Prof. Dr. Lutz Thieme, Studiengang Sportmanagement © Hochschule Koblenz
Effizienzverzicht durch Ehrenamt
Da die Lohnspender für ihre Spende zwar kein Geld, dafür aber andere Leistungen, wie z.B. Anerkennung oder Reputation erwarten, entstehen den Organisationen, die solche Lohnspenden empfangen auch Kosten, um diese Leistungen anzubieten.
Thieme kann nun mit Hilfe seines Modells zeigen, dass für Sportvereine nur dann der Übergang zu hauptamtlicher Beschäftigung eine rationale Entscheidung darstellt, wenn Lohnspenden ausbleiben oder zusätzlich benötigte Lohnspenden, die zur Finanzierung eines neuen Angebotes gebraucht werden, nicht verfügbar sind. In der Regel werden dem Sportverein jedoch weiterhin Lohnspenden, wenn auch nicht in der ursprünglichen Höhe, angeboten.
"Sportvereinen stellt sich in der Regel die Entscheidung zum Einstieg in hauptamtliche Beschäftigung gar nicht in vollem Umfang. Vielmehr ist von einem schleichenden Prozess aus unbezahltem Ehrenamt über Aufwandsentschädigungen, geringfügige Beschäftigung und Teilzeit auszugehen. Dieser kommt aber nur in Gang, wenn der Sportverein seine Angebote massiv ausbaut und hierfür nicht genug Ehrenamt aktivieren kann oder wenn dem Sportverein Lohnspenden verloren gehen, die er nicht kompensieren kann", resümiert Thieme.
Eine erste Prüfung des Modells anhand rheinland-pfälzischer Sportvereine mit mehr als 750 Mitgliedern erbrachte eine weitgehende Übereinstimmung empirischer Daten mit den aus dem Modell abgeleiteten Thesen.
Quelle: Thieme, Lutz (2012). Effizienzverzicht durch Ehrenamt – Ist die Absorption von Hauptamtlichkeit in Sportvereinen funktional? Sport und Gesellschaft, 9. Jahrgang, Heft 2, S. 161 bis 192