvolle Kombination von Geschichtswerkstatt und Fahrradtourismus. Vor allem der Abschnitt in der Stadt zwischen Bernauer Straße und Oberbaumbrücke ist so informativ, dass man ihn nicht nur entlangradeln, sondern auch zu einem historisch-politischen Spaziergang nutzen sollte. Der „Berliner Mauer-Radweg" ist in insgesamt vierzehn Etappen gegliedert. Anfang und Ende liegen immer an einem Bahnhof. Die Fahrradmitnahme ist in der S-Bahn und in allen Regionalzügen uneingeschränkt möglich.

Die einzelnen Etappen: Potsdamer Platz bis Bahnhof Warschauer Straße (7 km),  Bahnhof Warschauer Straße bis Bahnhof Schöneweide (17 km), Bahnhof  Schöneweide bis Bahnhof Schönefeld (12 km) Bahnhof Schönefeld bis Bahnhof Lichtenrade (15 km), Bahnhof Lichtenrade bis Bahnhof Lichterfelde Süd (12 km), Bahnhof Lichterfelde Süd bis Bahnhof Griebnitzsee (20 km), Bahnhof Griebnitzsee bis Bahnhof Wannsee (15 km), Bahnhof Wannsee bis Bahnhof Staaken (17 km), Bahnhof Staaken bis Hennigsdorf (20 km), Bahnhof Hennigsdorf bis Bahnhof Hohen Neuendorf (12 km),  Bahnhof Hohen Neuendorf bis Bahnhof Hermsdorf (10 km), Bahnhof Hermsdorf bis Bahnhof Wollankstraße (15 km),  Bahnhof Wollankstraße bis Nordbahnhof (10 km) und Nordbahnhof bis Potsdamer Platz (7 km).

Der „Berliner Mauer-Radweg" ist ein professioneller Radwanderführer. Er erschien im Juli 2000 mit dem dafür notwendigen Bild- und Kartenmaterial in der Reihe „bikeline", die vom österreichischen Esterbauer-Verlag herausgegeben wird. In dieser Reihe ist es das erste Mal, dass der Städte-Tourismus mit dem Fahrrad in Verbindung gebracht wird. Neu aufgelegt wurde das bikeline Radtourenbuch 2011 vom Verlag Esterbauer GmbH wir werden es hier vorstellen.

 

Michael Cramer*

 

*Michael Cramer ist seit 2004 Mitglied des Europäischen Parlaments. Von 1989 bis 2004 war er Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.

author: GRR

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