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11
2012

Favoriten diktieren U23-Rennen mit Clarkson, Göhler, Schramm und Sonnenberg ©Laufreport.de

DLV-Nachwuchs präsentiert sich in Darmstadt stark – Corinna Harrer, Maya Rehberg und Michael Schramm überzeugten – Richard Ringer gewinnt Männerrennen – Ludwig Reiser berichtet

By GRR 0

Eine große Bundestrainer-Dichte auf Deutschlands Cross Nummer 1 ist der Beleg dafür, dass man beim DLV trotz der parallel ins holländische Tilburg ausgelagerten Qualifikation der Männer und Frauen auf den Darmstadt-Cross setzt.

Das hat freilich wenig damit zu tun, dass im Südhessischen der Leichtathletik-Dachverband seine Heimstatt hat, sondern vielmehr damit, dass der Darmstadt-Cross es Jahr für Jahr versteht, die Massen anzuziehen – und der DLV zu recht hier zumindest zu Teilen die EM-Qualifikation ansetzt. Der Lauf-Nachwuchs U 20 und U 23 zeigte sich massiv präsent und überaus willig, sich für die am 9. Dezember in Budapest anstehenden Cross-Europameisterschaften richtig ins Zeug zu legen.

Vierstellige Teilnehmerzahlen sind im Straßenlauf an allen Ecken und Enden hierzulande anzutreffen, beim Cross muss man hierfür mit der Lupe durch die Landschaft ziehen – und wird alleine beim Darmstadt-Cross fündig. Mit 1100 Meldungen hat der ASC Darmstadt eine hohe Messlatte nun schon zum wiederholten Male gelegt – und das nur wenige Stunden nach einer prominent besetzten 60-Jahr-Feier des ASC Darmstadt im Veranstaltungshotel Ramada.

Hier Olympiasiegerin Christiane Krause, Weltrekordler Walter Schmidt, Europarekordler Franz-Josef Kemper und der Olympiazweite Hans Baumgartner, dort die jungen Hoffnungsträger des Deutschen Leichtathletik-Verbandes mit Corinna Harrer, Maya Rehberg und der als Zaungast in Darmstadt weilenden Gesa-Felicitas Krause.

Cross-Chef Wilfried Raatz hat es mit seinem starken Organisationsteam einmal mehr verstanden, eine attraktive und zugleich selektive Strecke auf zugegeben flachen Terrain zu markieren, die bei allen Rhythmusbrechern auch die Chance zum hohen Tempo ermöglichte, denn dies wird bei den in zwei Wochen in der ungarischen Hauptstadt ausgetragenen Europameisterschaften gefordert sein, wo der DLV ähnlich erfolgreich sein möchte als im Vorjahr im slowenischen Velenje, als man vier Medaillen einsammeln konnte.

Ihrer Favoritenrolle wurde dabei mit Maya Rehberg die U 20-WM-Sechste im 3000 m-Hindernislauf. Die talentierte Läuferin des SC Rönnau legte bei zeitweise stark böigem Wind die 4.400 Meter in 15:37 Minuten zurück und hatte dabei ihre sicherlich in Budapest am Start stehenden Konkurrentinnen Caterina Granz (Berlin) und Anna Gehring (SC Itzehoe) im Griff. „Das hat mich heute sehr zufrieden gestellt. Ich wollte anfangs etwas passiv laufen, um dann richtig Gas zu geben. Ich bin sehr zufrieden, weil ich mich läuferisch gut gefühlt habe!“

Bei der männlichen U 20 wäre sicherlich der 17jährige Uya Hundessa Abdi auch ein Mann für Budapest, doch der gebürtige Äthiopier wird erst im Februar 2013 für Deutschland eingesetzt werden können. Doch der für den LC Mengerskirchen startende 3:52-Läufer musste (erfreulicherweise) hart arbeiten, um letztlich um knappen Sieg gegen die stark auftrumpfenden Johannes Motschmann (Magdeburg) und Moritz Steininger (Passau) herauszulaufen.

 

Fabienne Schlumpf vor Corinna Harrer

 

Im Vorjahr musste sich Corinna Harrer ihrer deutschen Konkurrentin Anna Hahner geschlagen geben, diesmal fand die Regensburgerin auf den 6.700 Metern ihre Meisterin in der Schweizerin Fabienne Schlumpf. Doch „Coco“ nahm diese etwas überraschende Niederlage keineswegs tragisch, denn in Darmstadt konnte sie bislang allenfalls als Zweite einlaufen, bevor sie bei den direkt im Anschluss folgenden Cross-Europameisterschaften in Bestform präsentieren konnte. Wie 2011, als sie überraschend U23-Bronze gewann.

„Das ist ein gutes Zeichen für die EM. Es kann wieder passen!“ macht sie sich Mut für Budapest. Schließlich musste sie wegen einer Fußverletzung deutlich kürzer treten und nahm das Rennen auf dem Crossgelände in der Heimstättensiedlung aus dem Umfangtraining heraus.

Der Schweizer Nationaltrainer Fritz Schmocker freute sich besonders über den Erfolg seines Schützlinges, der innerhalb von nur drei Jahren aus dem Mittelmaß zu einer hoch gehandelten Hindernisläuferin gereift ist. Nach ihrem U 23-Rekord auf dem Hockenheimring und dem Sieg beim Pforzheim-Cross nun die nächste wichtige Zwischenetappe, wie sie zugestand. Schließlich möchte die hochaufgeschossene Schweizerin „unter die top ten“ in Budapest.

Hinter Fabienne und Corinna folgten mit einem erfrischenden Auftritt Jannika John (Fürth) und Jana Sussmann (Laufteam Haspa-Marathon Hamburg) auf den nächsten Rängen.

Alleine die beiden in Tilburg gestarteten Eleni Gebrehiwot (Wattenscheid) und Sabrina Mockenhaupt (Sieg) hätten in Darmstadt im Frauenbereich Akzente setzen können, doch beide wollten sich der internationalen Konkurrenz im Holländischen stellen. Hinter Ana Dulce-Felix (Portugal) und Adrienne Herzog (Niederlande) belegten die beiden die Ränge 3 und 4. Während die gebürtige Äthiopierin Gebrehiwot für den DLV international noch nicht startberechtigt ist, hat Sabrina Mockenhaupt kein Interesse an einem Start in Budapest.    

Und die weiteren Deutschen in Tilburg?

 

 

Alleine die auf Position 10 einlaufende Christiane Danner (Regensburg) ist nach den Richtlinien des DLV für die EM qualifiziert, nicht hingegen Jana Southout (Regensburg/ 15.), Ursula Gatzweiler (Köln/ 16.) und Caroline Aehling (Coesfeld/ 19.).

Michael Schramm mit der besten Taktik

 

Die U23-Konkurrenz der Männer (8.500 m) hatte es in sich. Zunächst drückte der Berliner Fabian Clarkson, der in den USA studiert und sich wegen der EM-Qualifikation für eine kurze Zeitspanne in Deutschland aufhält, aufs Tempo, dahinter Michael Schramm (Tübingen) und Nico Sonnenberg (Frankfurt) in Lauerstellung. Nach verschiedener Führung sprengte schließlich der Tübinger in der Schlussrunde die Gruppe und kam zum freudig gefeierten Sieg in 27:21 Minuten vor Nico Sonnenberg (27:30) und Fabian Clarkson (27:37) einlief.

 

Komplette Nachwuchsteams zu erwarten

In der Männer-Konkurrenz (10.300 m) setzte sich Richard Ringer, der sich im Vorjahr mit Florian Orth ein „totes Rennen“ auf der U 23-Juniorenstrecke in Darmstadt geliefert hatte, durch. Der Friedrichshafener war ohne Cross-Ambitionen nach Darmstadt gekommen und zeigte sich dennoch in vorzüglicher Verfassung. Nachdem sehr früh Musa Roba-Kinkal verletzungsbedingt ausgestiegen war, wurde das Männerrennen zu einem interessanten Duell zwischen Richard Ringer, dem bislang vorrangig als Bergläufer in Erscheinung getretenen Manuel Stöckert (Ostheim) und dem Österreicher Christian Steinhammer. In der Schlussrunde zeigte sich Ringer als leistungsstärker und kam doch noch zu einem deutlichen Sieg vor Stöckert und Steinhammer.

Während in Darmstadt mit Ringer, Stöckert und mit Abstrichen Stephan Hubert (SV Sömmerda) nationale Spitzenkräfte am Start waren, gingen die deutschen Starter in Tiburg völlig unter.

Für die beste Platzierung sorgte dabei Jakob Stiller (LAZ Leipzig) als Siebzehnter und einer Minute Rückstand auf die siegreichen Tawe Tasama (Belgien) und Khalid Choukoud (Niederlande).

Die weiteren Platzierungen der Deutschen: 25. Tobias Gröbl (LG Zusam), 27. Sven Weyer (SG Spergau), 28. Fynn Schwiegelshohn (LGO Dortmund), 37. Simon Stützel (TV Wattenscheid).

Bundestrainer Wolfgang Heinig kündigte mit den Ergebnissen von Darmstadt und nach den Beratungen mit seinem Trainerkollegen Lutz Zauber, Werner Grommisch und Werner Klein inzwischen für die Klassen U23 und U20 männlich und weiblich komplette Mannschaften für die Cross-EM an. Besondere Freude hatte der langjährige Marathontrainer insbesondere an den U 23-Männern und natürlich an Maya Rehberg, die durchaus in Budapest eine ähnliche Rolle spielen kann wie eine Corinna Harrer als Vierte (2009) und Fünfte (2010).

 

Große Starterfelder bei den Nachwuchsläufen

 

Startfreudig sind beim Darmstadt-Cross insbesondere die Schülerklassen. Einmal mehr dabei eingebunden die Stadtmeisterschaften Darmstadts und die Bestenkämpfe für den Landkreis Darmstadt-Dieburg. Die Wettbewerbe der Nachwuchsläufer zogen sich vom Beginn um 11.00 Uhr bis zum Ende um 16.15 Uhr wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung, ein sicherlich kluger Schachzug der Verantwortlichen des ASC Darmstadt.

„Es müsste doch für die Acht- bis Fünfzehnjährigen eine Riesenmotivation sein, Olympiastarter wie Corinna Harrer oder die besten deutschen Jugendlichen im Kampf um die EM-Tickets zu sehen“, so Wilfried Raatz, der zwischen seinen Aufgaben als Starter und Repräsentant des Veranstalters bei allen Siegerehrungen auch einige Laufkilometer hinter sich bringen musste. Und die Sieger kommen inzwischen „quer durch die Bundesrepublik“, durchaus auch ein Gratmesser des Darmstadt-Cross. Aber auch aus dem benachbarten Ausland, denn sie U 10-Siegerin Alexandra Zenz kommt aus Innsbruck!

Erfrischende Sprints im Crossterrain

Das Salz in der Suppe des Darmstadt-Cross sind inzwischen die Sprints über die 600 m-Distanz. Nach packenden Vorläufen ging es für die Besten im Finale um die Prämien: Anja Voss (SC Neubrandenburg) siegte bei den Frauen in 1:52,1 Minuten, klar schneller war im darauffolgenden Jugendfinale Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München) mit 1:45,5 Minuten.

Auch in der männlichen Abteilung siegte die Jugend über die Erwachsenen: Daniel Rhodes (TSG Eisenberg) gewann in 1:29:3 Minuten, während Männersieger Carl-Philipp Heising (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) auf lediglich 1:31,1 kam.

Neue Heimstatt in der Heimstättensiedlung erneut bewährt

Schon beim Premierenlauf im Vorjahr präsentierte sich das Sport- und Freizeitgelände von Rot-weiß Darmstadt als ideales Terrain für den Darmstadt-Cross. 2011 war der ASC Darmstadt wegen nicht nachvollziehbarer finanzieller Forderungen der TU Darmstadt für die Nutzung der Lichtwiese nach 26 Jahren geschichtsträchtiger Crosslauf-Kultur (Deutsche Meisterschaften, ADH-Titelkämpfe) kurzfristig „umgezogen“ – und fühlt sich auf Anhieb pudelwohl bei den Rot-Weißen.

Dazu Wilfried Raatz: „Unser Dank gilt natürlich dem SKV Rot-Weiß Darmstadt für die Überlassung seiner Anlagen, wir haben hier ideale Partner für den Darmstadt-Cross gefunden. Terrain und Infrastruktur hätten für eine Veranstaltung wie dem Darmstadt-Cross nicht besser sein können!“

Ludwig Reiser

author: GRR

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