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23
07
2007

DLV-Präsident Clemens Prokop sagte, das Verbandspräsidium lehne Jugendspiele, welche die Olympischen Spiele auf eine jüngere Altersgruppe übertragen, ab. "Wir unterstützen nicht, das absolute Leistungsprinzip auf Sechzehnjährige herunterzudelegieren

DLV denkt über Boykott nach – Jugendspiele ohne die Leichtathleten? Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)

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ERFURT. Die deutschen Leichtathleten wollen die Olympischen Jugendspiele für Vierzehn- bis Achtzehnjährige boykottieren, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) von 2010 an veranstaltet. „Wir haben beschlossen, dass wir daran nicht teilnehmen werden“, sagte Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), in Erfurt. „Man kann nicht alles machen, weil es politisch gewünscht wird.“
Mallow und seine Bundestrainer wehren sich gegen eine zu frühe Belastung der ihnen anvertrauten Nachwuchsathleten.

DLV-Präsident Clemens Prokop sagte, das Verbandspräsidium lehne Jugendspiele, welche die Olympischen Spiele auf eine jüngere Altersgruppe übertragen, ab. „Wir unterstützen nicht, das absolute Leistungsprinzip auf Sechzehnjährige herunterzudelegieren“, sagte er. Eine Entscheidung über die Teilnahme sei noch nicht gefallen, da das Konzept der Jugendspiele noch schwammig sei.

Er habe Thomas Bach, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vizepräsidenten des IOC, bereits im April seine Bedenken mitgeteilt, sagte Prokop, und um Informationen gebeten. Helmut Digel, Ehrenpräsident des DLV, hatte die Pläne des IOC in einem Artikel für diese Zeitung unter dem Titel „Kleine, gefährliche Kopie“ kritisiert (F.A.Z. vom 14. Juli).

Im Deutschen Olympischen Sportbund herrsche Entsetzen über die Entscheidung des DLV, sagte Mallow. Viele andere Verbände teilten aber die Skepsis der Leichtathleten. Rainer Brechtken, der Präsident des Deutschen Turner-Bundes, sagte in der vergangenen Woche, er halte die Olympischen Jugendspiele für den falschen Weg, denn damit werde ein verfrühtes Hochleistungstraining gefördert.

DOSB-Generaldirektor Michael Vesper dagegen kann sich nicht vorstellen, dass zu den 3200 Teilnehmern solcher Jugendspiele nicht auch Deutsche gehörten. „Da das IOC sie veranstaltet, wird der deutsche Sport daran teilnehmen“, sagte er am Telefon.
„Es wäre konsequent gewesen, wenn Leichtathleten und Turner sich in ihren internationalen Verbänden durchgesetzt hätten, die die Einführung der Olympischen Spiele der Jugend ja zum Teil enthusiastisch begrüßt haben.“

IOC-Präsident Jacques Rogge berief den Darmstädter Klaus Schormann, Präsident des Weltverbandes der Modernen Fünfkämpfer, als Leiter der Ad-hoc-Kommission zur Gestaltung der Spiele. Gudrun Doll-Tepper, die Sportpädagogin, Vorsitzende des Weltrates für Sportwissenschaft und Vizepräsidentin des DOSB, ist Mitglied dieser Gruppe. Beide werden bei der Präsidiumssitzung des DOSB am kommenden Dienstag, auf deren Tagesordnung auch die Jugendspiele stehen, voraussichtlich fehlen.

MICHAEL REINSCH
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Sonnabend, dem 21.Juli 2007

author: GRR

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