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10
06
2013

©swiss runners

Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2013“ – Bewährtes weiterführen – 28. Swissalpine Davos

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Andrea Tuffli verspricht, nicht mit grossem Geschütz aufzufahren. So, wie es sich im Moment präsentiert, gefällt ihm das Werk Swissalpine. Fünf Distanzen zwischen 10 und 79 Kilometern stehen den Läufern zur Auswahl. Zum ersten Mal seit deren Zulassung im Jahre 2001 können bei der bevorstehenden 28. Auflage auch die (Nordic-) Walker aus zwei verschiedenen Strecken wählen: 10 und 21 Kilometer. Mit dem Ausbau des Angebots erhofft sich Andrea Tuffli, der den Swissalpine 1986 ins Leben rief und mittlerweile ein Team von rund 1000 Helfern orchestriert, einen Zuwachs in dieser Kategorie. Bei der Durchführung im letzten Juli, als die 21 Kilometer aus dem Programm gekippt und durch 10 Kilometer ersetzt wurden, sackte die Beteiligung im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte ab.

Trotz Behinderung keine Sonderstellung

Einen empfindlichen Rückgang von acht Prozent gilt es auch bei den Läufern zu verkraften. Viele aus dem EU-Raum bleiben der Veranstaltung aufgrund des starken Schweizer Frankens fern. Einerseits, aus finanziellen Überlegungen, verständlich. Anderseits, aus emotionaler Sichtweise, bietet der Klassiker in den Bergen um Davos ein Naturerlebnis von unbezahlbarem Wert. Dessen ist sich auch der körperlich behinderte Christoph Sommer bewusst, der als sechsfacher Schweizer Rekordhalter über 1500 Meter bis Marathon gewöhnlich in flachem Gelände in Erscheinung tritt. «Landschaftlich kommt kein Lauf an den Swissalpine heran», meint der Sportler mit dem amputierten linken Unterarm.

Christoph Sommer schwärmt aber nicht nur von der «abwechslungsreichen und beeindruckenden Umgebung». Ebenso angetan scheint er von der «erstklassigen Organisation» und der «imposanten Atmosphäre ». Aufgrund seines physischen Handicaps kommt ihm am Swissalpine erhöhte Aufmerksamkeit und Bewunderung zu. Eine Sonderstellung im Feld der rund 4500 Sportler, das je ungefähr hälftig aus Schweizern und Ausländern besteht, besitzt er indes nicht. Dennoch weiss er sich zu behaupten und lief letztes Jahr auf den ersten 30 Kilometern ein einsames Rennen an der Spitze des K30-, C42- und K78-Feldes.

«In einem international besetzten Wettkampf die Führungsposition innezuhaben, ist eindrücklich und ehrenvoll», so der 40-Jährige aus Utzenstorf nach dem Gewinn des K30-Bewerbes. Obendrein setze ein beruhigender Vorsprung Kräfte in ihm frei und erlaube es ihm, die unbeschreiblich schöne Natur so richtig zu geniessen und die Anfeuerungsrufe der begeisterten Zuschauer auf sich wirken zu lassen. Wegen der Vielsprachigkeit der Teilnehmer, die aus über 60 Nationen stammen, fühle er sich am Swissalpine wie an einem Rennen im Ausland, so der viermalige Paralympics- Teilnehmer und mehrfache WM- und EMMedaillengewinner über verschiedene Distanzen.

Mehrere Tage im Landwassertal

Der Swissalpine, wie auch internationale Titelkämpfe, bieten Christoph Sommer ein gesellschaftliches Erlebnis. Nach Davos reist er – analog zum Grossteil der Läufer – in Begleitung von Gleichgesinnten. Meist weilt die Gruppe drei Tage im Landwassertal und pickt einzelne Angebote aus dem attraktiven Rahmenprogramm mit der Bezeichnung Highseven heraus. «Ich freue mich immer wieder, mir bekannte Läufer zu treffen und in aller Ruhe mit ihnen zu plaudern.» Den Austausch geniesst er jeweils auch an der Farewell-Party mit Siegerehrung im Kongresszentrum. «Obwohl der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt ist, herrscht im Vergleich zu anderen Grossanlässen eine familiäre Atmosphäre.»

Die Entwicklung des Swissalpine verfolgt Christoph Sommer mit wachsamem Auge. «Die Veranstaltung übt eine gewaltige Faszination aus», sagt er. «Selbst Leute, die sich nur wenig für den Laufsport interessieren, kennen sie.» Einem erfolgreichen Abschneiden misst der Emmentaler einen entsprechenden Stellenwert bei. Mit mehr Prestige verbunden sind indes Top-Klassierungen bei Auslandstarts. Doch Christoph Sommer, der auf Weltniveau in Marathons schon oft der schnellste europäische behinderte Läufer war, gibt zu bedenken: «Als Schweizer sollte man die Anlässe im eigenen Land berücksichtigen.» Für Andrea Tuffli und andere hiesige Veranstalter muss diese Aussage wie Musik in den Ohren tönen.

 

Anita Fuchs (Die Südostschweiz)

Mehr zum Swissalpine Davos unter www.swissalpine.ch

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