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Dieses Buch handelt von jenem Sprinter, der als erster Mensch der Welt die 100 m in der (damals) magischen Zeit von handgestoppten 10,0 Sekunden gelaufen ist.

Ein erfolgreiches Leben mit Sport – in Buchform nacherzählt – Neue Sportbiografien (Teil 1): von Balian Buschbaum bis Carl Kaufmann – Die Kurz-Rezension von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

By GRR 0

Jahr für Jahr erscheinen Dutzende von Biografien – auch über und von Sportlerinnen und Sportlern. Bis vor einiger Zeit war es eher üblich, eine solche Biografie erst nach der Beendigung der aktiven sportlichen Laufbahn zu verfassen oder schreiben zu lassen. Dieser Grundsatz gilt heute immer weniger, und der Personenkreis derjenigen im Sport, von denen wir Biografien lesen können, wird immer größer: Ein erfolgreiches Leben mit Sport – in Buchform nacherzählt kann andere zum Nacheifern einladen.

Bei den folgenden Büchern handelt es sich lediglich um eine kleine Auswahl von insgesamt 16 Neuerscheinungen aus den letzten Jahren. Der Reihe nach im Alphabet, zunächst von B wie Balian Buschbaum bis K wie Carl Kaufmann.

Balian Buschbaum: Blaue Augen bleiben blau. Mein Leben. Frankfurt 2010: Krüger. 252 Seiten; 17,95 Euro.

Dieses Buch stammt von einem Mann, der nie eine Frau war – dennoch: Balian Buschbaum wurde 1980 als Yvonne Buschbaum geboren und 1999 erstmals deutscher Meister im Stabhochsprung. Vor drei Jahren hat er sich noch als sie vom Spitzensport verabschiedet und sich einer geschlechtsanpassenden Operation unterzogen: „Ich habe zu zeigen gewagt, was in mir steckt“, lautet das Outing von Balian Buschbaum klipp und klar. Und das ist auch gut so.

Michael Rosentritt: Sebastian Deisler – zurück ins Leben. Die Geschichte eines Fußballspielers. Hamburg 2009: Edel Germany. 248 Seiten; 22,95 Euro.

Dieses Buch zeichnet die kurze Karriere des Fußball-Jahrhunderttalents Sebastian Deisler (geb. 1980) nach: In der Bundesliga umworben und in der Nationalmannschaft der Spielgestalter – das ist die öffentliche Seite im Leben des Sebastian Deisler aus Lörrach, viele körperliche und seelische Verletzungen auf der anderen lassen ihn zu dem Schluss kommen, mit 27 Jahren aus dem Profigeschäft auszusteigen.

Ronald Reng: Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben. München 2010: Piper. 428 Seiten; 19,95 Euro.

Dieses Buch steht gegenwärtig und nun schon seit Wochen auf den diversen Bestsellerlisten ganz oben. Eigentlich wollte der in Barcelona lebende Sportjournalist Reng das Buch gemeinsam mit Robert Enke (geb. 1977) nach Beendigung seiner Karriere als Torhüter verfassen. Es ist anders gekommen: „Nun hat Ronald Reng dieses Buch allein geschrieben … Er schreibt von unserem Kampf gegen die Depression und vergisst nicht die vielen Glücksmomente, die es gab“, schreibt Teresa Enke, die Ehefrau von Robert dazu im hinteren Klappentext des Buches.

Fabian Hambüchen mit Sandra Beckedahl und Kai Psotta: Die Autobiografie. Berlin 2010: Schwarzkopf & Schwarzkopf. 236 Seiten; 19,90 Euro.

Dieses Buch verzichtet sogar auf einen richtigen Titel: „Die Autobiografie“ tituliert die Textsorte: Auf dem Boden der Tatsachen beschreibt der Autor (geb. 1987) seinen bisherigen Lebenslauf als Spagat zwischen Schule und Kunstturnen und zwischen Familie und (erster) Freundin. Er wagt sogar am Ende einen „Ausblick“, wo Fabian Hambüchen uns verrät, dass der Olympiasieg in London ganz oben auf seiner persönlichen Wunschliste steht.

Knut Teske: Läufer des Jahrhunderts. Die atemberaubende Karriere des Armin Hary. Göttingen 2007: Verlag Die Werkstatt. 340 Seiten; 24,90 Euro.

Dieses Buch handelt von jenem Sprinter, der als erster Mensch der Welt die 100 m in der (damals) magischen Zeit von handgestoppten 10,0 Sekunden gelaufen ist. Armin Hary (geb. 1937) lief diese Zeit zuerst im Juni im Wiederholungslauf auf einer Aschenbahn in Zürich. Im gleichen Jahr vor genau 50 Jahren holte er in Rom die Goldmedaille ebenfalls in dieser Zeit.

Knut Teske, einst Ressortleiter der Tageszeitung „Welt“ und Leiter der Axel-Springer-Journalisten-schule, hat ein beeindruckendes Porträt dieses Ausnahmeathleten geschaffen.

Christoph Bausenwein: Das Prinzip Uli Hoeneß. Ein Leben für den FC Bayern. Göttingen, 5. aktualisierte Auflage 2010: Verlag Die Werkstatt. 446 Seiten; 28 Euro.

Dieses Buch hat allein von der Anzahl seiner Auflagen schon reichlich Resonanz gefunden und wird als umfassendste Biografie des Spielers und Managers Uli H. (geb. 1952) von Kritikern hoch gelobt. Der Autor zahlreicher Fußball-Bücher Bausenwein hat weit Hoeneß kapitelweise Rollen bzw. Titel zukommen lassen: Da ist vom Würstchen-Millionär und vom Gourmand genauso die Rede wie vom bemühten Pädagogen und vom warmherzigen Moralisten.

Steffi Jones unter Mitarbeit von Broka Herrmann: Der Kick des Lebens. Wie ich den Weg nach oben schaffte. Frankfurt 2007: Fischer Taschenbuch Verlag. 222 S.; 8,95 €.

Dieses Buch erzählt von der einzigartigen Karriere der Stefanie Ann Jones (geb. 1972) im Fußball, aber auch von den vielen familiären Schicksalsschlägen, die ihr Leben in jungen Jahren geprägt haben. Ihre vorerst größte berufliche Herausforderung steht nun unmittelbar bevor – nämlich im Sommer 2011 als Organisationschefin der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland.

Michel Dittrich & Daniel Merkel: Bel ami der Aschenbahn. Das Leben des Carl Kaufmann. Göttingen 2010: Verlag Die Werkstatt. 192 Seiten; 16,90 Euro.

Dieses Buch haben zwei (junge) Sportjournalisten so exzellent verfasst, wie Carl Kaufmann laufen konnte: Der in New York geborene Karlsruher „Sunny boy“, der auch auf der Showbühne zuhause war, lief bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom im 400-Meter-Finale Weltrekord (44,9 Sekunden) – und gewann trotzdem nur die Silbermedaille. Carl Kaufmann (geb. 1936) ist am 1. September 2008 gestorben.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

Quelle: DOSB

author: GRR

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