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07
01
2024

Tigist Ketema lief das schnellste Debüt aller Zeiten. - Foto: Giancarlo Colombo

Dubai-Marathon für Fitwi, Kejeta, Gobena und Ketema wie ein „Märchen aus 1001 Nacht“

By GRR 0

Für zwei war es wie ein „Märchen aus 1001 Nacht“, für eine deutsche Läuferin ein Alptraum: Samuel Fitwi und Melat Kejeta haben sich mit starken Rennen beim Dubai-Marathon ihre Startplätze für die olympischen Marathonläufe in Paris im Sommer gesichert während Miriam Dattke dagegen nicht ins Ziel kam.

Fitwi pulverisierte seinen persönlichen Rekord mit 2:06:27 Stunden. Der 28-Jährige, der für den Verein Silvesterlauf Trier startet, lief damit auf einen sehr guten fünften Platz in dem Top-Feld. Rund drei Wochen vor der ersten, für die deutschen Läufer schon entscheidenden Nominierungsfrist und lediglich fünf Wochen nachdem sie beim Valencia-Marathon ausgestiegen war, meldete sich Melat Kejeta bei ihrem „Last-Minute“-Qualifikationsversuch eindrucksvoll zurück.

Die 31-jährige Athletin des Laufteams Kassel rannte mit einer persönlichen Bestzeit von 2:21:47 auf Platz vier. Fitwi und Kejeta schoben sich in Dubai in der Alltime-Liste der schnellsten deutschen Marathonläufer jeweils auf Platz zwei nach vorne.

Die Rennen um den Sieg machten währenddessen die Äthiopier in Dubai einmal mehr unter sich aus.

Der erst 19-jährige äthiopische Debütant Addisu Gobena gewann bei sehr guten Wetterbedingungen mit Temperaturen um 17 Grad Celsius in 2:05:01 vor seinen Landsleuten Lemi Dumecha (2:05:20), Dejene Megersa (2:05:42), einem weiteren Debütanten, und Abdi Fufa (2:06:23). Für den spitzensportlichen Höhepunkt des Dubai-Marathons, bei dem inklusive Rahmenwettbewerben rund 20.000 Läufer starteten, sorgte die äthiopische Siegerin: Tigist Ketema lief in ihrem ersten Marathonrennen mit 2:16:07 einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord. Diese Marke hielt zuvor ihre Landsfrau Letesenbet Gidey, die 2022 in Valencia 2:16:49 erreicht hatte. Damit wurde die 25-jährige Ketema zur achtschnellsten Läuferin aller Zeiten. Ihre Siegzeit war zudem auch ein Streckenrekord. 2019 hatte die Kenianerin Ruth Chepngetich das Rennen in 2:17:08 gewonnen. Hinter Tigist Ketema blieben auch ihre Landsfrauen Ruti Aga und die Titelverteidigerin Dera Dida mit 2:18:09 beziehungsweise 2:19:29 unter der 2:20-Marke.

Addisu Gobena feierte einen sensationellen Marathon-Einstand. – Foto: Giancarlo Colombo

Unter den internationalen Top-Marathonrennen hat Dubai sicherlich die weltweit flachste Strecke. Die Höhenunterschiede auf dem Kurs betragen maximal drei Meter. Nur vier Wenden, drei Bögen und eine Kurve sind auf den 42,195 km, die zu großen Teilen auf der Jumeira Beach Road verlaufen, zu manövrieren. Immer wieder triumphierten in der Vergangenheit Debütanten beim Dubai-Marathon. Dieses Mal waren es mit Addisu Gobena und Tigist Ketema gleich zwei. Nach einer schnellen ersten Hälfte mit 61:53 Minuten begann die 13-köpfige Spitzengruppe nach und nach zu bröckeln. Bei Kilometer 30 liefen noch drei Äthiopier hinter dem kenianischen Tempomacher Sina Kiptoo. Fünf Kilometer vor dem Ziel setzten sich Addisu Gobena und Lemi Dumecha ab. Dieses Duell entschied dann Addisu Gobena, der sich bis vor ein paar Jahren noch als Speerwerfer versucht hatte und dabei aber nur Weiten von rund 50 Metern erreichte, knapp zwei Kilometer vor dem Ziel für sich. „Ich glaube, es war die richtige Entscheidung, zum Laufen zu wechseln“, sagte Addisu Gobena, dessen Tante ihn überzeugte, es mit dem Marathon zu versuchen. Es handelt sich dabei um Ruti Aga!

Im Rennen der Frauen hatten vier äthiopische Athletinnen die Halbmarathon-Marke nach 68:07 Minuten passiert. Zwischen Kilometer 23 und 24 entwickelte sich dann ein Zweikampf zwischen der Newcomerin Tigist Ketema und Ruti Aga. Die Debütantin löste sich dann bereits zehn Kilometer vor dem Ziel von ihrer letzten verbliebenen Konkurrentin. „Ich hatte ein bisschen Angst vor der Marathondistanz – aber jetzt frage ich mich, warum“, sagte Tigist Ketema, die von der Mittelstrecke auf die klassische Distanz wechselte und in Addis Abeba von Coach Gemedu Dedefo betreut wird. Zu ihrer hochkarätigen Trainingsgruppe zählt unter anderen die Marathon-Weltrekordlerin Tigst Assefa.

Samuel Fitwi: Bestes Rennen seiner Karriere

Dass Samuel Fitwi lange Zeit in der Spitzengruppe lief, war nicht geplant. „Das Problem war, dass ich einem Pacemaker folgte, der eigentlich die zweite Gruppe führen sollte. Doch er hat sich dann der Spitzengruppe angeschlossen. Das war eigentlich ein bisschen zu schnell, aber ich habe es riskiert“, sagte Samuel Fitwi, der sich im September in Berlin auf 2:08:28 verbessert hatte, aber dabei die Olympia-Norm unglücklich um nur 18 Sekunden verpasst hatte. Bis kurz vor Kilometer 30 konnte Samuel Fitwi das Tempo halten, das zu diesem Zeitpunkt noch auf eine Zielzeit von 2:04 Stunden hinauslief und somit schneller war als jenes von Amanal Petros (SCC Berlin) bei seinem deutschen Rekord (2:04:58). Dann fiel der aus Eritrea stammende Läufer etwas zurück und verlor besonders auf den letzten sieben Kilometern noch deutlich an Zeit. Doch er hatte im Rennen um das Paris-Ticket genügend Puffer. „Ich freue mich riesig, dass ich die Olympia-Qualifikation hier in Dubai geschafft habe – die Strecke ist einfach super flach“, sagte Samuel Fitwi, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten das beste Rennen seiner Karriere lief.

Samuel Fitwi und Melat Kejeta haben in Dubai das Ticket nach Paris gebucht – Dubai 07/01/2024 Dubai Marathon 2024 – Foto di Giancarlo Colombo/A.G.Giancarlo Colombo

Melat Kejeta: Marathon-Training statt Urlaub in Dubai

Noch vor ein paar Wochen schien der Olympia-Traum von Melat Kejeta geplatzt zu sein. Beim Valencia-Marathon war sie ausgestiegen, nachdem sie das 2:15-Stunden-Tempo der Spitzengruppe mitgelaufen war. Sollten die Spiele in Paris tatsächlich ohne die international aussichtsreichste deutsche Marathonläuferin stattfinden? Die Olympia-Sechste von Sapporo 2021 hatte eigentlich einen Urlaub geplant. Das Reiseziel lautete ausgerechnet: Dubai! Darauf angesprochen, dass es dort ja einen schnellen Marathon gibt, konnte sie sich einen Tag nach dem Valencia-Rennen nicht vorstellen, noch einmal an den Start zu gehen.

„Aber ich habe es mir dann anders überlegt und wollte noch eine letzte Chance auf einer schnellen Strecke wahrnehmen. Ich habe den Urlaub verschoben und hole ihn jetzt in Dubai nach“, sagte Melat Kejeta nach ihrem Dubai-Rennen, bei dem sie sich dieses Mal in der zweiten Gruppe einsortiert hatte. Nach einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 60:40 Minuten konnte sie ihr Tempo in der zweiten Hälfte fast halten und lief noch auf Rang vier nach vorne. „Ich hatte nicht mit so einer Zeit gerechnet, da die Vorbereitungszeit knapp war und ich zwischendurch auch noch krank war. Umso glücklicher bin ich, dass ich jetzt die Olympia-Qualifikation doch noch geschafft habe“, sagte Melat Kejeta. „Die Strecke hier ist wirklich sehr schnell und wer weiß, vielleicht komme ich noch mal hierher, um noch schneller zu laufen.“ In Dubai verbesserte Melat Kejeta ihre persönliche Bestzeit von 2:23:57, die noch von ihrem Berliner Debüt 2019 stammte, deutlich.

Miriam Dattke: Es lief schon frühzeitig nicht

Miriam Dattke kam nie richtig ins Laufen. Foto: Giancarlo Colombo – Dubai 07/01/2024 Dubai  – Foto di Giancarlo Colombo/A.G.Giancarlo Colombo

Obwohl Miriam Dattke mit Hilfe von Tempomacher Simon Stützel mit einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:12:31 Stunden durchaus noch gut im Rennen schien im Kampf um ein Olympia-Ticket täuschte diese Einschätzung. „Es lief von Anfang an schwer. Ich dachte zunächst, ich komme noch irgendwie rein, aber es ging nichts. Die Muskulatur fing dann an zu krampfen und um Kilometer 34, 35 herum hatte ich Probleme mit den Oberschenkeln und den Knien“, sagte Miriam Dattke, nachdem sie das Rennen nach gut 35 km beendete. „Es läuft einfach nicht gut seit einiger Zeit. Vielleicht war es in den letzten Monaten alles zu viel – ich muss mich jetzt erst mal erholen.“

Im Rennen um die Olympia-Tickets ist sie mit 2:21:47 nicht zu verdrängen. Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg/2:23:47) und Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel/2:24:32) nehmen zurzeit die Ränge zwei und drei ein, während Fabienne Königstein (MTG Mannheim/2:25:48) nun herausgefallen ist. Final entschieden wird das Rennen bei den Frauen aber erst Ende Januar.

Ergebnisse, Männer:
1. Addisu Gobena ETH 2:05:01
2. Lemi Dumecha ETH 2:05:20
3. Dejen Megersa ETH 2:05:42
4. Abdi Fufa ETH 2:06:23
5. Samuel Fitwi GER 2:06:27
6. Antenayehu Dagnachew ETH 2:06:55
7. Douglas Chebii KEN 2:08:15
8. Lencho Tesfaye ETH 2:08:25

Frauen:
1. Tigist Ketema ETH 2:16:07
2. Ruti Aga ETH 2:18:09
3. Dera Dida ETH 2:19:29
4. Melat Kejeta GER 2:21:47
5. Fozya Jemal ETH 2:21:53
6. Shitaye Eshete BRN 2:21:55
7. Atelel Anmut ETH 2:22:23
8. Betelihem Afenigus ETH 2:25:57

Jörg Wenig / Race News Service

 

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