Per Express um den See - Hallwilerseelauf am 12.10.2013 ©Hallwilerseelauf
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2013“ – Per Express um den See – Hallwilerseelauf am 12.10.2013
Wenn am 12. Oktober 2013 der Startschuss zur 39. Austragung des Hallwilerseelaufs ertönt, wird einer nicht fehlen: Silvio Bertschi aus Pfeffikon. Auch diesmal wird der «Pöstler » von Beinwil am See direkt von der Arbeit zu «seinem» Rennen kommen.
Der 61-Jährige ist eine regionale Laufsport-Legende. 28-mal schulterte er das Gewehr für den Reinacher Waffenlauf, rund 30-mal nahm er am Engadin Skimarathon teil. Doch nie ist er vor einem Rennen derart nervös wie vor dem Hallwilerseelauf. Deshalb kommt es ihm ganz gelegen, dass er noch am Morgen des Laufs, wenn die Nordic Walker und Erlebnisjogger schon längstens auf der Strecke unterwegs sind, im Start- und Zielort Beinwil am See die Post verteilt.
«Da kann ich abschalten und werde nicht noch nervöser», erklärt Bertschi. An den Ausnahmezustand, der an diesem einen Tag im Jahr im beschaulichen Dorf herrscht, wird er auf seiner Tour trotzdem immer wieder erinnert. Sei es durch die restlos zugeparkten Plätze und Strassen, sei es durch die vielen persönlichen Glückwünsche seiner «Kundschaft». Man kennt Silvio Bertschi und seine Leidenschaft fürs Laufen.
Vorfreude aufs Jubiläum
Noch bevor der ruhige Pfeffikoner den ersten Schritt seiner 39. rennmässigen Seeumrundung in Angriff genommen hat, ist er gedanklich bereits beim Jubiläum von 2014. Für die Anekdoten-Sammlung in der geplanten Jubiläumsbroschüre gibt es keinen besseren Lieferanten als den Dauergast. Zum einen, weil er keinen Lauf ausgelassen hat und seine Rennen fein säuberlich dokumentiert hat. Zum andern, weil Silvio Bertschi die Post nicht nur liefert, er produziert sie auch gleich noch mit. Als regionaler Laufsport-Journalist überzeugt er seit Jahren ebenso sehr wie als aktiver Läufer.
Laufen mit Gänsehaut
Rund zehn Rennen bestreitet Bertschi pro Jahr. Da ihm sein Arbeitgeber, für den er seit 46 Jahren auf Verteiltour geht, das Startgeld der Swiss Runners Läufe bezahlt, konzentriert er sich bei der Auswahl auf diese Events. Der Hallwilerseelauf bleibt sein Favorit. Zwei Dinge haben es Silvio Bertschi besonders angetan: «Die unmittelbare Nähe zum Seeufer macht den Lauf einmalig. Und wenn ich nach Kilometer 15 über das schmale Brücklein auf den Vorplatz des Wasserschlosses Hallwyl laufe und in das Spalier der vielen Zuschauer eintauche, erfasst mich auch nach 39 Jahren noch ein wohliges Schaudern mit Gänsehaut.»
Überhaupt hat Bertschi das Gefühl, dass sich viele Einwohner der See-Anligergemeinden mit dem Lauf identifizieren. «So viele Zuschauer unterwegs erlebe ich an wenigen Laufanlässen», glaubt er. Und natürlich hört er auch nirgendwo sonst so viele «Hopp Silvio»…
An die erste Austragung im Jahr 1974 mag sich der Pöstler noch gut erinnern. «Mit 450 Teilnehmern war es ein ziemlich familiärer Rahmen. Und es war ziemliches Hudelwetter. » Später habe es sogar einmal geschneit. Meistens jedoch war mildes Herbstwetter angesagt, auch 1984, als Silvio Bertschi mit 1:17.30 seine persönliche Bestzeit aufstellte. Mit Spannung verfolgte er auch die Entwicklung der Teilnehmenden. Lange pendelte sich die Zahl bei gut 1000 Startenden ein, 2003 waren es dann erstmals über 3000 Klassierte (3384) und im Jahr 2011 meldeten sich als bisheriger Rekord sage und schreibe 7500 Läuferinnen und Läufer an.
Der kontinuierliche Ausbau des Programms mit Schülerrennen, Erlebnislauf, Teamrennen und dem 10-km-Lauf unterstützten diesen eindrücklichen Schub. Die Organisatoren um OK-Chef Roland Müller waren im letzten Jahrzehnt stets gefordert, um auf die erfreuliche Steigerung der Resonanz zu reagieren, sei es punkto Anreise, sei es punkto Logistik. Erfreulich, dass rund 3000 Startende für die Anreise den öffentlichen Verkehr benutzen.
Mit dem Ausbau des Parkplatzangebots auch im Nachbardorf Reinach (mit Shuttle-Service) und der Zusammenlegung von Startnummernausgabe, Garderobe und (Erlebnis-)Dusche beim Schulhaus Steineggli hat man im letzten Jahr nochmals einen sehr positiven Schritt gemacht. Auch für Silvio Bertschi war der Lauf von 2012 ein weiteres Highlight. Nicht wegen einer persönlichen Bestzeit, sondern, weil er auch diesmal ins Ziel kam. Wegen einer Zerrung in der Wade hing seine eindrückliche Serie an einem seidenen Faden.
Deshalb war ihm die Erleichterung, als er nach 1:49 Stunden in den Zieleinlauf einbog, ins Gesicht geschrieben. Er, der wegen des Hallwilerseelaufs schon früher aus den Ferien zurückkam, der nie krank oder verletzt war, wollte die weisse Weste unbedingt behalten. Das ist Silvio Bertschi gelungen.
Rainer Sommerhalder (Aargauer Zeitung)
Mehr zum Hallwilerseelauf unter www.hallwilerseelauf.ch
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