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08
2008

Fritz Steinmetz übergibt im Sportmuseum Berlin seine Dokumente und Achivalien - Foto: Gerd Steins, Berlin

Ein Nachruf – Die „Seele der Leichtathletik“ lebt nicht mehr – Fritz Steinmetz im 92. Lebensjahr in Kassel gestorben

By GRR 0

Als die „Seele der deutschen Leichtathletik“ hat ihn Ekkehard zur Megede vor elf Jahren in einem Glückwunschbeitrag zum 80. Geburtstag beschrieben, und der damalige DLV-Präsident Prof. Dr. Helmut Digel nannte ihn kurz und treffend einen „Glücksfall“ für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).

Gemeint war damit der frühere Geschäftsführer, Chefansager und Chefstatistiker des DLV, Fritz Steinmetz, der sich auch mit zahlreichen Standardwerken zur Leichtathletik-Geschichte einen hervorragenden Namen als Sporthistoriker gemacht hat.

Am 21. Juli 2008 ist Fritz Steinmetz in Kassel im 92. Lebensjahr gestorben.

Fritz Steinmetz wurde am 10. Mai 1917 in Berlin-Kreuzberg geboren, war in den Jahren zwischen 1932 und 1937 selbst als Mehrkämpfer und Mittelstreckler im SCC Berlin aktiv und übernahm dann als Zwanzigjähriger die ersten ehrenamtlichen Aufgaben in seinem Verein.

Begonnen hat Fritz Steinmetz als Kampfrichter beim Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) , war dann von 1940 bis 1990 – nur durch die Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg und anschließend als Kriegsgefangener in Frankreich unterbrochen – ein halbes Jahrhundert Stadionsprecher mit mehr als 500 Einsatztagen, davon zehn Jahre als DLV-Chefsprecher. Seine weiteren vielfältigen ehrenamtlichen Funktionen alle aufzuführen, würde den Rahmen dieses Nachrufs sprengen.

Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft war Fritz Steinmetz von März 1946 an in Berlin beim Neuaufbau der Leichtathletik engagiert, organisierte die ersten Gesamt-Berliner Meisterschaften im August 1946 mit und konnte als Sportjournalist und Autor von Dokumentationen nun Beruf und Hobby gut miteinander verbinden.

1954 wechselte er beruflich zum Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) in dessen Geschäftsstelle nach Kassel und wurde 1965 zum DLV-Geschäftsführer mit den Aufgaben Jugend, Presse, Statistik und Archiv, Rechtsangelegenheiten und Redaktion der DLV-Broschüren beauftragt. Zusätzlich übernahm Fritz Steinmetz ehrenamtliche Aufgaben im KSV Hessen Kassel, im Bezirks- und im Hessischen Leichtathletik-Verband, in der Deutschen Sportjugend und in der ATPS, dem Internationalen Verband der LA-Statistiker aus 60 Nationen.

Hier wirkte er von 1972 bis 1980 als ehrenamtlicher ATFS-Generalsekretär und wurde dann zum Ehrenmitglied ernannt. Sein Leichtathletikwissen hatte er in zahlreichen Büroordnern und über 5.000 Karteikärtchen in seiner Wohnung übersichtlich archiviert.

Fritz Steinmetz war viele Jahre eng mit Dr. Max Danz befreundet, den er in dessen Zeit als DLV-Präsident unterstützte und mit dem er bis zu dessen Tod im Juni 2000 in Kassel auch engen privaten Kontakt pflegte. Der Tod seines langjährigen Weggefährten hat Fritz Steinmetz sehr geschmerzt, aber sein weiteres Engagement in der hessischen, deutschen und internationalen Leichtathletik nicht betroffen.

So war viele Jahre eine alte mechanische Schreibmaschine das wichtigste Hilfsmittel für den Leichtathletikveteranen, der auch als Beiratsmitglied in der Gemeinschaft der Olympiateilnehmer (GDO) mitgewirkt hat und Ehrenmitglied in der FEL, der Vereinigung ehemaliger Leichtathleten, wurde.

Fritz Steinmetz, der zeit seines Lebens dem Berliner Verein mit dem schwarzen „C“, dem SC Charlottenburg (SCC Berlin) , verbunden blieb und zuletzt auch dessen Jubiläumsbuch zur Hundertjahrfeier wesentlich mitgestaltete, hat seit 1950 ununterbrochen geforscht und dabei 100 Jahre deutsche Leichtathletik lückenlos dokumentiert, darunter in fünf Bänden mit fast 1.700 Seiten alle Deutschen Meisterschaften von 1898 bis 1999.

In seinem letzten Werk hat er alle deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Leichtathletik an Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften von 1896 bis 2000 mit allen ihren Leistungen erfasst.

Fritz Steinmetz ist für sein lebenslanges Wirken vielfach ausgezeichnet worden, so u. a. mit dem Carl-Diem-Schild (1971), dem Hanns-Braun-Wanderpreis (1981), dem Ehrenring des DLV (1991) und des Hessischen Leichtathletikverbandes, mit dem Ehrendiskus der Deutschen Sportjugend (1977) sowie dem Ehrenbrief (1979) und der Sportplakette (1982) des Landes Hessen, das für den gebürtigen Berliner nach dem Krieg zur zweiten Heimat geworden war.

Am 31. Juli haben seine Familie und sein Freundeskreis in der Friedhofskapelle Kassel-Harleshausen für immer Abschied von Fritz Steinmetz genommen.

Quelle: DOSB – Friedrich Mevert

Wer sich für die meist im Selbstverlag erschienenen Dokumentationen interessiert, der sollte die folgende Übersicht studieren, um zu ermessen, was Fritz Steinmetz geleistet hat.

Dokumentation der deutschen Leichtathletik ab der Verbandsgründung 1898

Fritz Steinmetz erkannte bei Aufnahme seiner Tätigkeit als Journalist im Jahre 1946, daß es Aufzeichnungen über die Laufentwicklung seit 1898 nur über Deutsche Rekorde in alten DSB-Jahrbüchern und der ab 1924 erschienenen Fachzeitschrift „Der Leichtathlet“ gab und die Berichte über die Länderkämpfe ab 1921 und die Deutschen Meisterschaften ab 1924, allerdings mit großen Lücken (besonders bei Staffelbesetzungen und DM-Ergebnissen sowie Mehrkampfleistungen).

Im Jahre 1951 ergab sich die Möglichkeit, in der Familie des Berliner Sprinters Walter Liersch, der sich noch in Gefangenschaft befand, in Berlin dessen komplette Bände „Der Leichtathlet“ 1924-44 systematisch durchzugehen und für alle Länderkämpfe und Deutschen Meisterschaften eigene Archivblätter anzulegen. Es ergaben sich weit über tausend Lücken. Aber aus den kompletten Länderkampfergebnissen ließ sich erstmals belegen, wieviel Wettbewerbe (Einsätze) im Nationaltrikot jeder Aktive bestritten hatte.

Das wurde in der ersten Zusammenstellung im DLV-Jahrbuch 1955 Dokumentiert und seitdem fortgeführt.

Eine Zusammenstellung aller fehlenden Namen, Daten und Leistungen zu den Finalisten aller bisherigen Deutschen Meisterschaften (1.-6.) wurde von Steinmetz mit Hilfe der Landesverbände bei den Vereinen verbreitet. Im Laufe der folgenden Monate konnten die Lücken weitgehend geschlossen werden, was zu späterer Zeit sicher nicht mehr möglich gewesen wäre.

Was noch offen blieb, konnte nach und nach auch geklärt werden. Für alle Entscheidungen ab 1898 konnten die genauen Daten ermittelt und in dem 1973 vom Verlag Bartels & Wernitz, Berlin, veröffentlichten 1. Band Deutsche Meisterschaften 1898-1972 erstmals dokumentiert werden.

Lediglich das Datum der 200m-Meisterschaft 1902 in Hamburg fehlte, bis sich Anfang Mai 1997 Gerd Steins vom Berliner Sportmuseum (AIMS Marathon-Museum of Running) meldete und den 7. September 1902 dafür gefunden hatte.

Fritz Steinmetz hat sicher durch sein mehrfaches Drängen über Jahre beim Verlag in Berlin einen Anteil daran, daß 1953 das erste DLV-Jahrbuch zu Weihnachten herauskam.

Von 1954 bis 1981 – also 28 Jahre lang – hat er dafür Die „Chronik des Jahres“ geliefert, in der bis heute die Einzelergebnisse aller Meisterschaften des DLV und aller Länderkämpfe usw. festgehalten werden. Bis 1978 gehörte außerdem ein „Statistischer Teil“ zum Standard. Nachdem 1953 Heinz Vogel – damals aus politischen Gründen unter dem Pseudonym Heinz Sperling – erstmals die „50 besten Deutschen aller Zeiten“ in allen Männer- und Frauen-Disziplinen dort veröffentlicht hatte, lieferte Fritz Steinmetz folgende Übersichten: (in den DLV-Jahrbüchern)

1954 Deutsche Meister/innen ab 1898

1955 Deutsche Rekordentwicklung bei Männern und Frauen
1956 Deutsche Juniorenmeister/innen ab 1935 und Die Siegermannschaften (mit Namen) bei DMM und DJMM
1957 Europameisterschaften 1934-54 mit dem Abschneiden d. Deutschen und alle Deutschen Olympiateiln.1896-1956 mit Abschneiden
1958 Alle Deutschen Länderkämpfe 1921-42 Mä/Fr. mit Einzelergeb.
1959 Alle Deutschen Länderkämpfe 1951-59 Mä/Fr. mit Einzelergeb.
1960 Deutsche Hallenmeister/innen 1954-60 und Alle Männer und Frauen der National Mannschaft 1896-1960 (Berufgn.u.Eins)

1961 Die Entwicklung der Deutschen Rekorde

1962 Deutsche Meistersch.1898-1962 (1.-6.P.) Männer bis Hindernis.
1963 Teil 2 Männer restliche Einzelwettbewerbe
1964 Teil 3 Männer Staffeln und Gehen sowie Frauen Einzelläufe
1965 Teil 4 Frauen restliche Wettbewerbe
1966 Teil 5 Männer-Mehrkämpfe und Waldlauf Frauen
1967 – Deutsche Jugendmeistersch.1937-67 männl. Jug.Läufe u. Sprünge 1968 – Teil 2 männl. Jugend, Würfe, Staffeln und Mehrkämpfe 1969 – Teil 3 weibl. Jugend, alle Wettbewerbe 1938-1969
1970 – Inn Nationaldress 1896-1970 Mä. u. Fr. nach Zahl d .Berufungen/1735 1971 – Die deutschen Olympiateilnehmer. 1£396-1968 mit Lstng. u. Abschneiden
1972 – Neuauflage Entwicklung der deutschen Rekorde

1973 – Die Deutschen (West u.Ost) bei den Europameisterschaft 1934-1971 1975
– Deutsche Juniorenmeistersch.1935-75 (1.-6.Pl.), Läufe männl. 1976 – Teil 2 männl. restlliche Wettbewerbe ab 1935 1977 – Teil 3 weibl. alle Wettbewerbe ab Beginn 1961
1974 und 1978 Beiträge anderer Autoren.

Fritz Steinmetz – B ü c h e r

Mit Ausnahme des ersten Bandes Deutsche Meisterschaften (1898-1972) wurden alle von 1981 bis 2001 von Fritz Steinmetz vorgelegten Bücher einschl. einiger Broschüren im Foto- bzw. Kopierverfahren seiner selbst mit der Maschine (ohne Computerhilfe) beschriebenen Seiten hergestellt, und im Selbstverlag herausgegeben.

1973 Deutsche Meisterschaften Band 1 1898-1972 Mä/Fr. 280 S.
1978 Athleten im Nationaltrikot und alle Länderk.-Ergebnisse 110 S.
1981 Der DLV und seine Landesverbände ab 1946 (alle Mitarbeiter) 88 S.
1981 Deutsche Meisterschaften band 2 1973-1981 alle Kl. 308 S.
1987 90 Jahre Nationalmannschaften (Akt. u. Länderk. Erg.) 160 S.
1988 Deutsche Meisterschaften Band 3 1982-87 alle Klassen 294 S.
1990 Geschichte der DMM 1921-89 (alle Klassen) -im Satz – 176 S.

1992 Entwicklung der Deutschen Rekorde (ges. dtsch. u. DLV) 112 S. mit Anhang
DDR-Rekordentwicklg.v.M.Grieser 53 S.
1993 Im Nationaltrikot Länderk.Erg.u.Aktive) – DLV 141 S. mit Nachtrag DLV 1993-1997 20 S. und alle DDR-Länderk.u.Nationalmannsch.Athl. 76 S.
1994 von Manfred Grieser (Leipzig) S. Deutsche Meisterschaften Band 4 1988-93 alle Klassen 400
1993 40 Jahre Süddeutscher Leichtathletik-Verband 24 S.
1995 Deutsche Hallenmeistersch.(DLV) 1954-1995 220 S.
1996 mit allen Deutschen (Ost umwehst) bei E-u.W-HaM. 50 Jahre VEL (f.r.Club d. alten Meister) 1946-1996 40 S.

1999 Die Straßenstaffel Potsdam-Berlin 1908-1969 40 S.
1999 Quer durch Berlin, 25 km-Laufen u. Gehen, 1921-1957 15 S.
2000 Deutsche Meisterschaften Band 5 1994-99 alle Klassen 410 S.
2001 Alle deutschen Leichtathl.b.Olymp.Sp.,Welt- und 260 S.
2002 Europamstrschftn.m.Lstgn.u.Abschn.(1536 Namen) Leichtathletik im SCC Berlin 1906-2001 93 S. +)
1989 zusammen mit Wilhelm Köster – 40 Jahre DLV 102 S.
1994 zusammen mit D.Huhn – Erfolge deutscher Leichtathl. 173 S. im AGON-Sportverlag Kassel Redaktion F.Steinmetz bei folgenden Büchern (mit div.eig.Beiträgen

1987 – 40 Jahre Hessischer Leichtathl.Verband 1947-1987 256 S.
1985 – 80 Jahre Leichtathletik im SCC Berlin mit Horst Milde 256 S.
1997 – 50 Jahre Hessischer LA-Verband – Stz.-Statistikteil = 126 S.
2002 – 100 Jahre SCC 210 S. ab April 1987 monatlich HLV-Informationen (b.Ende 2003 200x) +2003 –
Im Nationaltrikot Band 2 (1993-2002) 46 S.

Lebenslauf Fritz Steinmetz

1937 -2003 ehrenamtlich tätig (abzgl.1942-45, also echt 62 Jahre)
1937-40 Kampfrichter
1940-90 Stadionsprecher (u. a. bei 91 DM u.19 Lk.)
1946-48 Pressewart b.d.Sparte Leichtathl.b.Sportamt für ganz Berlin ab März 46 einer der sogen. „Männer der 1.Stunde“, Mitorgan.d.Berliner Meisterschaften
1946 mit Teiln.a.d.Ostzone (80)
1947 Delegierter Berlins bei der 1. Tagung des DLV Aussch.in „Unteröwisheim (jetzt letzter „Überlebender“)
1949-54 im SCC LA-Pressewart und zuletzt im Hptvorst.
1954-72 in Kassel im Verein, Kreis und Bezirk tätig
1961-jetzt im Vorstand d. Hess. LA-Verb., 1979-91 stellv.Vor
1973-77 Mitgl.d.Vorst.im ASC Darmstadt
1978-03 Redakt. f. VAL/VEL-Mittlgn. u. ab 87 f. HLV-INFO mtl..
1972-80 ehrenamtl.Generalsekr.d.ATFS (internat.Gemeinsch. d.LA-Statistiker (Mitgl.ab 1951, ab 84 h.c.)
1946-51 hptberufl.u.52/53 nebenberfl.LA-Journalist
1950-02 ständiger Mitarb.von „Leichtathletik“ = 56 Jahre LA-Journalist
1946 erkannt, daß es kein Nachschlagewerk über die deutsche LA gab. und Beginn der Nachforschungen zurück bis zur Verbandsgründg.1898

1951-53 Erstellung des Grundstocks für ein LA-Archiv über alle Deutschen Meisterschaften, die Rekordentwicklung und alle Einsätze der Nat.Mannsch.bei OSp, EM und Länderk.(ab 1921 bis 2003 Weiterführung und ab 1973 Veröffentlichung in Büchern, nachdem zuerst ab 1953 in den DLV-Jahrbüchern. Bis 2003 Karteiblätter in 20 Leitz-Ordnern u.rd. 6000 Karteik.

Einige wichtige Steinmetz-Aktivitäten im DLV:
1950-52 mehrfache Anstöße b.B.& W.-Verlag in Berlin mit dem Erfolg, daß 1953 das erste DLV-Jahrbuch erschien. – Darin auch meine Liste der 683 Mä.u.128 Fr.mit Einsätzen b.d.Läderk.ab 1921 und daraufhin Einführung der DLV-Länderkampfnadel.
1958 Erweiterung der DLV-Bestenlisten auf je 50 M/Fr.(ohne DLV-Besch
1967 Beim DLV-Verbandstag Beschluß zur Durchlässigkeit der Nachwuchsklassen für Starts eine Kl.höher (über DLJA erreicht)
1971 Erste DLV-Mannschaftsbroschüre d.ET41-Teiln.erstellt
1978 Vorschlag für Vereinszugehörigkeit nur bis zu 100 km Umkreis vom Lebensmittelpunkt d. Athl.
(Best.galt bis 1990) 60er Jahre Duplikat meiner Nat.-Ma.-Kartei erstellt und dem DLV zur eigenen Weiterführung überlassen.

Fritz Steinmetz übergab schon zu Lebzeiten sein grosses Archiv dem Sportmuseum Berlin – „AIMS Marathon Museum of Running“ und dem Deutschen Leichtathletik-Verband.

Horst Milde

 

 

author: GRR

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