Der Lucerne Marathon ist ein Genussmarathon. Elite-Cracks, welche Topzeiten ansteuern, werden nicht verpflichtet. ©swiss runners
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2012“ – Staunende Tempomacherin – Lucerne Marathon am 28.10.2012
Die Initianten des Lucerne Marathons kannten Katrin Dörre-Heinig aus den 80er und 90er-Jahren. Damals gehörte die 18-fache Siegerin eines bedeutenden Städtemarathons, welche die 42,195 km rekordverdächtige 21-mal unter 2:30 Stunden bewältigte, zu den Lieblingsgästen am Eliterennen des Luzerner Stadtlaufs. Der Kontakt hielt auch nach der Jahrtausendwende und dem Karriereabschluss Dörres.
Neu aufgefrischt und belebt wurde die Freundschaft vor Jahren an der Expo des Frankfurt Marathon. Und plötzlich stand die Anfrage: «Katrin, möchtest du nicht als Tempomacherin mitlaufen an unserem Lucerne Marathon?» Eine Frage zum Überlegen war dies für Dörre nicht. Spontan sagte sie zu. «Ich bin immer gerne in die Schweiz gereist, das ist die Gelegenheit, dies wieder einmal zu tun.»
Und aus dem Einmalversuch wurde «etwas Regelmässiges». Jahr für Jahr fährt die mittlerweile 50-Jährige für drei Tage nach Luzern. Für die Halbmarathon-Strecke stellt sie sich inzwischen zur Verfügung. In 100 Minuten läuft sie die 21,1 km. «Enormen Spass» empfindet sie dabei. In einem «Tempo, das mir leicht fällt» ist sie unterwegs. «Die Pufferzeit ist gross», sagt sie. Letzten Frühling suchte sie wieder einmal die Herausforderung und lief die Distanz in 1:20:35 Stunden. Auf die leichte Schulter nimmt sie die Aufgabe aber keineswegs. «Auch für 1:40 muss ich gesund sein, regelmässig trainieren», weiss sie. Als Motivaton benötigt sei das Engagement allerdings nicht: «Ich würde sowieso laufen.»
Neues Gefühl
Ans Rennen als Tempomacherin hat sie sich inzwischen gewöhnt. Zu Beginn aber staunte sie. Katrin Dörre erklärt: «Als Spitzenläuferin konnte ich zuvorderst einstehen, zuvorderst loslaufen. Was hinten bei den Volksläufern abgeht, wusste ich nicht.» Einstehen, warten und beim Startkommando langsam anlaufen. «Vor dir Füsse, neben dir Füsse, hinter dir Füsse und immer bedrängt und immer gefährdet zu stolpern oder einen zu hohen Rhythmus mitzugehen.» Als anspruchsvoll, empfand sie die Aufgabe. Mittlerweile aber ist sie in die Rolle hineingewachsen. «Jetzt geniesse ich, schätze es, wenn sich viele Leute anhängen, mir vertrauen, sich auf mich verlassen.»
Und Katrin Dörre geniesst die Ambiance des Lucerne Marathon. «Bei dieser Strecke kommen sämtliche Sinne voll auf die Rechnung», sagt sie. Die begeisterten Zuschauer, die Musikbands, die Landschaft, der See, die Abwechslung streicht sie hervor und reduziert alles auf ein Wort: «Wahnsinn.» Beim Lucerne Marathon sei das Kopfdrehen nach links und nach rechts Pflicht. Und aufzunehmen gelte es die Rhythmen. «Klasse, was da geboten wird, das zieht dich einfach vorwärts und motiviert», sagt sie zu den diversen Musikformationen am Streckenrand. Riesig war hinterher jedes Mal die persönliche Befriedigung: «Der Lucerne Marathon ist ein tolles Erlebnis, und wenn am Schluss die neu gefundenen Freunde lächeln und sich glücklich bedanken kommen, mündet das in tiefste Zufriedenheit.»
Katrin Dörre ist eine von rund 30 Tempomachern, die für die beiden Hauptdistanzen Halbmarathon und Marathon in einem regelmässigen Tempo vorgegebene Endzeiten ansteuern. Alle sind sie erfahrene Läuferinnen und Läufer. Unter ihnen befanden sich in der Vergangenheit weitere Koryphäen wie die ehemaligen Spitzenläufer Noldi Mächler und Kasimir Kunz, Dr. Beat Villiger, Holmenkollen-Sieger Kari Lustenberger oder die ehemaligen Mister Schweiz, André Reithebuch und Stephan Weiler.
Durchs KKL
Und ein zusätzlicher Höhepunkt dürfte in diesem Jahr das Erlebnis vertiefen – nicht nur für Katrin Dörre: die Passage des KKL Luzern (Kultur- und Kongresszentrum). Das Bauwerk – nach den Plänen von Star-architekt Jean Nouvel erbaut – gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Strecke des Lucerne Marathon hat dieses Bauwerk seit jeher mehrmals passiert. Doch für einmal führt diese Strecke auf dem Retourweg nicht ums KKL, sondern durchs KKL. Durch den Lieferanteneingang werden die Läufer ins eindrückliche Gebäude hineinlaufen. Sie durchqueren den «Luzerner Saal», aus dem vorgängig Bühne und Stühle entfernt werden.
Auf der Europaplatz-Seite verlassen die Sportler das Kulturgebäude sodann wieder. «Nachdem letztes Jahr der Parcours durch den fast fertiggestellten neuen Zentralbahntunnel führte, suchten wir für dieses Jahr für eine ähnliche Attraktion», sagt OK-Präsident Hansruedi Schorno. Diese wurde zweifellos gefunden.
Und es wartet eine Überraschung. KKL-Präsident Pius Zängerle untermalt: «Wir werden uns etwas einfallen lassen und diesen Streckenabschnitt eindrücklich in Szene setzen.»
Mehr Informationen zum Lucerne Marathon unter www.lucernemarathon.ch
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