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2018

20.12.2017, LSB, Berlin, GER, LSB, Foerdervertrag, im Bild Klaus Borger, Andreas Geisel Foto Juergen Engler

„Ein Meilenstein für den Sport in Berlin“ – Angela Baufeld in SPORT in BERLIN

By GRR 0

Der 20. Dezember 2017 war ein wichtiger Tag für den Berliner Sport. Sie haben mit Senator Geisel die Fördervereinbarung „Zukunftssicherung Sport" unterschrieben. Warum ist die Fördervereinbarung wichtig?

Es war ein langer Kampf. Fast zehn Jahre haben wir darum gerungen, dem Sport unabhängig vom Rückgang der Lotto-Mittel Planungssicherheit zu geben, um Kinder- und Jugendsportangebote, Sportgeräte, Aufwandsentschädigungen für Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Neubau, Sanierung und Modernisierung von Sportanlagen sowie Gesundheits- und Seniorensportprogramme weiter finanzieren zu können.

Warum sinken die Lotto-Mittel?

Das staatliche Glücksspielmonopol als eine Grundlage der öffentlichen Sportförderung droht zu kippen. Private Wettanbieter drängen auf den Markt und „Schwarzlotterien", die keinen Cent für das Gemeinwohl geben. Im Gegensatz dazu fließen von jedem Euro, den die Berliner für Lotto 6aus49, Eurojackpot, KENO, TOTO, GlücksSpirale oder Zusatzspiele ausgeben, mindestens 20 Cent in die Lotto-Stiftung, die mit dem Geld soziale, kulturelle und sportliche Projekte fördert.

Was bedeutete der Rückgang der Lotto-Mittel für den Berliner Sport?

Bis 2008 konnte der LSB den Rückgang noch mit Einsparungen in der Verwaltung und Ausgabenkürzungen auffangen. Danach gab es eine Sonderzuwendung von der Lotto-Stiftung und später von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Mitgliederwachstum und steigende Betriebs- und Personalkosten blieben dabei allerdings unberücksichtigt. Außerdem mussten wir jedes Jahr neu um das Geld kämpfen. Zuverlässige und planbare Vereinssport-Förderung sieht anders aus.

Der LSB ist die größte Bürgerbewegung der Stadt und musste dennoch lange um die Fördervereinbarung kämpfen. Warum?

Viele Politiker und Koalitionen haben angekündigt, dass sie die finanziellen Grundlagen der Sportförderung in Berlin auf ein festes Fundament stellen wollen. Das stand sogar in der letzten Koalitionsvereinbarung. Passiert ist nichts. Erst der jetzige Senat hat gehandelt. Die Fördervereinbarung bedeutet sechs Jahre Finanzierungs- und Planungssicherheit für den Berliner Sport. Dafür sind wir dankbar.

Wie viel Euro bekommt der Berliner Sport laut Fördervereinbarung?

Rund 4,36 Millionen Euro pro Jahr. Die Summe wird bei der Verabschiedung der nächsten beiden Doppelhaushalte – 2020/21 und 2022/23 – erhöht, um Preis- und Tarifsteigerungen auszugleichen.

Was genau macht der LSB mit dem Geld?

Das Geld wird überwiegend an die Vereine und Verbände weitergegeben. Ich will nur einige Beispiele hervorheben:

2010 hatte der LSB die Fördergelder für seine Mitgliedsorganisationen kürzen müssen. Diese Kürzungen können nun zurückgenommen werden. Die Förderung wird den gestiegenen Mitgliederzahlen angepasst.

Erhöht wird auch das Vereinsentwicklungsprogramm für sportliche Aktivitäten der Vereine.

Es werden zusätzlich Mittel für die Kooperation von Vereinen mit Kitas bereitgestellt. Aktivitäten zur Verbesserung der Schwimmfähigkeit von Kindern im Vorschulalter werden ebenfalls unterstützt.

Gibt es über die Fördervereinbarung hinaus weitere Verbesserungen für den Sport im Doppelhaushalt 2018/19?

Ja. Es erhöhen sich die Zuschüsse unter anderem für unser bundesweit einzigartiges Nachwuchsförderprogramm „Berlin hat Talent", mit dem talentierte Kinder bei Talentiaden und Kinder mit motorischen Defiziten in Bewegungsfördergruppen gleichermaßen gefördert werden. Dafür bilden wir auch Fachkräfte aus: Zurzeit läuft der erste Ausbildungsgang zum Bewegungspädagogen bzw. Bewegungs-/Talentcoach. Noch in diesem Jahr startet an der Hochschule für Gesundheit & Sport der erste Bachelor-Studiengang für Sozialarbeiter mit sportpädagogischem Profil.

Außerdem wird die Bezahlung der Landestrainer verbessert sowie die Bezuschussung von Übungsleitern und Jugendtrainern erhöht. (siehe Seite 6)

Das Sportstättensanierungsprogramm ist nicht erhöht worden. Setzen Sie sich für eine Erhöhung ein?

Das Sportstättensanierungsprogramm ist mit dem Doppelhaushalt 2016/17 auf 18 Millionen erhöht worden. Das ist absolut notwendig. Ganz wichtig ist jetzt, dass das Geld auch tatsächlich investiert wird. Aber 18 Millionen reichen nicht. Der Instandsetzungsstau ist viel größer. Allein bei den bezirklichen Sportanlagen betragen die Sanierungskosten 172 Millionen Euro. Bei allen Berliner Sportanlagen 720 Millionen Euro. Hinzu kommt: Berlin wächst. Es müssen auch neue zusätzliche Sportstätten gebaut werden. Dafür setzt sich der LSB ein.

Wie ist der Stand bei der Sanierung der Hallen, in denen geflüchtete Menschen untergebracht waren?

Ende 2017 sind 32 Sporthallen saniert und an den Sport zurückgegeben worden. Auch die Rudolf-Harbig-Halle steht seit Dezember wieder für den Leistungs-, Breiten- und Schulsport zur Verfügung. (siehe Seite 11) Weitere elf Hallen sollen im ersten Quartal 2018 wieder zurückgegeben werden, u. a. Ende Januar die Dreifelderhalle im Horst-Korber-Sportzentrum. Bei den anderen Hallen wird es aufgrund von umfangreichen, schon früher geplanten Sanierungsarbeiten etwas länger dauern. Hervorzuheben ist, dass den betroffenen Vereinen unbürokratisch geholfen werden konnte. Der Senat stellt insgesamt knapp eine Million Euro als Anerkennungsprämie zur Verfügung. Das Geld ersetzt nicht die fehlenden Hallen, ist aber ein Ausgleich für finanzielle Verluste. Ungeachtet der schweren Belastungsprobe leisten die Vereine mit ihren Angeboten enorm wichtige Integrationsarbeit. Darauf können wir stolz sein.

Welche konkreten Wünsche für das neue Jahr haben Sie an den Sportsenator?

• Ich wünsche mir, dass die Interessen der Sportvereine bei anderen Senatsverwaltungen vertreten werden: Wenn bei der Stadtentwicklung das Modell Berlin 2030 diskutiert wird, muss auch ein Vertreter des Sports dabei sein. In der Bildung ist die Kooperation von Schule und Verein ein wichtiges Thema. Im Gesundheitsbereich können Sportvereine als Partner und Anbieter noch stärker wirksam werden.

• Ich wünsche mir, dass weiter Bürokratie abgebaut wird: Programme, mit denen der Sport organisiert wird, können im LSB besser bearbeitet werden als im Senat.

• Der dritte Wunsch: Erhöhung der Investitionen für Sportanlagen.

Das Thema „Sport bewegt und bildet" ist Ihnen besonders wichtig. Der LSB hat eine gleichnamige Tagung organisiert und schon viele Programme und Initiativen auf diesem Gebiet ins Leben gerufen. Was muss als Nächstes angepackt werden?

Professor Manfred Spitzer hat auf der Tagung einen spannenden Vortrag gehalten. Er sagt, warum Sport und Bewegung enorme Bedeutung für die kognitive Bildung haben. Der Vortrag ist auch online: bit.ly/Spitzer-Vortrag

(siehe Seite 9) Am Rande der Tagung haben wir gezeigt, was der LSB auf diesem Gebiet leistet: Ganz besonders wichtig sind die Kooperationsmöglichkeiten zwischen Schule und Verein, die wir weiter ausbauen werden.

Sie sind Mitglied im Local Organizing Committee für die Leichtathletik-EM 2018 in Berlin. Worauf können sich die Berliner freuen?

Neben den Wettbewerben wird ein Sportprogramm für die ganze Stadt auf die Beine gestellt. Unter dem Motto: „Laufen.Springen. Werfen" gibt es von Mai bis August in ganz Berlin Leichtathletik-Angebote, die kostenfrei genutzt werden können. Außerdem ist eine Schulsportwoche vom 18. bis 22. Juni geplant – mit vielen Mitmach-Angeboten. (siehe Seite 31)

Welche anderen sportlichen Höhepunkte gibt es 2018 in Berlin?

2018 ist in Berlin sportlich wieder sehr viel los, unter anderem das ISTAF Indoor am 26. Januar, das Fußball-Länderspiel gegen Brasilien am 27. März, das DFB-Pokalfinale am 19. Mai, das ISTAF am 2. September, der Berlin-Marathon am 15./16. September und gleich am Jahresanfang die Hallen-Hockey-WM vom 7. bis 11. Februar. Unbedingt im Kalender vormerken: das große Familiensportfest im Olympiapark am 19. August. (siehe Seite 27)

Die LSB-Mitgliederzahlen wachsen seit Jahren kontinuierlich und sind auf über 640.000 im Jahr 2017 gestiegen. Wie interpretieren Sie dieses Mitgliederwachstum?

Ich freue mich über das Wachstum trotz schwieriger Hallensituation. Es zeigt die ungebrochene Attraktivität des organisierten Sports im Online-Zeitalter. Ich danke allen, die ihren Anteil haben: Vorstände, Trainer, Übungsleiter, insgesamt über 60.000 Ehrenamtliche.

Das Gespräch führte Angela Baufeld – in SPORT IN BERLIN, Jan./Febr. 2018

author: GRR

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