Berlin - Neptunsbrunnen und "Rotes Rathaus" - Foto: Horst Milde
Der DOSB KOMMENTAR – Die große Gemeinschaft des Sports – ein Land wird inklusiv – Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke
Wer in diesen Tagen als fernsehgewohnter Sportfan in der Berliner Innenstadt das Areal um den Neptunbrunnen zwischen Fernsehturm am Alex und dem Roten Rathaus durchschlendert, mag Orientierungsschwierigkeiten bekommen. Stehen auf der einen Seite „Finals“ als große Show des Spitzensports, ist an vielen anderen Stellen „Special Olympics“ plakatiert wie praktiziert, dazwischen noch das Sportfest des Landessportbundes mit seinen vielen Vereinen angekündigt. Neptuns Dreizack ist da passende Symbolik für eine große Berliner Sportwoche.
Mitmachparcour für Kinder und Familien, TV-Übertragungen von spannenden Sportereignissen, eine Bühne für Infos über alle Facetten des Sports und Musik für jedes Alter und jeden Geschmack prägen das bunte Treiben in diesem „Olympic Town“. Bei den Sponsoren versorgt eine große Lebensmittelkette, auch bekannt als Trikotschmuck eines erfolgreichen Fußball-bundesligisten, erstmals die Sportenthusiasten mit geistiger Beeinträchtigung kulinarisch für ihren nächsten leidenschaftlichen Einsatz.
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) bietet nicht nur Klettern für Alle an, sondern informiert über ihr Angebot für Olympioniken, Paralympics und Special Olympics. Aus einem Puzzle wird etwas Ganzes – die große Gemeinschaft des Sports.
Es bedarf zu dieser Olympischen Plaza keiner weiteren Erläuterung: Inklusion ist nicht nur wohlfeiles Motto und Wunsch, sondern gelebte Praxis in Raum und Zeit. Und das nicht nur am Neptunbrunnen, auch am Brandenburger Tor mit gemeinsamer Bühne für Musik, Medaillen, Muskeln und emotionaler Abschlussfeier, der Olympiapark mit seinen großzügigen Flächen zum Sport für Alle und den international anerkannten Wettbewerbsflächen. Gleich nach den Special Olympics wird dort der Landessportbund sein Mitmach-Sportfest anbieten und in fünf Olympischen Disziplinen werden die Deutschen Meisterschaften ausgetragen – vielleicht werden einige der Sportgruppen aus den Behinderteneinrichtungen dort mitmachen. Das wären Gelegenheiten für weitere Begegnungen von Sporttreibenden, die sich im Alltag noch eher selten wahrnehmen – daraus kann Respekt und beiderseitiges Lernen erwachsen.
Dafür werden im kommenden Jahr und weit darüber hinaus knapp 200 Kommunen sorgen, die die Gäste aus nahezu allen Regionen und Kulturen vor den Weltspielen im kommenden Jahr zu Hause betreuen und dann nach Berlin begleiten werden. Ihr schon jetzt überall zu spürendes Engagement und Ideenreichtum für eine gute Gastgeberrolle, das wachsende Netzwerk von Vereinen mit Behinderteneinrichtungen, Behörden und Unternehmen, nicht zuletzt das Engagement der Medien werden ein ganzes Land verändern – „all inclusiv“.
Das auch deshalb, weil viele der kommunalen Mitgestalter das erste Mal die Eröffnung der Nationalen Spiele erlebten. Ebenfalls erstmals open air inszeniert in einem Stadion – die „Alte Försterei“ von Union Berlin in Köpenick – bei einem Bundesligaverein. Sie werden immer noch überwältigt sein von der Fröhlichkeit und Begeisterung der 4.000 Aktiven, die mit Singen, Tanzen und Polonaisen mitunter die Veranstaltungsregie in die eigenen Hände nahmen.
Geradezu schonselbstverständlich war die gleichberechtigte Teilhabe bei Moderation, Musikbands, Begrüßungs-reden und mitreißenden Vorführungen, deren Höhepunkt ein bunter Zug von unterschiedlichen Akteuren aus Einrichtungen und Vereinen mit dem einladenden Brandenburger Tor war. Eine beeindruckende Präsentation und Botschaft für die Weltspiele 2024; schon jetzt waren Gast-delegationen aus 12 Ländern im Stadion vertreten.
Wie sagte doch Willy Brandt 1989: Es wächst zusammen, was zusammengehört.
Der Sport ist dabei.
Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke – DOSB Presse