Dr. Roland Döhrn berichtet: Der Laufmarkt Newsletter vom Oktober 2012 - Zehn witterungsbedingte Absagen - Einige Schwächezeichen. Beim Marathon Vorjahresergebnis übertroffen ©Laufmarkt
Dr. Roland Döhrn berichtet: Der Laufmarkt Newsletter vom Oktober 2012 – Zehn witterungsbedingte Absagen – Einige Schwächezeichen. Beim Marathon Vorjahresergebnis übertroffen
An diesem Wochenende hätte der New York Marathon stattfinden sollen. Wie allgemein bekannt sein dürfte, musste er aufgrund der Schäden durch den Sturm Sandy abgesagt werden. Die Absage erfolgte relativ spät, die Meisten waren sicher schon nach New York geflogen, aber auch bei einer Absage einige Tage früher wäre es wohl unmöglich gewesen, Flüge und Hotels zu stornieren.
Den Schaden wird wahrscheinlich keine Versicherung den Läuferinnen und Läufern ersetzen. Die Veranstalter, davon gehe ich zumindest mal aus, werden wohl eine Ausfallversicherung haben. Ob dadurch der gesamte Schaden ersetzt werden kann, mag dahingestellt sein.
Ich habe die Absage in New York zum Anlass genommen, meine Datenbank nach vergleichbaren Fällen in Deutschland durchzusehen. Lässt man einmal jene Fällen beiseite, in denen es eine Absage „aus
organisatorischen Gründen" gab, so findet man einige Veranstaltungen, die ähnlich kurzfristig wie jetzt
in New York aus Witterungsgründen abgesagt werden mussten.
Im Jahr 2007, nachdem der Sturm Kyrill am 18. und 19. Januar deutsche Wälder verwüstet hatte, hatte dies Folgen bis weit in das Jahr hinein: Der Königsforst-Marathon (März), der Hollenlauf und der Rothaarsteiglauf (beide für den Mai geplant) und gar im September stattfindende der P-Weg mussten abgesagt werden. 2006 musste der Mannheimer Marathon wegen Sturms gar erst am Veranstaltungstag abgesagt werden. Zwei Läufe fielen 2005 wegen kräftigen Schneefalls im November aus, zwei Veranstaltungen wurden im Dezember 2010 wegen Eis und Schnee abgesagt, und eine 2006 wegen zu großer Hitze.
Das macht summa summarum zehn witterungsbedingte Absagen, davon sieben akute, und drei mit längerem Vorlauf, was den entstandenen Schaden gering halten dürfte. Bei rund 3300 Veranstaltungen, die meine Datenbank für den Zeitraum 2003 bis 2012 enthält, macht das eine witterungsbedingte Ausfallquote von 0,2% bis 0,3%, je nachdem on nur akute oder alle Ausfälle betrachtet.
Man sieht, Absagen kommen zwar selten vor, sind aber gar nicht so unwahrscheinlich, wie mancher denken mag.
So weit diese Analyse aus gegebenem Anlass. Ich möchte in diesem Newsletter aber auch die aktuellen Tendenzen bei den Teilnehmerzahlen kurz kommentieren. Das Jahr hatte stark mit kräftigen Zuwächsen in vielen Bereichen angefangen; und in meinen früheren Newslettern hatte ich auch stets deutliche Zuwächse vorhergesagt. Die Prognose von Zuwächsen – die ja nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre keine Selbstverständlichkeit sind, ist zwar immer noch richtig, sie dürften aber wohl weniger stark sein als erhofft.
Gegen Ende des Jahres gab es nämlich durchaus einige Schwächezeichen. Waren es in der ersten
Jahreshälfte zumeist deutlich mehr als 60% aller Events, die ein Plus bei den Teilnehmern aufwiesen, so waren es im September und Oktober gerade etwas mehr als 50%. Der Trendchart, den Sie auf meiner Homepage finden, zeigt am aktuellen Rand sogar leicht nach unter. Das sollte man zwar nicht überbewerten, weil die letzten Werte noch sehr stark auf Schätzungen basieren.
Aber eines ist sicher: steil aufwärts ging es zuletzt nicht mehr.
Beim Marathon wurde zwar jetzt schon das Vorjahresergebnis übertroffen. Die wenigen noch ausstehenden Läufe lassen aber kein kräftiges Plus erwarten. Beim Halbmarathon deutet alles darauf hin, dass auch hier der Vorjahreswert übertroffen werden wird, aber das Allzeithoch aus dem Jahr 2009 dürfte nicht erreicht werden. Und bei den Zehnern dürften die Silvesterläufe die Teilnehmerzahlen noch über den Vorjahreswert heben. Das Plus dürfte aber eher im Bereich von 3 bis 5% liegen, wobei vieles noch vom Wetter abhängt. Die großen Gewinner bleiben die kurzen Strecken – insbesondere aufgrund der Firmenläufe – und die ganz langen. Bei den Ultramarathon-Wettbewerben wurde bei einem noch ausstehenden größeren Rennen der Vorjahresstand bereits übertroffen.
So weit eine Aktualisierung der sich für 2012 abzeichnenden Tendenzen. Erheblich mehr dazu gibt es in den beiden kommenden Newsletter und natürlich noch viel mehr in „Laufmarkt 2012", der voraussichtlich
Ende Januar 2013 erscheinen wird.
Zu guter Letzt noch der Hinweis auf die – nach einigen Monaten Abstinenz – neue Frage bei der Veranstalter-Umfrage. Es geht diesmal darum, wie sich die Zahl der Läuferinnen und Läufer entwickelt, die sich zwar zu Ihrer Veranstaltung anmelden, aber am Veranstaltungstag nicht erscheinen. Mein Eindruck ist, dass deren Anteil zugenommen hat.
Aber wie sieht da Ihre Erfahrung aus?
So viel für heute.
Dr. Roland Döhrn