2011 IAAF World Outdoor Championships Daegu, South Korea August 27-September 5, 2011 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
Dritter Tag der Leichtathletik-WM Hürdensieger wird disqualifiziert – Thomas Hahn in der Süddeutschen Zeitung
Olympiasieger Dayron Robles dachte nach der Ziellinie, dass er erstmals auch WM-Gold gewonnen hat. Der Kubaner lief am dritten Tag der Leichtathletik-WM von Daegu in dem mit Spannung erwarteten Finale über 110 Meter Hürden in 13,14 Sekunden am schnellsten. Doch eine Stunde später machte die Meldung die Runde, dass Robles aus der Wertung genommen wurde.
Über der vorletzten Hürde noch waren die nebeneinander laufenden Robles und Liu Xiang gleichauf, der Chinese schien das stärkste Finish zu haben. Doch dann gab es einen Kontakt der Hände von Robles und Xiang, der Chinese geriet wohl deshalb aus der Balance. Xiang blieb dann an der letzten Hürde hängen, die Chance auf Gold war dahin, er rettete sich mit 13,27 Sekunden als Dritter ins Ziel. Später dann die Disqualifikation von Robles.
China hatte gegen den Kubaner Protest eingelegt, weil die Hand von Robles in Xiangs Bereich gereicht hatte. Dem Protest wurde gemäß der IAAF-Regel 63.2 stattgegeben. "Als ich mich der neunten Hürde näherte, zog mich Robles. Dadurch wurde ich langsamer", sagte Xiang. Ein Gegenprotest der kubanischen Mannschaftsleitung wurde später abgelehnt. Die Goldmedaille bekommt demnach überraschend der Amerikaner Jason Richardson in 13,16, Silber für Xiang, Bronze geht mit 13,44 an Andrew Turner aus Großbritannien.
Der Münchner Stabhochspringer Malte Mohr ist so hoch gesprungen wie der favorisierte Bronzemedaillengewinner Renaud Lavillenie aus Frankreich, wurde mit den überquerten 5,85 Metern aufgrund der Fehlversuchsregel aber nur Fünfter. In dem spannenden Finale setzte sich Pawel Wojciechowski durch. Der Pole überquerte die Jahresweltbestmarke von 5,90 Metern im zweiten Versuch und gewann Gold vor dem höhengleichen Kubaner Lazaro Borges. Vierter wurde mit 5,85 Metern der Pole Lukasz Michalski.
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Carmelita Jeter ist schnellste Frau der Welt. Die US-Amerikanerin gewann am dritten Wettkampftag der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Daegu das 100-Meter-Rennen in 10,90 Sekunden. Zweite wurde Veronika Campbell-Brown aus Jamaika in 10,97 Sekunden vor Kelly-Ann Baptiste aus Trinidad und Tobago, die in 10,98 Sekunden die Titelverteidigerin Shelly-Ann Fraser (Jamaika) um eine Hundertstelsekunde auf Platz vier verwies. Yasmin Kwadwo aus Wattenscheid schied im Halbfinale aus. Europameisterin Verena Sailer aus Mannheim musste die WM verletzungsbedingt auslassen.
Hammerwerfer Markus Esser hat nur knapp eine Medaille verpasst. Der 31 Jahre alte Leverkusener wurde mit 79,12 Metern Vierter, diese Platzierung hatte er auch schon bei der WM 2005 und der EM 2006 erreicht. "Ich hab ein bisschen gehadert mit dem Käfig, der hat mir einige Nerven gekostet", sagte Esser, der dennoch zufrieden war: "Ich glaub, ich kann zu Recht sagen: Markus Esser ist zurück in der Welt." Seinen ersten WM-Titel gewann der bereits 36 Jahre alte Japaner Koji Murofushi. Der Olympiasieger von 2004 siegte mit 81,24 Metern hauchdünn vor dem Ungarn Krisztián Pars (81,18) und Titelverteidiger Primoz Kozmus aus Slowenien (79,39).
Zwei Jahre nach ihrem WM-Silber von Berlin hat Nadine Kleinert eine Kugelstoß-Medaille verpasst. Mit der Saisonbestleistung von 19,26 m wurde die 35 Jahre alte Magdeburgerin, die dreimal WM-Zweite war, Achte beim erneuten Gold von Neuseelands Olympiasiegerin Valerie Adams. Diese schlug mit Jahresweltbestleistung von 21,24 m einmal mehr die Weißrussin Nadeschda Ostaptschuk (20,05). Bronze gewann mit 20,02 m die Amerikanerin Jillian Camarena-Willams. Den Vorstoß in den Endkampf der besten Acht hatte Christina Schwanitz (Thum) nach 19,20 m in der Qualifikation verpasst, als sie nach einem schwachen Auftakt mit 17,96 m zwei ungültige Versuche produzierte. Im Vorkampf war Josephine Terlecki (Magdeburg) ausgeschieden.
Amantle Montsho aus Botswana ist erstmals Weltmeisterin über 400 Meter geworden. Die Außenseiterin gewann am Montag bei der Leichtathletik-WM in Daegu/Südkorea in 49,56 Sekunden vor der Topfavoritin Allyson Felix aus den USA (49,59). Bronze holte die Russin Anastasija Kapatschinskaja (50,24.) Montsho eroberte die erste WM-Medaille überhaupt für das südafrikanische Botswana.
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Die WM-Zweite von 2009, Jennifer Oeser, ist nach den ersten vier Disziplinen des Siebenkampfes nur Siebte. Die 27-jährige Leverkusenerin holte am Montag insgesamt 3791 Punkte und hat damit nur noch geringe Chancen auf eine Medaille. An der Spitze liegt Titelverteidigerin Jessica Ennis (Großbritannien) mit 4078 Punkten vor Tatjana Tschernowa aus Russland (3927). Lilli Schwarzkopf von der LG Rhein-Wied rangiert in der Zwischenwertung mit 3637 Punkten auf Platz elf. Die Neubrandenburgerin Julia Mächtig liegt mit 2812 Zählern an 23. Stelle.
Der beinamputierte 400-Meter-Läufer Oscar Pistorius ist ausgeschieden. In 46,19 Sekunden wurde der 24-jährige Südafrikaner am Montag nur Letzter seines Laufs. Pistorius ist der erste beinamputierte Läufer der WM-Geschichte, der mit Karbon-Prothesen bei den Titelkämpfen der Nichtbehinderten an den Start ging. Olympiasieger und Titelverteidiger LaShawn Merrit (USA) erreichte das Finale mit 44,76 Sekunden als Halbfinallauf-Erster. Im Vorlauf hatte er in 44,35 Sekunden eine Weltjahresbestzeit aufgestellt.
Für den Wattenscheider Hürdensprinter Willi Mathiszik war im Halbfinale Endstation. In 13,81 Sekunden wurde Mathiszik nur Letzter in seinem Vorlauf, den Chinas Liu Xiang (13,31) vor Dayron Robles (Kuba/13,32) gewann. "Ich habe gedacht: Alles oder nichts. Aber ein kleiner Fehler war drin", sagte Mathiszik, "trotzdem hat es Spaß gemacht, wieder dabei zu sein. Ich war ja schließlich fast ein Jahr raus." Die Leipziger Erik Balnuweit (13,56) und Alexander John (13,68) waren im Vorlauf gescheitert.
Robert Harting geht zuversichtlich ins Diskus-Finale am Dienstag (12.55 Uhr MESZ). Mit 64,93 m bot der am Knie verletzte Titelverteidiger die fünftbeste Weite der beiden Qualfikations-Gruppen. Viel wichtiger für ihn: Es blieben nur noch vier Gegner aus den Top Ten der Weltrangliste 2011 übrig: Polens Olympia- und WM-Zweiter Piotr Malachowski mit der besten Qualikationsweite (65,48), der Spanier Mario Pestano (65,13) sowie die beiden Olympiasieger Virgilijus Alekna (Litauen/64,21) und Gerd Kanter (Estland/63,50).
Stark auch der Iraner Ehsan Hadadi, der in Hartings Gruppe A mit 65,21 m siegte."Ich habe heute mit drei Spritzen geworfen. Heute Abend tut es wieder weh, morgen dann noch mal drei Spritzen, dann ist es gut", meinte der Berliner hinsichtlich der lädierten Patellasehne. Wie er im Endkampf weiter werfen will? "Der erste Teil der Drehung geht eigentlich, aber das Finish ist noch ein bisschen, keine Ahnung, sesselpupsermäßig. Da muss ich morgen richtig draufhauen und dann geht das schon."
Kläglich scheiterten dagegen die beiden anderen deutschen Diskuswerfer in Gruppe B. Mit im letzten Versuch erzielten 61,68 m wurde der Magdeburger Weltranglisten-Neunte Martin Wierig nur 19. in der Wertung beider Gruppen, Markus Münch (Wedel-Pinneberg) blieb mit indiskutablen 60,80 m als 26. auf der Strecke.
Georg Fleischhauer ist mit einer Steigerung auf 48,72 Sekunden ins Halbfinale über 400 Meter Hürden vorgestoßen. Der Dresdener wurde Dritter des Vorlaufs, den David Greene (Großbritannien) in 48,52 gewann, und will am Dienstag ins Finale."Das ist überwältigend. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell laufen kann. Eine Zeit knapp unter 49 Sekunden wäre schon ein Traum gewesen", sagte Fleischhauer, der mit einer Bestzeit von 49,50 nach Daegu gereist war. Schneller als Fleischhauer waren in Deutschland neben Rekordler Harald Schmid (47,48) nur sechs andere, darunter sein Trainer Volker Beck (48,58), Olympiasieger 1980 in Moskau.
Stefan Uliczka ist über 3000 Meter Hindernis ausgeschieden. Der Läufer von der SG TSV Kronshagen/Kieler TB wurde am Montag im ersten von drei Vorläufen in schwachen 8:37:35 Minuten nur Zehnter. Der 27-Jährige hatte den Endlauf angepeilt, wusste aber schon vorher: "Im Vorlauf muss ich eine neue Bestleistung aufstellen, um das zu schaffen."
Thomas Hahn in der Süddeutschen Zeitung, Montag, dem 29. Augsut 2011