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05
03
2011

Simret Restle: „Zu viel Respekt vor Mocki!“

DM-Cross in Löningen – Steffen Uliczka bezwingt starken Steffen Justus – Sabrina Mockenhaupt holt achten Crosstitel – Anna Hahner und Musa Roba-Kinkal deutsche Juniorenmeister – Deutsche Crossmeisterschaften in Löningen mit spannendem Finale – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Während sich Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/ Kieler TB) über seinen allerersten Crosstitel freute, ist dies für Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) längst zur Routine geworden, denn die kleine Siegerländerin holte sich bei den Titelkämpfen in Löningen im Kreis Cloppenburg bereits den achten Crosstitel und die insgesamt 28. deutsche Meisterschaft.

Selbst wenn die Differenz zu den Zweitplatzierten Steffen Justus (LG Stadtwerke München) und Simret Restle (PSV GW Kassel) im Ziel mit zweiundzwanzig bzw. sieben Sekunden doch deutlich war, mussten sowohl Steffen Uliczka als auch Sabrina Mockenhaupt im Siegerinterview zugeben, dass es ein hartes Stück Arbeit bis zum Meisterschaftsgewinn war.

„Erst nach der Hälfte der 10,2 km langen Strecke hatte ich das Gefühl, dass ich Steffen Justus im Griff habe. Es war zugegebenermaßen auch angenehm, immer wieder einmal im Windschatten zu laufen. Deshalb habe ich auch zunächst noch gezögert wegzulaufen“, bekannte der Hindernismann, der erstmals bei einer Crossmeisterschaft auf dem Medaillenrang einlaufen konnte. „Und dann gleich eine goldene, das macht mich doppelt stolz!“ Und bekannte freimütig: „Der Vorkampf mit Arne Gabius in der vergangenen Woche in Diekirch war sehr hart, ich konnte mich nur schwer davon erholen. Allerdings habe ich heute auch die Erwartungshaltung als WM-Starter gespürt“.

Als Steffen Uliczka nach der Streckenhälfte in einer selektiven Bergauf-Bergab-Passage einen kleinen Vorsprung herausgelaufen hatte, war auch der Widerstand des erneut kämpferisch stark auftrumpfenden Weltklasse-Triathleten Steffen Justus gebrochen. „Ich glaube, die WM kann jetzt kommen“, freut sich Steffen Uliczka schon auf seinen Start bei der Cross-WM, „denn in Spanien werden wir einen ähnlich schnellen Kurs laufen“.

Saison beginnt für Steffen Justus in Australien…

Für Steffen Justus ist damit allerdings auch der Ausflug zu den Leichtathleten für lange Monate beendet, denn bereits in der kommenden Woche beginnt die Vorbereitung auf die Weltcuprennen in Australien. „Gerne wäre ich sogar bei den Halbmarathon- und 10.000 m-Meisterschaften gestartet, aber das passt in diesem Jahr überhaupt nicht hinein. Unsere Wettkampfsaison beginnt am 10. April in Sydney“.

Wie im Vorjahr in Stockach gewann Steffen Justus nun auch in Löningen die Silbermedaille im Cross. „Ich bin super zufrieden mit meinem Abschneiden. Mit Steffen hatte ich vereinbart, dass wir uns zunächst Runde für Runde abwechseln, das ging wirklich gut. Nun weiß ich, was ich drauf habe. Wenn ich allerdings berücksichtige, dass die Weltspitze im Triathlon 28:00 Minuten läuft, weiß ich, dass ich noch viel tun muss!“

War Steffen Justus bislang der einzige Triathlet, der bei deutschen Meisterschaften den Lauf-Spezialisten Paroli bieten konnte, zeigte Löningen nun ein anderes Bild. Im LAZ Saarbrücken haben sich um Olympiasieger Jan Frodeno einige Triathleten gruppiert, die mit Gregor Buchholz und Jonathan Zipf auf den Rängen vier und sechs nun im Hasetal für großes Aufsehen sorgten. Alleine der schwächere dritte Läufer (Stefan Zachäus/ 20.) verhinderte den ersten Meistertitel für den neu gegründeten Verein im Saarland, denn mit einer geschlossenen Teamleistung kam die LG Passau mit 22 Punkten zum Erfolg vor den Saarbrücker Triathleten (30) und der LG Stadtwerke München (34).

Während die Erstplatzierten allesamt sportliche Nahziele anstreben, steht für Arne Gabius (LAV ASICS Tübingen) erst einmal Außersportliches an. „In Vier Wochen habe ich Examen, deshalb habe ich in diesem Winter den Sport eindeutig untergeordnet. Danach kann ich mich mit einem Trainingslager in Iten belohnen“, blickt allerdings der Baumann-Schützling auch sportlich in die Zukunft.

Simret Restle: „Zu viel Respekt vor Mocki!“

„Heute hättest du die Chance gehabt!“ begrüßte Sabrina Mockenhaupt die dicht hinter ihr einlaufende Simret Restle im Ziel. „Ich habe in dieser Woche viel trainiert und deshalb müde Beine. Mein Fokus liegt in dieser Saison auch eindeutig auch auf der Straße. Schon in der kommenden Woche geht es bei ‚Rund um das Bayerkreuz’ in Leverkusen los. Hauptziel im Frühjahr ist aber ein schneller Halbmarathon am 3. April in Berlin!“ Die kleine Siegerländerin hatte auf der 6 750 m langen Strecke ihre Mühe mit der Neu-Kasselerin mit eriträischen Wurzeln. „Ich hatte unterwegs immer wieder Simret aufgefordert, auch einmal Tempo zu machen, aber scheinbar war sie doch nicht so stark!“

Und Simret Restle gab unumwunden zu, dass sie vielleicht zu viel Ehrfurcht vor der Abonnements-Crossmeisterin hatte. „Meine Beine waren eigentlich gut, nur hatte ich mit der Atmung etwas Probleme“, bekannte sie zudem. „Der Abstand wurde zwar gegen Schluss immer kleiner, aber mein Respekt war vielleicht doch zu groß“.

Den spannenden Kampf zwischen (Susanne) Hahn und (Anna) Hahner gewann die 22jährige aus dem Osthessischen Rimmels dank einer starken Schlussphase. „Ich war so euphorisch, dass ich mich in den Runden verzählt habe und einfach weiter gelaufen bin“, freute sich Anna über ihre Bronzemedaille, praktisch als Dreingabe zum Junioren-Gold, den sie vor der wiederum stark auftrumpfenden Gesamtfünften Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg), Jana Sussmann (LG Nordheide) und ihrer Zwillingsschwester Lisa Hahner (Run2Sky.Com) gewinnen konnte. „Mit Gummibeinen zur Holzmedaille“ kommentierte Susanne Hahn (SV Schau.com Saar 05) ihren vierten Rang. „Bei den ersten Rennen nach der Geburt unseres Sohnes lief es besser… Aber für mich wird es ja erst im Herbst interessant. Bis dahin habe ich ja noch reichlich Zeit!“

Juniorensieger Musa Roba-Kinkal (SC Gelnhausen) spulte in scheinbar spielerischer Eleganz die insgesamt sechs Runden bei einer Streckenlänge von 8,230 km im Alleingang herunter. „Es war ein schönes Rennen, hat Spaß gemacht. Ein derartiges Rennen ist aber nicht zu planen, denn man weiß ja nie, wie die Konkurrenz läuft!“ Und die Konkurrenz lief quasi eine Klasse dahinter um die weiteren Medaillen. Alexander Hahn (OSC Waldniel) spürt nach Trainer- und Vereinswechsel neue Motivation und freute sich bereits in der Cross-Vorbereitung über den 10 km-Hausrekord mit glatten 30:00 Minuten im holländischen Schoorl.  
    
Christian Glatting mit Spikes-Problemen

Die Männer-Mittelstrecke (3,790 km) sicherte sich nach einem spannenden Rennverlauf der Erfurter Rico Schwarz knapp vor Johannes Raabe (LG Hannover) und Julian Flügel (LG Telis Finanz Regensburg). „Ich habe taktiert – und Erfolg damit“ freute sich Rico Schwarz, der nach Hallen-Silber nun Cross-Gold gewinnen konnte. „Ich habe die falsche Taktik gewählt“, bekannte der Hannoveraner freimütig, freute sich aber dennoch über sein Comeback nach seiner Kollision mit einem Motorrad im November in Pforzheim. Langstrecken-Titelverteidiger Christian Glatting wollte sich diesmal auf der Mittelstrecke versuchen – und hatte Pech. Nach 400 Metern verlor er einen Spikes und den Kontakt zur Spitze. „Das hat mich zwanzig Sekunden gekostet, die sind dann nicht mehr aufzuholen“ gestand der Wattenscheider, der auf immerhin noch Rang sieben vorlaufen konnte.

 

Starker Familienauftritt: Maya und Stig Rehberg Crossmeister

 

Das ist ein Novum in der Geschichte der deutschen Crosslaufes. Mit Maya und Stig Rehberg gewannen bei den deutschen Crossmeisterschaften in Löningen zwei Geschwister ihre Wettbewerbe. Die 17jährige Maya gewann zunächst mit 14 Sekunden Vorsprung das B-Jugend-Rennen über 3,790 km, drei Stunden später holte ihr zwei Jahre älterer Bruder Stig im dramatischen Sprintfinale den Titel der A-Jugend.

„Genau so haben wir uns das bei den Deutschen auch vorgestellt!“ kommentierte Stig wieder zu Puste gekommen etwas scherzhaft im Ziel das Traum-Resultat der Familie Rehberg aus Bad Segeberg im niedersächsischen Emsland.

Maya Rehberg wiederholte mit einem eindrucksvollen Start-Ziel-Sieg ihren im Vorjahr in Stockach gewonnenen Titel vor den beiden badischen Konkurrentinnen Hanna Hoss (TuS Königsfeld) und Alina Baumann (TSG Weinheim). „Wir hatten überlegt, ob ich nicht A-Jugend wegen der Mannschaft laufen sollte, aber wir haben uns dann doch für die B-Jugendklasse entschieden. Den Titel im Cross bei der A-Jugend kann ich ja noch zwei Jahre gewinnen!“ antwortete sie mit einem Lachen, schließlich gehörte sie bereits der Cross-Mannschaft des DLV an, die bei den Europameisterschaften im Dezember 2010 im portugiesischen Albufeira die Silbermedaille gewinnen konnte. „Die Strecke war auch für mich anstrengend, ähnelte schon in gewisser Weise der bei der Cross-EM! Ich war deshalb schon froh, dass ich alleine voraus laufen konnte!“

Bruder Stig konnte es zunächst nicht glauben, dass er im Spurt das Meisterschaftsrennen zu seinen Gunsten entschieden hatte. „Das ist eigentlich unglaublich, denn ich bin nicht der beste Spurter! Nach der schnellen Hallenzeit wusste ich, dass ich in guter Form bin. Deshalb habe ich auch vorne viel Tempo gemacht. Dass es aber zum Titelgewinn reichen würde, das ist schon geil!“

Dreizehn Sekunden Vorsprung hatte letztlich Gesa-Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) im Ziel nach 4,360 km vor Jannika John (LAC Quelle Fürth) und Annika Frank (LAV ASICS Tübingen) und sieht damit den rechten Schwung für das in einer Woche anstehende Schriftliche Abitur in den Fächern Sport, Englisch und Geschichte. „Dann kann ich endlich ausspannen – im Trainingslager in Kenia!“ freut sie sich auf das von Trainer Wolfgang Heinig in Iten geplante Hohentrainingslager mit leistungsstarken Läuferinnen wie Anna und Lisa Hahner sowie Katharina Heinig.  

Mit dem 17jährigen Simon Boch wächst beim FC Alemannia Unterkirnach ein Talent heran wie dieses auch Maya Rehberg sein dürfte. Die Parallelität ist durchaus gegeben, schließlich stand Simon wie auch Maya bereits in der deutschen Nationalmannschaft bei der Cross-EM in Portugal. Ähnlich souverän beherrschte der Schwarzwälder die Konkurrenz, die vornehmlich (!) aus drei Magdeburger Läufern, den Zwillingen Johann und Lukas Motschmann sowie Julius Lawnik bestand.

Wilfried Raatz   
 

author: GRR

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