Eich ist sauer auf den Verband – MEINOLF GRUNDMANN in der NRZ – Titelverteidiger muss aufgrund der neuen Terminierung der deutschen Straßenlaufmeisterschaften umplanen.

Carsten Eich ist derzeit auf den Deutschen Leichtathletikverband nicht gut zu sprechen: „Ich bin kurz vor dem Platzen!“ Bei auf 1,90 Meter Länge verteilten 65 Kilogramm sicher nicht die Folge falscher Ernährung. Der Zorn des Athleten vom Verein rhein-marathon richtet sich gegen die Terminierung der diesjährigen deutschen Straßenlauftitelkämpfe.

Denn für die Verteidigung seiner Meistertitel im Halbmarathon und über zehn Kilometer muss Eich nun umplanen. Statt wie bisher im März wurden die Halbmarathonmeisterschaften vom DLV auf Anfang September terminiert. Bereits zwei Wochen später werden die nationalen Zehn-Kilometer-Titel vergeben.
Selbst für belastungstolerante Klasseathleten wird ein Doppelstart damit unmöglich. „Der Verband sperrt seine Spitzenläufer praktisch von den Meisterschaften aus“, klagt Eich. Die Chancen auf eine Wiederholung seines Doppelsiegs aus 2006 sind gleich Null. Ebenso die Aussicht auf damit verbundene Titelprämien von Klub und Sponsoren.

Vereinschef Jan Winschermann ist ebenfalls stinksauer. Wegen der verschobenen Halbmarathontitelkämpfe musste der Kö-Lauf um eine Woche vorverlegt werden. „Unser Athlet soll schließlich auf der Kö starten können“, erklärte Winschermann.

Vollends auf die Barrikaden brachte den Düsseldorfer Marathondirektor ein weiterer Streich des DLV. Die deutschen Marathonmeisterschaften wurden zu Wochenbeginn vom München-Marathon im Oktober auf den 6. Mai nach Mainz verlegt. Am gleichen Tag steigt auch der Düsseldorfer Marathon.
Die überraschend zu Meisterschaftsehren gelangte Konkurrenzveranstaltung in der anderen Karnevalshochburg kostet die Düsseldorfer Veranstalter wohl einige hundert potenzielle Teilnehmer aus dem Kreis der ambitionierten Läufer. Für Winschermann nicht nur aus finanzieller Sicht bitter.

Immerhin hatte er 2006 mit einigem finanziellen Aufwand die Saisonvorbereitung und den Start deutscher Spitzenläufer am Rhein unterstützt. „Das ist der Dank dafür“, schimpft Winschermann und weiß sich der Unterstützung der großen deutschen Marathonveranstalter sicher.

„Der DLV beugt sich dem Druck seiner Wirtschaftspartner und verschachert seine Deutschen Meisterschaften“, erklärte Horst Milde, langjähriger Renndirektor des Berlin-Marathon und derzeit Sprecher der Vereinigung der deutschen Straßenlaufveranstalter German Road Races (GRR). „Hier wird mit Athleten und Trainern in einer unanständigen Weise umgesprungen.“

In einem langfristigen Sponsorenvertrag hat der DLV seinem Ausrüster Nike das exklusive Werberecht bei allen nationalen Titelkämpfen eingeräumt. Veranstalter, die Verträge mit Nike-Konkurrenten haben, kommen nicht mehr zum Zug.

MEINOLF GRUNDMANN
NRZ – Donnerstag, dem 11.01.2007

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