Bodo Siebensohn (rechts) an der Spitze des Demonstrationsblocks der Schiller-Schule neben Erhard Naake (links) und Direktor Ulrich Hennicke zum 1. Mai 1953. - Fotosammlung Naake
Ein Weimarer Sportlehrer förderte unbeabsichtigt die Gründung des Rennsteiglaufs – Dr. Hans-Georg Kremer berichtet
Langsprinter und Lehrer: Der Weimarer Bodo Siebensohn
Im letzten Beitrag wurde der langjährige Sportlehrer an der Friedrich-Schiller-Oberschule, Bodo Siebensohn erwähnt. Bisher waren nur wenige biografische Daten bekannt. In der umfangreichen Chronik des heutigen Friedrich-Schiller-Gymnasiums „Von der Realschule zum Friedrich-Schiller-Gymnasium“ von Erhard Naake aus dem Jahre 2005 kommt Siebensohn nur am Rande vor.
Demnach erhielt er Anfang der 1950er Jahre eine Stelle als Lehrer für Sport und Geographie. Wo er studierte, konnte noch nicht herausgefunden werden. Bei Naake wird eine Ausbildung als Pfarrer für Siebensohn angeführt, d. h. er könnte nach dem Krieg eine Neulehrer-Kurzausbildung bekommen haben.
Schaut man die Weimarer Adressbücher durch, so findet man einen Reichsbahnobersekretär Julius Siebensohn an der Adresse, an der Bodo Siebensohn Ende der 1940er Jahre geführt wurde. Wir können davon ausgehen, dass dies sein Vater war, der aber schon Anfang der 1930er Jahre verstarb, denn ab 1932 wohnt die Witwe Johanna Siebensohn unter der gleichen Anschrift in der Kuhlmannstr. 7.
Waldemar Thomas, ein Schüler von Siebensohn, der später Sportlehrer und Kollege wurde, war mit ihm befreundet und wusste, dass Bodo ein guter „Langsprinter“ über 200 und 400 Meter gewesen ist, der auch ab und zu auf den Mittestrecken unterwegs war. Ende der 1950er Jahre heiratete Bodo eine Kollegin, die Biologie- und Chemielehrerin Zacharias.
Eine eher nicht beabsichtigte Rolle spielte Bodo Siebensohn bei der Gründung des GutsMuths-Rennsteiglaufs, über dessen 50jährige Geschichte gerade ein Buch in Vorbereitung ist. Fast alle aus Weimar stammenden Mitgründer des Rennsteiglaufs, Peter Baumann, Michael Brehme, Lother Erbs, Hans-Georg-Kremer und Wolf-Dieter Wolfram hatten bei ihm Sportunterricht. Da Bodo Siebensohn häufig an Rückenbeschwerden litt, kam es schon mal vor, dass er Schülern der höheren Klassen die Aufsicht über die Sportstunden übertrug, so auch dem Autor der Serie.
Auch durften gute Sportler bei ihm individuell trainieren, was Hans-Georg Kremer regelmäßig zum Ausdauerlauftraining auf der 400m-Bahn im Stadion nutzte. Ansonsten trainierten Weimars Orientierungsläufer im Winter in der Sportbaracke in der Abraham-Lincolnstraße oder auf der „Falkenburg“. So oft wie möglich wurde aber im Umland von Weimar trainiert und dafür noch als Ausgangspunkte die „Station Junger Touristen“ in der Fasanerie im Webicht oder die „Station Junger Naturforscher“ am Papiergraben genutzt.
Das Zusatztraining in Bodo Siebensohns Sportunterricht hat auf jeden Fall nicht geschadet, denn fast alle Rennsteiglaufmitgründer von 1971 brachten es bis in den DDR-Nachwuchskader im Orientierungslauf.
Im Buch von Erhard Naake über die Geschichte des Friedrich-Schiller-Gymnasiums findet man ein Foto mit Bodo Siebensohn (rechts) an der Spitze des Demonstrationsblocks der Schiller-Schule neben Erhard Naake (links) und Direktor Ulrich Hennicke zum 1. Mai 1953. (Fotosammlung Naake)
Dr. Hans-Georg Kremer in der Thüringer Allgemeine vom 15. März 2024
In Vorbereitung des Buchs „50 Jahre GutsMuths-Rennsteiglauf“ – Dr. Hans-Georg Kremer berichtet