Falk Cierpinski strebt beim Berlin-Marathon am 30. September eine Zeit von 2:15 Stunden an
Ein Azubi mit berühmtem Namen – Falk Cierpinski wandelt auf Vaters Spuren. Teilnahme am Berlin-Marathon – Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost
"Früher konnte ich so richtig mit meinem Vater nicht verglichen werden", sagt Falk Cierpinski, "doch jetzt ist alles einen Zacken schärfer." Kein Wunder, wenn man Cierpinski heißt – und Marathon läuft. War doch Vater Waldemar 1976 und 1980 Olympiasieger über die 42,195 Kilometer lange Königsstrecke des Laufens. Ein Sportheld, vor allem in der DDR. Da ist es schwer, in die Fußstapfen zu treten.
Doch nach einer erfolgreichen Karriere im Triathlon und Duathlon (Kombination aus Radfahren und Laufen) hat sich der 29-jährige Sohn doch entschieden, nur noch zu laufen. Mit einem hohen Ziel: Olympia-Teilnahme 2008 in Peking.
"Aber das wird ein weiter Weg", sagt Falk Cierpinski selbst. Und eine Wegmarke wird am 30. September der Real-Berlin-Marathon sein, an dem er teilnehmen wird. Zwei Stunden und 15 Minuten lautet seine eigene Vorgabe. Wohlgemerkt: Das Rennen in Berlin wird erst der dritte Marathonlauf des Spätberufenen sein.
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Lange hat er sich im Duathlon (Junioren-Vizeweltmeister/Junioren-Europameister/Deutscher Meister) und Triathlon getummelt, zuletzt im Bundesligateam von Chemie Halle. Knapp verpasste er den Sprung ins deutsche Weltcupteam. "Die Konkurrenz in Deutschland ist groß", sagt er. Für ihn letztlich zu groß. Nach einem enttäuschenden Saisonende im Herbst 2006 entschloss er sich mehr aus Frust als aus Lust, den Urlaub in Australien mit der Teilnahme am Sydney-Marathon zu verbinden. Das großartige Ergebnis bei der Premiere: 2:24:27 Std., Platz vier.
Und was ihm besonders wichtig war: "Unerkannt konnte ich das Abenteuer wagen. Aufregung und Vergleiche wollte ich nicht." Am Vater, der Marathon-Ikone, gemessen zu werden, wollte er erst noch einmal verhindern. Darin liegt wohl auch begründet, dass er von Anfang an nicht nur laufen wollte. "Es war ihm lieber, Abstand zu den Dingen zu haben, die ich erreicht habe", sagt der 56-jährige Waldemar Cierpinski rückblickend. Er hat das immer akzeptiert, den Sohn als Duathlet und Triathlet über die Jahre trainiert, hat das Hallenser Bundesligateam gemanagt, Sponsoren akquiriert.
Und der Vater ist jetzt auch eine tragende Säule bei Falks Projekt Marathon, nicht nur als Trainer. "Der Name hilft sicherlich. Ohne meinen Vater wäre es gar nicht möglich, die Idee von Olympia zu spinnen." Der zweimalige Olympiasieger hat Verbindungen, kann Türen öffnen. Er betreibt zwei Sportgeschäfte in Halle und Quedlinburg, zudem ist er Organisationschef des Mitteldeutschen Marathons (31. August) von Spergau nach Halle.
Sein Ruhm ist nicht verblasst. Unvergessen der Ausruf von Fernsehreporter Heinz-Florian Oertel, als Waldemar Cierpinski 1980 auf die Zielgerade in Moskau einbog: "Liebe Väter zu Hause, haben Sie Mut: Nennen Sie ihre heute geborenen Söhne Waldemar." Falk war damals gut zwei Jahre alt.
Einen berühmten Namen zu tragen, sieht der Sohn pragmatisch. "Das hat Vor- und Nachteile: Man kriegt mehr Ruhm ab, aber auch mehr Neid." Alles hat er schon erlebt. Und jetzt kommen eben doch die Vergleiche. "Unter Beobachtung" stehe er. Sein Vater glaubt, dass der Filius die Anlagen dazu hat, einmal sogar seine eigene Bestzeit von 2:09:55 Std. unterbieten zu können. "Er kann das schaffen."
Von einer Erkältung geschwächt, erreichte er bei seinem Marathon Nummer zwei im April 2007 in Wien 2:21:26 Std. Er ist sich sicher, dass er sein Ziel, vier Minuten schneller zu sein, in gesundem Zustand geschafft hätte. Langsam muss die Muskulatur an das viele Lauftraining gewöhnt werden, Radfahren und Schwimmen wie früher sind ja weggefallen. Lachend sagt Falk Cierpinski über sich: "Ich bin erst ein Azubi im Marathon."
Sebastian Arlt
Berliner Morgenpost
Donnerstag, dem 26. Juli 2007