Ziemlich müde im ausgelaugten Körper, aber schon wieder recht flott unterwegs mit der Zunge, so präsentierte sich mit Sabrina Mockenhaupt die überragende Läuferin bei der Pressekonferenz.
Ein kleines Luxusproblem – Hinter Irina Mikitenko drängeln sich auf der Marathondistanz die Kandidatinnen für einen WM-Startplatz – Zwei Optionen für Frankfurt-Siegerin Sabrina Mockenhaupt – Wilfried Raatz
In kaum einer Disziplin könnte es derart eng werden wie bei den Marathonläuferinnen, wenn die Nominierung für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin ansteht. Mit der aktuell weltbesten Irina Mikitenko ist ein Platz bereits vergeben, dahinter haben nach dem Showdown von Frankfurt Sabrina Mockenhaupt und Melanie Kraus sowie die Köln-Zweite Luminita Zaituc einen wichtigen Zeitvorteil.
Auf ihre Frühjahrschance müssen hingegen Susanne Hahn, Ulrike Maisch und Claudia Dreher hinarbeiten, die allesamt aus Verletzungsgründen ihren Herbstball absagen mussten. Aus sieben mach’ fünf – für den Langstreckentrainer Detlef Uhlemann eine Entscheidung, die sich in Sekunden ausmachen dürfte. Wenn nach dem Frankfurt-Marathon bei den Männern etwas mehr als ein kleiner Silberstreif am Horizont sichtbar wird, dann hat der Bundestrainer bei den Frauen schon ein komfortables Luxusproblem.
Ziemlich müde im ausgelaugten Körper, aber schon wieder recht flott unterwegs mit der Zunge, so präsentierte sich mit Sabrina Mockenhaupt die überragende Läuferin bei der Pressekonferenz. „Jetzt werde ich erst einmal krank, dann regeneriere ich mich richtig und dann werden wir einfach einmal weitersehen…“, freut sich „Mocki“ verständlicherweise zunächst auf eine Wettkampfpause eineinhalb Stunden nach ihrem triumphalen Einlauf in die Frankfurter Festhalle, bei dem sie mit 2:26:22 Minuten ihren Hausrekord aus dem Vorjahr gleich um drei Minuten zu steigern wusste. „So richtig kann ich den Sieg noch nicht realisieren. Ich denke einfach zunächst einmal an die Schmerzen!“
Die kleine Siegerländerin musste auf dem schnellen Frankfurter Asphalt schon alle Kräfte mobilisieren, um die starke Konkurrenz um die beiden früheren Frankfurt-Siegerinnen Olesya Nurgalieva (2004) und die eher konservativ gestartete Melanie Kraus (2007) letztlich in Schach halten zu können. „Ich war froh, dass die Mädels weit hinter mir waren“, zeigte Sabrina Mockenhaupt einen Blick in ihre Gefühlswelt in der Endphase des Rennens. „Am Schluss war nämlich nix mit Sprinten mehr drin!“ Hatte sie allerdings auch nicht mehr benötigt, um die Siegerprämie von 15.000 Euro einzustreichen. Dazu waren Nurgalieva (2:27:37) und Kraus (2:28:20) doch zu deutlich im Rückstand.
Während Irina Mikitenko bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften am 23. August 2009, just an ihrem 37. Geburtstag, die Weichen auf Sieg über die Marathondistanz stellen wird, möchte sich Sabrina Mockenhaupt nach ihrer überzeugenden 10 000 m-Vorstellung bei den Olympischen Spielen noch nicht festlegen. „Wir wären im Marathonlauf schon ein gutes Team. Allerdings müssten aber auch alle an den Start gehen!“
Und meint damit zumindest die „drei M“, nämlich Miki, Mocki und Mela(nie Kraus). Und lässt sich nach ihren 31:14,21 Minuten natürlich noch eine Tür offen für die kürzere 25-Runden-Distanz auf der Bahn. „Auf der Unterdistanz habe ich noch nicht ausgereizt. Da muss noch etwas kommen!“
Das Thema Bahn hat hingegen Melanie Kraus längst abgehakt. „Die erste Hälfte fällt mir immer schwer, auf der zweiten Hälfte bin ich immerhin Jahresbestzeit gelaufen“ freute sich die Leverkusenerin über die flotten 1:13:40 für die zweite Halbdistanz. „Sabrina ist mir über 10.000 m zwei Minuten voraus. Damit habe ich keine weitere Option. Bei mir heißt es: Entweder Marathon oder gar nichts!“ Deshalb setzt die 34jährige Apothekerin auf die Karte Marathon – und natürlich beim „Heimspiel“ in Berlin.
Wilfried Raatz
EN