Ein Duell der Gigantinnen – Beim 17. Suja Rock ‘n‘ Roll San Diego Halbmarathon treffen am 1. Juni die aktuell weltbesten Straßenläuferinnen aufeinander – Helmut Winter berichtet

Nach einer ereignisreichen Frühjahrsaison sorgt die internationale Straßenlaufszene weiterhin für Schlagzeilen. Von einer Frühjahrsmüdigkeit nach den Superlativen der letzten Wochen oder einer Sommerpause kann aktuell kaum die Rede sein. Dafür sorgen schon die Ankündigungen der Competitor Group zum Elitefeld der Frauen bei der 17. Ausgabe des San Diego (Halb-)Marathons in der südlichsten Ecke Kaliforniens.

Im Rahmen des Halbmarathons werden am 1. Juni mit Rita Jeptoo und Edna Kiplagat die derzeit wohl besten Läuferinnen in der globalen Straßenlaufszene am Start stehen. Schon durch die Siege der beiden Kontrahentinnen beim Boston-Marathon in großartiger Streckenrekordzeit (Rita Jeptoo) und beim hochkarätig besetzten London-Marathon (Edna Kiplagat) gehörten ihnen die Schlagzeilen des Frühjahrs.

Dass nun ausgerechnet die Competitor Group (CGI) für dieses Aufeinandertreffen der Topstars verantwortlich zeichnet, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, war es doch CGI, die vor Jahresfrist die Abkehr von der Teilnahme der (afrikanischen) Eliteläufer verkündete. Die Welle der Entrüstung, die dem Unternehmen, das mittlerweile durch eine Serie von ca. 30 Rock ´n´ Roll Marathons sehr erfolgreich global operiert, entgegenschlug, hatte dort ein Rückrudern in Gang gesetzt. Die Verpflichtung der Eliteläuferinnen für den Lauf am 1. Juni belegt dies nachdrücklich. Ohne die Teilnahme der globalen Elite – so das schlichte Fazit dieser blamablen Posse des letzten Jahres – scheint in der internationalen Straßenlaufszene nichts zu „laufen".

Und dass das Rennen in San Diego wieder für Aufsehen sorgen dürfte, daran besteht bei dieser Besetzung keine Frage. Edna Kiplagat war hier bereits im letzten Jahr am Start und gewann in 1:08:56 und wurde im Sommer dann in Moskau Weltmeisterin im Marathon. Im April lieferte sie sich beim London-Marathon ein denkwürdiges Duell mit der neuen Weltrekordlerin im Halbmarathon, Florence Kiplagat, das sie im Spurt für sich entscheiden konnte. Beim Great North Run lief die 2012 ihre persönliche Bestzeit im Halbmarathon von 1:07:41.

Mit 1:06:27 war Rita Jeptoo über diese Distanz noch etwas schneller, und auch die weiteren Erfolge stehen denen ihrer Konkurrentin kaum nach. Im letzten Jahr lief sie beim Chicago-Marathon mit 2:19:57 als einzige Frau des Jahres 2013 unter 2:20. Den Boston-Marathon konnte sie dreimal gewinnen, in diesem Frühjahr mit dem neuen Kursrekord von 2:18:57. Damit steht sie im globalen Ranking wieder deutlich vorne, wobei aber Boston die Kriterien für einen Bestzeiten zertifizierten Kurs nicht erfüllt.

Die Konkurrenz für die beiden ist durchaus beachtlich. Die 20jährige Äthiopierin Berhane Dibaba wurde im Februar beim Marathon in Tokyo Zweite in sehr guten 2:22:30, ihre Landsfrau Amane Gobena gewann in diesem Jahr den Marathon in Los Angeles und lief im Halbmarathon bereits 1:08:16. Fast genauso schnell war die Italienerin Nadja Ejafini in 1:08:27, deren Auftritt kürzlich bei der WM in Kopenhagen in 1:12:05 allerdings wenig überzeugend war.

Über die Elitefelder bei den Männern sowie im Marathon liegen aktuell noch keine Informationen vor, im Fokus des Interesses dürfte aber der überraschende Boston-Marathon-Sieger dieses Jahres, Meb Keflezighi, stehen, der in San Diego nach mehreren Siegen vor Ort diesmal aber nur als Tempomacher für die Hobbyläufer fungieren wird. Seine Vorgaben von 90 Minuten im Halbmarathon dürften für ihn ein besseres Jogging bedeuten.

Helmut Winter 

Feld der Frauenelite im Halbmarathon: