Die Präsenz von Ryffel, Waitz und Wittenberg am Greifenseelauf ist bezeichnend. Die Veranstaltung ist seit je darauf ausgerichtet gewesen, übers Lokale auszustrahlen. ©swiss runners
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2012“ – Lauf mit Tiefsinn – Greifenseelauf am 22.9.2012
Ein Paar Zahlen zum Greifenseelauf verdeutlichen, welche Entwicklung hinter dem Lauf-sport beim weiblichen Geschlecht steckt. Letztes Jahr liefen bei der 32. Austragung im Halbmarathon, auf der 10-km-Strecke und in den Kinderrennen insgesamt 3866 Frauen und Mädchen. Knapp 36 Prozent waren das im Vergleich zu den 6955 Männern und Knaben.
Ein Verhältnis ist dies, das etwa 1989 noch ganz anders ausgesehen hatte. Damals liefen 1684 Männer und 402 Frauen, was einem Anteil von nur gut 19 Prozent entsprach. Und das, nachdem der Anteil an laufenden Frauen bereits in den 80er-Jahren stark gestiegen war.
Diese Entwicklung beim Greifenseelauf ist exemplarisch. In ähnlichem Rahmen entwickelte sich die Frauenquote nicht nur bei den andern bedeutenden Schweizer Volksläufen, sondern überall in Mitteleuropa, Skandinavien oder Nordamerika. Und eine Frau war treibende Kraft hinter dem Phänomen, war unermüdliche Vorzeigefigur, bestes Beispiel: Grete Waitz. Die Norwegerin, erste Weltrekordhalterin über 3000 m überhaupt, x-fache (Cross-)Weltmeisterin und vor allem neunfache Siegerin am legendären New York Marathon personifizierte, dass der Langstreckenlauf auch die Frauen anspricht, dass er auch für sie diverse Vorteile mit sich bringt.
Auch am Greifenseelauf hinterliess Grete Waitz Spuren – als Siegerin der dritten, vierten und siebten Austragung, jedes Mal mit einem Riesenvorsprung von über zweieinhalb Minuten und als «ewige» Streckenrekordhalterin in 1:02:52 Stunden auf der alten, 19,5 km messenden Greifenseelaufstrecke. «Ohne eisernen Willen ist es unmöglich, eine grosse Läuferin zu sein», verkündete sie unter anderem. In Erinnerung geblieben ist die Norwegerin aber auch wegen ihrer Offenheit. «Ich laufe hier aus Freude und ich treffe auf Freunde», sagte sie. Und in bester Erinnerung ist geblieben, wie sie einst in der Küche des Restaurants Traube verschwand und mithalf, das Abschlussessen mit den Siegern vorzubereiten.
Sie erklärte: «Wenn andere arbeiten, kann ich nicht zuschauen.» Zu verdanken hatte Uster den mehrmaligen Start von Grete Waitz vor allem Markus Ryffel. Ryffel und Waitz verband eine enge Freundschaft seit den 70er-Jahren. Und mit Waitz’ Lancierung des Frauenlaufs in Oslo inspirierte sie nicht zuletzt auch Vreni Weibel und Jacqueline Ryffel für den Aufbau des Schweizer Frauenlaufs.
Der Tod und das Fortlebende
2010 verstarb Grete Waitz nach fünfjährigem Krebsleiden. Sie hat auch in dieser letzten Periode gewirkt, unter anderem mit der Gründung und Etablierung der Stiftung «Aktiv gegen Krebs». Für diese lebte sie und verstand es, bedeutende Marktsteine zu setzen gegen die Passivität von Krebskranken, gegen die gefühlte Hilflosigkeit, aber auch für die Prävention durch Aktivsein, nicht zuletzt bei Kindern und Jugendlichen.
Und für diese Stiftung liefen Markus Ryffel, Ehemann Jack Waitz und Mary Wittenberg, die OK-Präsidentin des New York Marathons, beim letzten Greifenseelauf mit. Sie trugen die Botschaft von Grete Waitz mit ihrer Aktion weiter in die Welt hinaus. Den Erlös aus dem Verkauf der Shirts liessen sie vollumfänglich der Stiftung zukommen. Für Ryffel wie Waitz und Wittenberg war dieser Greifenseelauf «sehr bewegend».
Erinnerungen kamen hoch und die Erkenntnis, welche Vorreiterrolle Grete Waitz ausfüllte in der weiten Welt des Frauenstrassenlaufes, aber auch am Greifenseelauf. «Sie ist die überragende Legende unseres Sports», sagte Wittenberg, «dank ihr ist der Marathonlauf zu dem geworden, was er heute ist – nicht nur in New York.»
Die Präsenz von Ryffel, Waitz und Wittenberg am Greifenseelauf ist bezeichnend. Die Veranstaltung ist seit je darauf ausgerichtet gewesen, übers Lokale auszustrahlen. Diverse Highlights zeugen davon, etwa 1998 die Halbmarathon-Weltmeisterschaft oder 2001 der Abschiedslauf von der Schweizer Marathon-Rekordhalterin Franziska Rochat-Moser oder jüngst die Auftritte von Viktor Röthlin.
Und dass dabei auch die Volksläuferinnen und Volksläufer voll auf ihre Rechnung kommen auf der landschaftlich einzigartigen Strecke, beweist sich anhand der Beliebtheit. Von der Grösse her zählt der Greifensee seit Jahren zu den Top 7 unter den Schweizer Volksläufen.
Mehr Informationen zum Greifenseelauf: www.greifenseelauf.ch
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