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17
09
2023

Diese Länder kämpfen demnächst alle gegen uns um Medaillen - Foto: Lothar Pöhlitz

Ein Kommentar zur Sportministerkonferenz von Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

 

Wieder Olympia-Medaillen, Deutschland wieder konkurrenzfähig, wieder Sportland unter den Besten, sind Ziele der Sportministerkonferenz vom 14./15.9.2023. Insider wissen es wird ein langer, sehr langer, aufwendiger Weg, mit notwendigen Veränderungen im Kinder-, Jugend- und Schulsport, bis zum Fach-Personal das Begabten Voraussetzungen zum erfolgreichen Hochleistungstraining vermitteln.

KINDER- und JUGEND-TRAINER, SPORTLEHRER und PROFI-COACHES führen Athleten/innen auf den 5. Platz bei Olympischen Spielen

Das bedeutet sie täglich auszubilden, im-mer besser zu machen. Dafür ist mehr Ausbildungszeit als bisher erforderlich – im Schulsport beginnend, am besten mit 3×90´ in der 7.Klasse, später ab der 9.Klasse 5x 90-120 Minuten pro Woche und Lehrer-Trainern, auch in Eliteschulen des Sports, Vereins-Trainern und Profi-Coaches für die für Spitzenleistungen qualifizierten Kader.

Leider sind die sichtbaren Zeichen der Ampel-Politik die Sport-Etat-Kürzung und den Wettbewerbscharakter der Bundesjugendspiele abzuschaffen. Auch wenn es inzwi-schen einen sehr kleinen Etat-Rücktritt gibt. Ihnen war bisher egal ob unsere Kids, die zukünftigen Generationen, fit fürs Leben sind, wie es um unseren Schulsport steht, ob der Sport unseres schönen Landes auf Jahre nicht mehr konkurrenzfähig ist, Deutschland im Fußball nicht mehr zum Weltniveau gehört, die Ruderer auf wieder erfolgreiche Zeiten warten müssen, den Becken-Schwimmern die „schnellen“ fehlen oder die Leichtathleten von einer Weltmeisterschaft mit 0 Gold – 0 Silber – 0 Bronze- Medaillen, also keiner Medaille, nach Hause fahren mussten.

In der Bundestagsdebatte am 5.9.23 kam der SPORT nicht vor, wenn man den Berichten glauben kann. Nicht einmal über Kinder- und Schulsport, „Deutschlands fitter Aufgabe für die Zukunft“, wurde thematisiert. Sorry, doch, einmal, nachdem der Bundeskanzler im wahrsten Sinne des Wortes, auf die Nase gefallen war, nahm er das Wort Sport in den Mund. Aber das war´s dann auch.

Es ist unfassbar, wochenlang wurde der Niedergang des deutschen Sports in den Medien beklagt, nachdem Fußball und Leichtathletik abgestürzt sind, da jubelte Anno Hecker in FAZ vom 12.9.23 „Sportdeutschland kann wieder stolz sein“. Ihm reicht ein Fußball-Test-Freundschaftsspiel-Sieg in der Millionärs-Sportart, in der sich die Fans und Journalisten so leicht befriedigen lassen, auch mit einem 1:1 oder 1:3, den offensichtlich immer noch preiswerten Bieren und der Stadion-Wurst. Die vielen Abstürze Sport-Deutschlands sind da schnell vergessen.

Ergebnis der Sportministerkonferenz der Bundesländer (15.9.2023 in Kurzform) – die Rückkehr in die Weltspitze wird dauern.
Ein Glück, das die Sportminister der Länder den Sport-Niedergang schon bemerkt haben, auch wenn es gedauert hat. Hoffentlich auch in ihren Ländern. Ein Feinkonzept der Sportministerkonferenz (SMK vom 15.9.2023) zur radikalen Neustrukturierung des Leistungssports soll es nun richten. Verän-derungsbedürftig, flexibler, digitaler, innovativer, weniger bürokratisch, mit umfassenden und tiefgreifenden Reformen im Spitzensport wurde aus Herzogenaurach berichtet.

Ein Sportfördergesetz des Bundes soll die rückläufige Entwicklung umkehren. Aufbau und Betrieb einer Sportagentur des Spitzensports, die aber erst Ende 2025 (in zwei Jahren!!!) voll arbeitsfähig sein soll. Noch eine neue Agentur, dabei haben wir doch gar kein Fachpersonal dafür frei.

Was hatte denn der DOSB bisher für Aufgaben.

In dem Beschluss sprechen sich die Sportministerinnen und Sportminister dafür aus, Schul-, Bewegungs- und Sportkonzepte neu zu entwickeln, um eine qualifizierte kind-gerechte Angebotsvielfalt und -qualität sicherzustellen.

Ein Beschluß, den die Minister hätten in ihre Länder mitnehmen kön-nen, würde alles schnell ändern und wäre zugleich Basis für die Zukunft. Es wäre so einfach: 5 x 90´ Schulsport pro Woche, dafür Sportlehrer anstellen und Sportstätten und Schwimmhallen renovieren. Ich weiß das solche Sportlehrer, bei einem angemessenen Honorar, auch noch 3-4 x am Nachmittag im Verein mit ihren Besten trainieren würden, wie früher. Das wäre ein Weg. Damit würde der Leistungssport auch wieder Talente für den 5.Platz bei Olympia 2032 finden.

Die Konferenz-Minister aber folgen den Prinzipien der Regierung, neue Be-schlüsse, planen, darüber mal reden, neu entwickeln für demnächst, bis 2030 am liebsten, neue Arbeitsgruppen, dabei gibt es doch alles und hat schon funktioniert. Wir brauchen „Macher an der Basis, der Front“. A-B-C-Übungs-leiter, Kinder- und Jugendtrainer und Profi-Coaches, die die Leistungen machen, und die besser als bisher bezahlt werden. Wo sind sie denn hin, im Osten und Westen und Süden und Norden.

Ferne Ziele sind nun Platz drei bei den Winterspielen und Rang fünf bei den Sommerspielen.

Ein Spitzensportfördergesetz des Bundes soll dafür die Rah-menbedingungen für Athleten und Athletinnen, eine bessere Bezahlung der Trainer und eine erfolgreiche Talentsichtung garantieren. Da wurde auch über die Bundesstützpunkte beraten, die seit ihrer Gründung nie über ihre angedachte Struktur, ihre Leistungsfähigkeit, ihre Trainer-Ergebnisse, erfolg-ter Konzentration der Kräfte in ihrem Umfeld und der ausreichenden Trainer-qualität, Rechenschaft ablegen mußten. Eine hilfreiche Aufgabe wäre auch, zukünftig die Eliteschulen des Sports oder auch Sport-Gymnasien, in denen es – so hört man – nicht einmal täglich zwei Stunden Basis-Sport in der Stun-dentafel gibt, in das Spitzensportfördergesetz des Bundes zu integrieren.

Vermißt habe ich das mehr als 30 Jahre nach der „E I N H E I T“ von einer gemeinsamen Mammut-Aufgabe, von wirksamen Beiträgen aller 16 Länder, auch der wohl zu lange ruhenden 5 neuen Bundesländer im Osten, von den sicher noch großen Reserven, gesprochen wurde. Welche Aufgaben hatte eigentlich der DOSB in den vielen Jahren.

Fußball über allem.

Inzwischen fliegen schon in niederen Leistungsklassen „die Stare“ für Millionen durch den Äther, naja solange sie treffen. Bei Niederlagen gibt es immer den/die Trottel oder die Trainer-Raus-Forderung oder gleich den Ruf nach Neuein-käufen für Millionen. Weltklasse und Kreisklasse sind in dieser Sportart ganz nah. Die 40-80 Tausend, die sonst über die rundum steigenden Preise jammern, pilgern trotzdem zur Bundesliga, wohl vor allem wegen dem inzwischen fast „geschenkten Bier“, der Stadionwurst und dem kostenlosen Feuerwerk jede Woche, wenn es sein muss auch zweimal.

Da verwundert das die vielen Tausend dieser Eltern nicht für den inner- und außer-schulischen Sport ihrer Kids kämpfen und gern auch einmal wissen möchten, wohin sie ihre Kleinen fahren könnten, um sie sportlich wenigstens ein wenig auf ihre Zukunft vorzubereiten.

Wenn Deutschland wieder Spitzensportland werden soll …

  • braucht es, wie früher, Wirtschaftskraft und Wohlstand, Geld, Bedingungen, Sportlehrer und Trainer in den Vereinen und im Nachwuchsleistungssport, 5×2 Stunden Schulsport in der Woche, nicht im Monat….
  • …und Strukturen für das Hochleistungstraining, Sponsoren, Profi-Coaches und Profis die für 25-30 Stunden Training pro Woche mindestens 4, besser 10 Jahre bereit sind, und sie müssen davon leben können.

Die deutschen Basketball-, Eishockey- und Handball-Nationalmannschaften waren zuletzt mit ausländischen Nationaltrainern erfolgreicher als unsere Fuß-baller und Leichtathleten.

Auch Fußball-Bundestrainer Hansi Flick plädierte emotional für mehr Sportunterricht in der Schule. „Meine Tochter ist in Kanada zur Schule gegangen, die hatten jeden Tag zwei Stunden Sport. Zwei Stunden hat man bei uns auch – allerdings in der Woche“, so Flick bei WELT 7.9.23

Im Fußball geht´s aber schneller als in der Leichtathletik, 1:4 gegen Japan, nun ist er weg, der einst Beste bei Bayern München, der Flick. Dabei spielt demnächst der neue Bundes-Coach mit dem vorhandenen Material, auch nach dem 2:1 gegen France, erst einmal bestimmt nicht viel besser als der Alte. Auch weil die Nationalmannschaft, wie die Bundesliga, die Stare aus dem Ausland nicht nutzen kann.

Neuanfang mit 16 Bundes-Ländern – Kinder- Jugend & Schulsport

Also. Wir müssen unsere schöne Heimat erhalten wollen, für die Wirtschaftskraft und Hilfen für den Sport“ müßten die Ministerpräsidenten im Westen, Süden, Osten und Norden unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, sorgen, ihr Land bewegen und nicht länger warten das von oben nichts kommt. Sie haben Verantwortung für i h r e Menschen und vor allem für i h r e Kinder.

Kinder- und Jugendtrainer in den Vereinen, Sportlehrer in den Schulen und Profi-Coaches im Spitzensport sind die ersten Voraussetzungen für sportliche Fortschritte in allen Altersklassen

Welche der 16 Ministerpräsidenten schaffen in diesem Rahmen das „Vorbild-Sportland für die Leichtathletik“, nach der 0-Nummer bei der Leichtathletik-WM in Budapest, ein weiterer Abstieg ist gar nicht mehr möglich. Vorbild beim „Wiederaufbau Sport“, vor allem des Kinder-Jugend- und Schulsports. Dazu werden Sport-Lehrer-Trainer, Vereinstrainer, Führungs-Personal und ein Nachwuchs-Wettkampfsystem im Kampf um p.B. – immer wieder persönliche Bestleistungen – gebraucht.“.

Der weltgrößte Schulsportwettbewerb Jugend trainiert für Olympia & Paralympics wäre eine Chance in den Ländern den Nachwuchssport zu reorganisieren

Der abgebaute Leistungscharakter der Bundesjugendspiele wäre das geringere Problem, weil man Wirkung für die Kids nur mit mehr Bewegung, mit 5 x 90-120 Minuten Schulsport und Vereinssport-Angeboten erzielt.

F A Z I T

Die wichtigsten Voraussetzungen zur Erhöhung des Leistungsniveaus von Talenten auch in den Mittelstrecken, Langstrecken, dem Hindernislauf und Marathon sind die langfristig eingesetzte „Mehr-Trainings-Zeit“ für das Nach-wuchsleistungs- und Hochleistungstraining, Fach-Führungspersonal auch in den Landesverbänden, kompetente, qualifizierte Trainer, eine möglichst opti-male und frühere Nutzung des Höhentrainings sowie eine offensive tägliche sport-wissenschaftliche Vorort-Begleitung der Trainings- und Wettkampf-prozesse durch entsprechende Teams (Sportmedizin, Physiotherapie, Psycho-logie, Ernährungswissenschaftler).

Dafür brauchen wir keine neuen Konzepte oder Forschungsmillionen verbren-nen, wir wussten doch wie es geht, es braucht „Leute, Leute“, Strukturen, Fachpersonal, die die Arbeit an der Basis, an und in den Sportanlagen, im Schulsport machen und die Kinder- und Jugendlichen-, die Talente möglichst täglich bewegen, natürlich für angemessene Entlohnung. Die Praxis das viele Sportstätten oft leer stehen, muß schnell durch zentrale Beschlüsse überwun-den werden.

Wir haben es in einer erfolgreichen deutschen Vergangenheit (In Barcelona 1992 West und Ost gemeinsam) schon gekonnt. Vielleicht könnte man für eine neue Blüte des deutschen Sports auch unsere Wirtschaft in den Regionen, die Sportartikel-Firmen oder Ehemalige gewinnen, Sponsoren wie einst, die mit Persönlichkeiten, Machern und Materiellem helfen.

Erinnern sie sich bitte ein letztes Mal, an damals, die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona, GERMANY: 82 Medaillen (33 x Gold, 21 x Silber, 28 x Bronze).

Lothar Pöhlitz
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*Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / seit 1959 Trainer und Cheftrainer-Leistungssport beim SC Chemie Halle / Verbandstrainer Nachwuchs / 1971-1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums für Lauf-Trai-ningsmethodik im DVfL / 1979-1985 Sprinttrainer beim TSV Bayer 04 LEV / 1980-1998 DLV-Bundestrainer Mittelstrecke – Langstrecke – Marathon / zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der DOSB-Trainerakademie und DLV-Trainerschule / 4 Fachbücher-Laufen

author: GRR